QM & Psychiatrie: Casemanagement im Fokus

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Wagner-Kronberger, Amouzadeh-Ghadikolai

Die Erfolgsgeschichte einer Überbrückungsambulanz durch QM und Psychiatrie: Casemanagement für nahtlose Versorgung, Effizienzsteigerung, Rückfallreduzierung – wegweisend mit Reproduzierbarkeits- und Nachhaltigkeitspotenzial …

In der Steiermark wurde eine innovative Lösung für bedeutende Herausforderungen in der nahtlosen Weiterbehandlung psychiatrischer Patienten von der Akutversorgung bis zur wohnortnahen Betreuung entwickelt. Mangelhafter Informationsaustausch und eine unkoordinierte Versorgungskette im Spannungsfeld einer zentralisierten stationären und dezentralen (wohnortnahen) ambulanten Versorgung führten bisher zu ineffizienten Behandlungswegen und wiederholten Krankenhausaufenthalten. Der Beitrag beleuchtet, wie durch die Zusammenführung von medizinischer und qualitätsmanagementbezogener Expertise eine Einrichtung entstand, die nicht nur die Versorgungslücke schließt, sondern auch eine nachhaltige Veränderung im Umgang mit psychiatrischen Akutpatienten am Übergang zur ambulanten Behandlung markiert. Ein leuchtendes Beispiel dafür, dass echter Fortschritt in der Gesundheitsversorgung nur durch gemeinsames Handeln erreicht werden kann.

Qualitätsmanagement und psychiatrische Versorgung

Die Initiative zur Etablierung der Überbrückungsambulanz als Ambulantes Case­management (ACM) markiert einen entscheidenden Schritt vorwärts im Qualitätsmanagement der psychiatrischen Versorgung. Dieses Projekt demonstriert, wie durch strukturierte Prozesse und stringentes Qualitätsmanagement die Versorgung psychiatrischer Akutpatienten nahtlos und effizient gestaltet werden kann, mit dem Ziel, die Qualität der Patientenversorgung deutlich zu verbessern und dabei gleichzeitig die Belastung der Akutambulanzen und der stationären Versorgung zu reduzieren.

Innovative Lösungen für eine nahtlose Patientenversorgung

Durch die Errichtung wurde eine Lücke im Behandlungsprozess geschlossen, die zuvor zu hohen Rückfallraten und einer Überlastung der akutambulanten Dienste geführt hat. Sie gewährleistet durch einen verschränkten Behandlungsprozess eines multiprofessionellen Teams mit den Verbindungsdiensten aller fünf Träger psychosozialer Beratungsstellen der Steiermark eine umfassende, integrative ambulante Versorgung psychiatrischer Akutpatienten. Die Einbindung von IT-gestützten Lösungen ermöglicht dabei einen lückenlosen Informationsfluss zwischen allen beteiligten Einrichtungen und sorgt für eine effiziente Koordination der Weiterbehandlung.

Strategische Planung für langfristigen Erfolg

Das Projekt zeichnet sich nicht nur durch seine integrative Herangehensweise in der psychiatrischen Versorgung aus, sondern auch durch seine sorgfältige Planung und Durchführung gemäß etablierter Projektmanagementstandards. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf die Strategieorientierung des Unternehmens gelegt, um sicherzustellen, dass das Projekt nicht nur den unmittelbaren Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten entspricht, sondern auch langfristig zur Erreichung der übergeordneten Ziele des Unternehmens und des Landes beiträgt.

Umfassende Analysen für fundierte Entscheidungen

Um eine umfassende Basis für die Projektplanung und -umsetzung zu schaffen, wurden umfangreiche externe und interne Analysen durchgeführt. Die Umweltanalyse, Zielgruppenanalyse und Stakeholderanalyse ermöglichten ein tiefes Verständnis der externen Rahmenbedingungen und der Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen. Gleichzeitig bot die Kundenzufriedenheitsanalyse wertvolle Einblicke in die Perspektive der Patientinnen und Patienten und trug dazu bei, die Dienstleistungen der Überbrückungsambulanz optimal auf deren Bedürfnisse auszurichten.

Strategische Maßnahmen aus der SWOT-Analyse

Die Anwendung einer SWOT-Analyse half dabei, Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Projekts umfassend zu identifizieren und zu bewerten. Durch die darauffolgende Clusterung konnten strategische Maßnahmen abgeleitet werden, die sowohl die internen Stärken nutzen als auch auf externe Chancen reagieren. Diese strategische Ausrichtung gewährleistete, dass das Projekt effektiv zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung beiträgt und gleichzeitig resilient gegenüber potenziellen Herausforderungen ist.

Kontinuierliche Überwachung und Anpassung durch den PDCA-Zyklus

Die gesamte Projektlaufzeit, bestehend aus einer dreijährigen Pilotphase sowie der aktuell andauernden Phase der Verlängerung und Erweiterung des Leistungsangebots, wurde durch eine kontinuierliche Überwachung und Analyse von Kennzahlen begleitet. Diese methodische Herangehensweise ermöglichte es, den Fortschritt des Projekts präzise zu verfolgen und zeitnah auf Veränderungen und Herausforderungen zu reagieren. Die Anwendung des PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) im Rahmen des Qualitätsmanagements gewährleistet, dass die Patientenversorgung kontinuierlich evaluiert und optimiert wird.

Diese systematische Herangehensweise ermöglicht es, auf Bedürfnisse und Rückmeldungen von Patientinnen und Patienten flexibel zu reagieren und die Behandlungsprozesse entsprechend anzupassen. Durch regelmäßige Treffen des Ambulanzteams und die halbjährliche Analyse der erhobenen Daten wird eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung gefördert, die letztendlich zu einer höheren Patientenzufriedenheit und einer Reduktion der Wiedervorstellungs- und Aufnahmeraten führt.

Erfolgreiche Implementierung durch starke Kommunikation

Die Kommunikationsstrategie spielt eine zentrale Rolle bei der erfolgreichen Implementierung und Akzeptanz. Durch eine partizipative Kommunikationsstrategie werden alle Stakeholder aktiv einbezogen und motiviert, wodurch eine erhöhte Akzeptanz des Projekts erreicht wird. Die regelmäßige Vernetzung und Befragung aller Beteiligten schafft eine Verhandlungsbasis und fördert den Dialog und begünstigt wesentlich den kontinuierlichen Verbesserungsprozess der Patientenversorgung.

Fazit

Die Projektevaluierung zeigt deutlich eine signifikante Reduktion der stationären Aufnahmen, eine Verbesserung der Prozessqualität und eine erhöhte Patientenzufriedenheit. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines effektiven Qualitätsmanagements in der psychiatrischen Versorgung und demonstrieren, wie durch kreative Lösungen und interdisziplinäre Zusammenarbeit nachhaltige Verbesserungen erreicht werden können. Mit dem Erfolg der ACM-Überbrückungsambulanz werden nicht nur die unmittelbaren Ziele der verbesserten Patientenversorgung und der Reduktion von stationären Aufnahmen erreicht, sondern es werden auch langfristige volkswirtschaftliche Vorteile generiert. Die Optimierung der organisatorischen Abläufe und die Koordination zentralisierter und dezentraler Versorgungsprozesse tragen zu einer kosteneffizienten Versorgung bei, die letztlich die gesamte Gesundheitslandschaft stärkt. Das Projekt steht für eine zukunftsweisende Vorgehensweise in der Gesundheitsversorgung, die durch strategische Planung, Einbindung von Stakeholdern und kontinuierliche Qualitätsverbesserung nachhaltig zum Wohl der Patienten und zur Effizienz des Gesundheitssystems beiträgt.

Autorin & Autor:

Angelika Wagner-Kronberger, MBA
Certified Project Manager
Assistentin des Ärztlichen Direktors
LKH Graz II
Steiermärkische Krankenanstalten­gesellschaft m.b.H.
angelika.wagner@kages.at

Mag. Dr. Omid Amouzadeh-
Ghadikolai

Projektleitung
ACM Überbrückungsambulanz
Oberarzt LKH Graz II
Steiermärkische Krankenanstalten­gesellschaft m.b.H.

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