Kinder- und Jugendreha: Es gibt noch Optimierungspotenzial

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Autor: Markus Wieser

Durch den konsequenten Einsatz des Fördervereins Kinder- und Jugendlichenrehabilitation seit 2009 konnte mit 2014 die Finanzierung der Rehabilitation für Kinder und Jugendliche gesichert werden. 2016 fielen die ersten Beschlüsse für Zentren, die sich ausschließlich der Kinder- und Jugendreha widmen. Mittlerweile sind fünf Reha-Zentren in drei Versorgungsregionen in Betrieb: Nord, Ost und Süd. Das sechste Zentrum für die Region West soll bis 2023 in Wiesing in Tirol eröffnen.

Damit hat der Förderverein ein neues Kapitel in der Gesundheitsversorgung Österreichs geschrieben und hilft dadurch vielen Kindern und deren Eltern in einer schwierigen Lebenssituation. Zu den Indikationen zählen die mobilisierende Reha, die psychosoziale Reha, kardiologische und pulmologische Rehabilitation, Krankheiten des Stoffwechselsystems, des Verdauungsapparates sowie eine hämato-onkologische Rehabilitation.

Die ersten Meilensteine in der Kinder- und Jugendlichenrehabilitation sind erreicht. In den Reha-Einrichtungen betreut der Förderverein als Elterninitiative vor Ort die Kinder und Familien, speziell in der freizeit- und sozialpädagogischen, aber auch in der familiengeführten Rehabilitation. Mit den Spenden, über die sich der Verein finanziert, werden aber auch Familien, die durch die Erkrankung ihrer Kinder in Not geraten, unterstützt.

Ein wesentlicher Bestandteil in allen Reha-Zentren ist neben der kinder- und jugendgerechten Rehabilitation die pädagogische Betreuung während des Aufenthaltes. Dafür stehen eigene Kindergärten sowie eine Tagesstättenschule zur Verfügung, die auch von den Geschwistern besucht werden können. Dadurch ist gewährleistet, dass die Kinder bzw. Jugendlichen während ihres Aufenthaltes den Schulunterricht nicht versäumen.

2019 wurde der Förderverein durch die nunmehrige ÖGK durch eine Kooperationsvereinbarung vertraglich beauftragt, die Kinderreha-Einrichtungen in Österreich zu evaluieren.

Je eher die Langzeitfolgen der Pandemie behandelt werden, desto eher wird den Kindern eine optimale Rückkehr in den Alltag ermöglicht.

Eine weitere Aufgabe, der sich der Verein widmet, sind die Grundlagen und Begleitumstände rund um das Thema Reha: Es ist gelungen, dass für begleitende Geschwisterkinder eine zusätzliche Begleitperson finanziert wird, damit diese die Geschwister während des Reha-Aufenthaltes betreuen kann.

Es braucht aber rechtliche Änderungen. Um Kinder zu begleiten, müssen Eltern etwa Urlaub oder Zeitausgleichstage konsumieren und hoffen, dass sie damit über die Zeit der Behandlung kommen. Der Förderverein Kinderreha fordert daher für alle Indikationen einen Rechtsanspruch auf vier Wochen bezahlte Freistellung während des Reha-Aufenthaltes. Dieser Anspruch soll zwischen den Eltern auch geteilt werden können. In der Hämatoonkologie gibt es dazu bereits einen Sideletter (FOR) und eine entsprechende Vereinbarung, wo zusätzlich zweieinhalb Personen einen Anspruch haben, finanziert werden und auch Therapien inkludiert sind.

Eine besondere Bedeutung kommt auch der psychosozialen Rehabilitation zu, die bereits vor der Pandemie einen großen Anteil in der Kinder- und Jugendlichenreha ausgemacht hat. Durch COVID-19 haben die Belastungen abermals zugenommen. Die Kinderreha-Zentren könnten hier gute Optionen mit qualitativer Betreuung für stationäre und therapeutische Aufenthalte bieten. Der Bund und das Gesundheitsministerium sind daher gefordert, den Betroffenen diese Unterstützung auch teil werden zu lassen. Je eher die Langzeitfolgen der Pandemie behandelt werden, desto eher wird den Kindern eine optimale Rückkehr in den Alltag ermöglicht. Denn die Betroffenen haben keine Zeit zu verlieren und benötigen rasch Rehabilitation und Unterstützung.    //

Zur Person: Markus Wieser ist Gewerkschafter und Präsident der Niederösterreichischen Arbeiterkammer. Er ist aber auch Obmann und Gründer des Fördervereins Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich. Seine Tochter erkrankte an akuter myeloischer Leukämie (AML). Nach der Intensivbehandlung musste er erfahren, dass es in Österreich über 7.000 Reha-Betten für Erwachsene, jedoch kein einziges für Kinder und Jugendliche in eigenen Einrichtungen gibt. www.foerderverein-kinderreha.at

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