es gibt journalistische Momente, die einen auf dem falschen Fuß erwischen – ganz egal, wie man sich stellt. Der offizielle Ministerrat zur Gesundheitsreform war so terminisiert, dass er genau vier Tage nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe stattgefunden hat. Blöde Geschichte!
Sogar das Büro des Gesundheitsministers schlug vor, den avisierten Interviewtermin etwas näher an den Verhandlungsschluss zu legen. Niemand könne vorhersagen, was in den letzten 24 Stunden passieren würde.
Heute wissen wir: Der Rat war weise. Ich musste das Gespräch dennoch eine Woche vorher führen. Und weil man die Ärztekammer nie unterschätzen soll, galt es dann auch, die fertige Geschichte neu zu schreiben. Ein Dank an mein Produktionsteam!
Die Kompromisse, die aus den Bund-Länder-Kassen-Vereinbarungen auf den letzten Metern noch herausgeschossen wurden, erlauben der ärztlichen Standesvertretung, das Gesicht zu wahren.
Johannes Rauch hinterließ schon beim Interview den Eindruck, dass das Wirkstoffthema als potenzielle Verhandlungsmasse infrage kam. Auffallend die nachträglichen Kommentare aus der Weihburggasse – dem Sitz der Ärztekammer –, die von einem letztlich „guten“ und „brauchbaren“ Ergebnis sprechen.
Die überraschend konstruktive Einschätzung unterstreicht den Eindruck, dass – vielleicht mit Ausnahme der Spitze – eine neue Generation von Funktionären und Funktionärinnen das Ruder übernimmt. Wenn Politik die Kunst des Machbaren ist, dann hat die Gesundheitsreform 2024 ihre Vorgaben weitgehend erfüllt. Die erwartbare Kritik des fehlenden „großen Wurfes“ – Neuordnung der Bund-Länder-Kompetenzen mit Umbau von ambulant und stationär – ist angesichts der parlamentarischen Verhältnisse nicht ernst zu nehmen.
Bleiben Sie uns gewogen
Josef Ruhaltinger
ruhaltinger@gesundheitswirtschaft.at