Die Digitalisierung ist ein Schlagwort, das unser Leben in vielen Aspekten durchdrungen hat, auch im Gesundheitswesen. Doch was bedeutet diese Entwicklung konkret für die Patienten? In Österreich beispielsweise wird die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) seit über 15 Jahren entwickelt. Dennoch werden wir bei Krankenhausbesuchen oder beim Blick in unsere elektronische Gesundheitsakte immer noch mit vielen Papierformularen und unvollständigen Datensätzen konfrontiert.
Um den tatsächlichen Nutzen der Digitalisierung für Patienten zu verstehen, haben wir Gespräche mit Experten im Krankenhausumfeld geführt. Der Ist-Zustand lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Technisch ist (fast) alles möglich: Die Technologie bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, die Gesundheitsversorgung zu revolutionieren.
- Unausgeschöpfte Potenziale: Trotz der vorhandenen Technologien werden viele Potenziale nicht ausgeschöpft.
- Defizite im Datenmanagement und der Vernetzung: Die größten Herausforderungen bestehen in den Bereichen Datenmanagement, Patientenlogistik und der Vernetzung von Gesundheitseinrichtungen.
Es gibt unterschiedliche Ansätze zur Unterstützung der digitalen Transformation im Gesundheitswesen. Ein Ansatz steht für radikale Veränderungen in den gesetzlichen Rahmenbedingungen, während ein anderer eine evolutionäre Entwicklung bevorzugt. Die erstgenannte Argumentation wird seit Jahren von vielen Seiten gefordert, während die zweite von denen unterstützt wird, die bereits erfolgreiche, datenschutzkonforme Projekte durchgeführt haben.
Ein Beispiel für einen erfolgreichen datenschutzkonformen Ansatz ist das Tumorzentrum Oberösterreich, in dem die Daten aller Tumorpatienten in OÖ erfasst und analysiert werden. Damit werden Diagnose und Therapie aktueller und künftiger OÖ-Patienten durch die trägerübergreifenden Tumorboards verbessert.
Erfolgreiche Umsetzungen hängen vom patientenzentrierten Nutzen der beteiligten Stakeholder (Gesundheitsanbieter, Kassen, Bund, Länder, Gemeinden) ab. Alle müssen verstehen, welchen Nutzen die digitale Bereitstellung der Gesundheitsdaten hat. Kann dies zu einer besseren und schnelleren Diagnose oder Behandlung führen? Oder ist die Datenerfassung einfach nur aufwendig und riskant? Können die Daten anonymisiert für Forschungszwecke oder Bedarfsplanungen genutzt werden?
Basierend auf diesen Erkenntnissen, ergeben sich einige Handlungsempfehlungen für die Digitalisierung im Gesundheitswesen:
■ Übertragung von Best-Practice-Modellen: Erfolgreiche Modelle (z.B. Tumornetzwerke, hospital at home etc.) sollten in versorgungswirksamen Bereichen (z.B. chronische Krankheiten) oder in Modellregionen (z.B. Bezirksebene) implementiert werden.
■ Schaffung von Anreizen und Nutzensichtbarkeit: Es ist wichtig, den Nutzen der Digitalisierung, insbesondere für Patienten und Gesundheitsdienstleister, transparent zu machen.
■ Validierung der Datenbasis: Die digitale Transformation sollte eine solide Datenbasis für Forschung und Bedarfsplanung schaffen.
■ Transparente Informationen: Es ist entscheidend, Patienten sowohl online als auch offline umfassend über ihre Entscheidungsmöglichkeiten und deren Folgen bei der Nutzung von Gesundheitsleistungen zu informieren.
■ Überarbeitung der Rechtsgrundlagen: Veraltete rechtliche Anforderungen, wie beispielsweise die Notwendigkeit von Faxgeräten, sollten überprüft und aktualisiert werden.
Wir wissen, dass die Umsetzung der Digitalisierung ein komplexes Thema ist. Deshalb bringen wir uns als Beratungsunternehmen besonders dazu ein, den Patientennutzen im Fokus zu behalten und die Systeme anpassungsfähiger/interoperabler und auch ressourcenschonender zu machen.
Autoren:
MMag. Wolfgang Bayer
Mag (FH) Verena Prückl
Stephan Knoll, MA
Wolfgang Bayer Beratung GmbH
www.wbayer.at