Brocks Panorama – internationale Gesundheits­wirtschaft

Lesedauer beträgt 2 Minuten
Autor: Heinz Brock

Aktuelles aus der internationalen Welt der Gesundheitswirtschaft.

Deutschland
Cyberkriminalität: 20 Prozent der erpressten Institutionen zahlen Lösegeld

Drei Viertel der deutschen Gesundheitseinrichtungen waren im letzten Jahr Opfer von Cyberangriffen. Betroffen waren etwa zur Hälfte die jeweiligen IT-Systeme selbst, vernetzte medizinische Geräte oder die Gebäudetechnik waren jedoch ebenso Ziele der Attacken. 33 Prozent der Vorfälle haben moderate bis erhebliche Auswirkungen auf die Patientenversorgung, in 27 Prozent sind die Folgen für die Patienten als ernsthaft einzustufen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Global Healthcare Cybersecurity Study 2023 von Softwareanbieter Claroty, bei welcher weltweit insgesamt 1.100 Fachkräfte aus den Bereichen Cybersicherheit, Technik, IT und Netzwerke in Gesundheitseinrichtungen befragt wurden. 20 Prozent der von Ransomware betroffenen Einrichtungen in Deutschland haben das geforderte Lösegeld gezahlt. „Die Healthcare-Branche hat im Bereich der Cybersicherheit mit vielen Herausforderungen zu kämpfen: schnell wachsende Angriffsflächen, veraltete Technologien, Budgetbeschränkungen und ein globaler Mangel an Cyber-Fachkräften“, lautet das Fazit der Studie.

Deutschland
Lauterbach forciert Nutzung von Gesundheitsdaten

Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach will im „digitalen Entwicklungsland“ Deutschland mit zwei Gesetzesentwürfen zukünftig die „patientenwohlorientierte“ Gesundheitsdatennutzung ausbauen. Ziel des Datennutzungsgesetzes (GDNG) ist es, für öffentliche und private Wissenschaftsvereinigungen unter einem „ermöglichenden Datenschutz“ die organisatorischen und bürokratischen Hürden beim Zugang zu Datenbanken im Gesundheitswesen abzubauen. Ein weiteres Digitalgesetz soll unter anderem den flächendeckenden Rollout der elektronischen Patientenakte (ePA) regeln. Ein Detail des Gesetzes sieht vor, dass Krankenkassen verpflichtet werden, die betroffenen Versicherten zu informieren, wenn sich anhand ihrer versichertenindividuellen Daten konkrete Gesundheitsgefährdungen erkennen lassen. AOK-Bundesverband und Ersatzkassenverband haben sich für diese Möglichkeiten ausgesprochen, Ärzteverbände hatten sich zuletzt massiv an diesem Vorhaben gestoßen.

Frankreich
Pensionierte Ärzte sichern die Versorgung

Im südfranzösischen Albi hat Anfang Juni dieses Jahres eine etwas ungewöhnliche Gruppenarztpraxis ihre Pforten geöffnet. Von den neun Ärzten, die dort praktizieren, sind die jüngsten 70 Jahre alt, der älteste ist 78. Die Stadt stellte den pensionierten Ärzten kostenlos Räume zur Verfügung, die sie mit Unterstützung des Krankenhauses zur Arztpraxis umbauen ließen. Auch Sekretariatsarbeiten sowie alle Verwaltungstätigkeiten werden von Mitarbeitern des Krankenhauses übernommen. Die neue Praxis ist juristisch organisiert wie ein eingeschriebener Verein: die „Association des Médecins Retraités de l’Albigeois“ (AMRA). Bei AMRA werden die Patienten zum Kassentarif behandelt, die Ärzte selbst erhalten eine Tagespauschale. Das vereinfache den bürokratischen Aufwand. Diese Ü-70-Praxis ist bis heute einzigartig in Frankreich, obwohl aktuell im ganzen Land 12.600 pensionierte niedergelassene Ärzte Vollzeit oder in Teilzeit praktizieren. Seit 2009 hat sich die Zahl der pensionierten berufstätigen Ärzte mehr als verzehnfacht. Ab diesem Jahr war es ihnen endlich erlaubt, unbegrenzt weiterarbeiten zu dürfen, ohne wie zuvor auf einen Teil ihrer Pension verzichten zu müssen. Der älteste praktische Arzt Frankreichs hat vor wenigen Wochen seinen 101. Geburtstag gefeiert.

Quellen und Links:

Cyberkriminalität: 20 Prozent der erpressten Institutionen zahlen Lösegeld

Lauterbach forciert Nutzung von Gesundheitsdaten

Pensionierte Ärzte sichern die Versorgung

Dr. Heinz Brock
ist emeritierter Ärztlicher Geschäftsführer des
Kepler Universitätsklinikums und Kongresspräsident des
Österreichischen Gesundheits­wirtschaftskongresses ÖGWK.
Kontakt: heinz.brock@weitmoser-kreis.at

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