vor genau einem Jahr befanden wir uns im letzten Lockdown. Erinnern Sie sich noch? Mir scheint dies schon ewig lange her zu sein. Wie stark mich die Erfahrungen der Pandemie doch gezeichnet haben, bemerkte ich, als ich einmal husten musste – genau einen Tag vor meinem Recherchetermin mit Florian Brandstetter. Coverinterviews führe ich immer persönlich. Und jetzt Husten! Und so ganz fit fühlte ich mich auch nicht (dies allerdings schon seit meinem 45. Geburtstag). Fiebermessen und Stäbchentest waren Automatismen. Fürs Gurgeln war es zu spät. Als wenig später noch drei Huster meine Lunge füllten, bat ich Herrn Brandstetter um einen Video-Termin. Ich wollte keine Virenschleuder abgeben. Das folgende Online-Gespräch erfüllte meine journalistischen Ansprüche zur Gänze. Freilich: Das Zwischenmenschliche bleibt am Schirm immer etwas auf der Strecke.
TeleDoc-Gründer Florian Brandstetter im Online-Interview.
Ich denke, dass dies den Ablauf jeder telemedizinischen Sprechstunde beschreibt. Inhaltlich in Ordnung, sozial ausbaufähig. Aber die digitalen Kommunikationskanäle sind prädestiniert, das Gesundheitssystem in vielen Bereichen zu entlasten – beginnend bei der Erstversorgung, wo Halsweh vom Herzrasen getrennt wird, bis hin zu den Konsilien, wo sich Mediziner in den kleinen Spitälern Rat bei Spezialisten in den Uni-Kliniken holen. Wenn schon nicht jede Ordination verpflichtend regelmäßige Online-Sprechstunden anbietet, dann müssen diese zumindest in Schwerpunktpraxen und in jedem Primärversorgungszentrum institutionalisiert und ausgerollt werden – ASAP!! Niemand versteht, dass diese Anwendungen an den Bremskoalitionen aus Ländern, Kassen und Kammern regelmäßig abperlen. Die punktuell laufenden Projekte haben viel zu wenig Ausstrahlung auf das Gesamtsystem.
IHS-Gesundheitsökonom Thomas Czypionka sagt es im Interview dieser Ausgabe unverblümt: „Wir haben zu viele Veto-Player.“
In dem Sinne: Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr 2023.
Bleiben Sie uns gewogen
Josef Ruhaltinger
ruhaltinger@gesundheitswirtschaft.at