Waschstraßen für Spitalsbetten

Lesedauer beträgt 2 Minuten
Autor: Norbert Peter

Immer mehr Kliniken investieren in automatische Bettenreinigungsanlagen. Die Anschaffung ist teuer, doch die Technik spart Zeit und Ressourcen.

Auch Krankenhausbetten kennen Waschstraßen. Ihre Desinfektion und Reinigung ist ein zentraler Bestandteil jedes Hygienekonzepts. Klinikbetten sind ein natürliches Habitat für Keime, ihre Reinigung ein Kostenfaktor. Ein Krankenhaus im Süden Dänemarks zeigt, wie es effizient geht: Die Klinik Apenrade in Sønderjylland bewältigt den Vorgang mit einem modernen Waschtunnel. Neben Rollstühlen werden auch Betten hygienisch gesäubert. Matratze und Bettrahmen werden vom Gestell getrennt und separat entkeimt. Wichtig ist, dass die eingebauten Antriebe moderner Spitalsbetten den Belastungen durch Hochdruck und Chemikalien standhalten.

Ein Vorteil der Tunnelmethode ist die Geschwindigkeit: Während die manuelle Reinigung rund 25 Minuten dauert, ist ein Durchlauf in zehn Minuten abgeschlossen. So können mehr Betten mit gleichem Personalaufwand bearbeitet werden. Ein spezieller Mechanismus führt die Matratzen halbautomatisch in die Anlage, was die Arbeit erleichtert. In Sønderjylland werden täglich 100 der insgesamt 340 Betten gewaschen, im Schnitt geht jedes Bett 40-mal pro Jahr durch den Tunnel.

Vollautomatisch und heiß.
Ein Mitarbeiter der Klinik im dänischen Apenrade schiebt ein Bett zur Desinfektion in den Wasch­tunnel. Pro Jahr durchläuft jede Liegestatt den Wäschevorgang im Schnitt 40mal.

Automatik in Wien

Auch die Klinik Landstraße des Wiener Gesundheitsverbundes setzt wie das AKH Wien auf eine zentrale Bettenaufbereitung. Bei 22.000 stationären Aufenthalten im Vorjahr ist der Bedarf deutlich höher als in Dänemark. Ein Bett wird rund eine Woche genutzt, vor jeder Neubelegung erfolgt eine Reinigung. Ein zehnköpfiges Team schafft bis zu 150 Betten pro Tag. Über einen Aufzug gelangen die Gestelle zur Aufbereitung. Matratzen, Leintücher und Polster werden vom Gestell getrennt und eigens behandelt. Danach beginnt die maschinelle Reinigung: Die Gestelle werden bei etwa 70 Grad gewaschen, chemisch-thermisch desinfiziert und bei 80 Grad getrocknet. Nach sechs Minuten sind Viren und Keime abgetötet.

Damit ist es nicht getan. Matratzen und Decken kommen für eineinhalb Stunden in eine Dampfdesinfektionsanlage bei 105 Grad. Für Polster und Schonbezüge gibt es eine eigene Industriewaschmaschine. Erst danach werden alle Teile im „Reinraum“ wieder zusammengeführt. Hier bezieht das Team die Gestelle mit Matratzen, Schonbezügen, Decken und Polstern. Zehn Minuten später ist das Bett wieder einsatzbereit.

Handarbeit bleibt

Der Trend geht in großen Häusern klar zur maschinellen Reinigung. Gründe sind kürzere Aufenthalte und der Personalmangel. Zwar sind die Investitionskosten hoch, doch sie amortisieren sich durch geringeren Personalaufwand, standardisierte Abläufe und mehr Hygiene. Eine zentrale Aufbereitung erzielt bessere Ergebnisse als die händische Reinigung auf Station, die personalintensiv und riskanter ist. Hinzu kommt der Schutz des Personals: Im Waschbereich sind Mitarbeitende Keimen weniger direkt ausgesetzt und körperlich entlastet.

Ganz verschwunden ist die Handwäsche nicht. Auch in der Klinik Landstraße wird bei Betten mit niedrigem Kontaminationsgrad das Gestell weiterhin händisch gereinigt. Das spart Transportwege und erlaubt eine schnelle Wiederverwendung. Dennoch gilt: Die maschinelle Reinigung bietet mehr Sicherheit und Effizienz. So wie nicht jeder sein Auto in die Waschstraße bringt, bleibt auch in Kliniken die Handarbeit ein ergänzendes Verfahren – neben der vollautomatischen Anlage im Keller. 

Quellen und Links:

www.linak.at/news/2021/01/18/mit-durafuer-waschtunnel-geeignet

klinik-landstrasse.gesundheitsverbund.at/waschstrasse-fuer-krankenhausbetten-sauberkeit-und-hygiene-in-minuten

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