Die 21. Europäische Fachmesse für Rehabilitation, Therapie, Pflege und Inklusion ist für den 23. bis 25. Juni 2022 terminiert und wird auf dem barrierefreien Gelände der Messe Karlsruhe stattfinden.
Frau Gehrmeyer, die Messe Karlsruhe ist seit 2015 Veranstalterin der REHAB. Und Sie sind seitdem auch die Projektleiterin. Was hat sich in den letzten Jahren getan?
Annika Gehrmeyer: In den vergangenen sieben Jahren konnten wir die Fachmesse nicht nur inhaltlich weiterentwickeln, wir konnten auch einen höheren Grad an Innovation und Internationalität seitens der Ausstellerschaft erreichen. In Zahlen heißt das: 2019 stellte jeder zweite Ausstellende Neuheiten vor und 14 Prozent kamen aus dem Ausland. Unser konstanter Fachbesucheranteil von 65 Prozent und der Herstelleranteil bei den Ausstellern von knapp 50 Prozent zeigen, dass unser Konzept gut angenommen wird. Das zeigt sich auch in unserer Besucherbefragung: zur REHAB 2019 gaben knapp 60 Prozent der Fachbesuchenden und Dreiviertel der Privatbesuchenden an, ausschließlich die REHAB und keine weitere themenverwandte Fachmesse zu besuchen.
Und was können Sie zur inhaltlichen Weiterentwicklung ergänzen?
Annika Gehrmeyer: Durch thematische Marktplätze strukturieren wir unsere Messeinhalte und bringen Experten und Community interessensabhängig zusammen – ein Alleinstellungsmerkmal, für das wir Bestnoten in unseren Befragungen erhalten. Es ist uns besonders wichtig, auf die Bedürfnisse unserer Zielgruppen einzugehen: Wir bilden Trends ab und bieten Lösungsansätze, geben dem Live-Erlebnis, zu dem das „Anfassen, Testen und Kennenlernen“ gehört, sprichwörtlich genug Raum. Konkret schufen wir beispielsweise einen rund 3.000 Quadratmeter großen Testparcours, eine Plattform für Start-Up-Präsentationen, eine Inklusive Sportstätte und setzten auf dem neuen Marktplatz Homecare & Pflege den Themenfokus auf die Außerklinische Intensivversorgung. Insgesamt planen wir zahlreiche Workshops und Fachvorträge für unsere Besuchergruppen
Wie viele Ausstellende erwarten Sie dieses Jahr?
Annika Gehrmeyer: Für die REHAB 2022 erwarten wir zirka 350 Ausstellende aus 17 Ländern. Obwohl die REHAB ihren angestammten Platz im Messe-Terminkalender pandemiebedingt verlassen musste, haben 350 Ausstellende eingebucht… etwas weniger als bei der letzten REHAB, aber die Produktpalette der ausstellenden Unternehmen ist wie gewohnt sehr umfangreich: knapp 40 Prozent der Ausstellenden sind herstellende Unternehmen, rund ein Viertel Neu- bzw. wiederkehrende Ausstellende
Können Sie uns bitte die Highlights der REHAB 2022 kurz skizzieren?
Annika Gehrmeyer: Ein Highlight ist sicherlich unser größter Marktplatz „Mobilität & Alltagshilfen“, denn hier finden Besuchende eine große Bandbreite an Hilfsmitteln: von Rollstühlen und Gehhilfen, über orthopädische Hilfsmittel und Kommunikationshilfen bis hin zu Transfer- und Hebehilfen sowie Exoskeletten. Unser Marktplatz für Kinder- und Jugendrehabilitation umfasst neben spezialisierten Produkt- und Dienstleistungsangeboten, vielfältige Beratungsangebote für Eltern, beruflich Pflegende und Angehörige. Wir haben spezialisierte KFZ-Umrüster vor Ort, es können verschiedene Sportarten unter professioneller Anleitung ausprobiert werden. Darüber hinaus finden Besuchende ein umfangreiches Angebot von zahlreichen Selbsthilfe-Organisationen. Darüber hinaus ist unser Rahmenprogramm prall gefüllt: Wir haben wieder jede Menge spannende Vorträge, informative Diskussionsrunden, interaktive Workshops und sportliche Mitmachaktionen in unserem Messe-begleitenden Rahmenprogramm!
Welche Neuerungen können Sie ankündigen?
Annika Gehrmeyer: Neu auf der REHAB 2022 ist der Gemeinschaftsstand von DATEurope, European Industry Association for Digital Assistive Technology, sowie der Peer Kongress der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten e. V. (FGQ). Hier stehen Vernetzung, Beratung und Austausch im Vordergrund. Großes Plus und besonderer Mehrwert für Fachbesuchende wird der erstmals parallel stattfindende fachübergreifende Therapeutenkongress CON.THERA sein, in enger Kooperation mit dem Team Lamprecht NEURO-Fobis. Hier handelt es sich um ein interdisziplinäres Kongressprogramm für Therapeuten aller Fachrichtungen, hochkarätig besetzt und in fünf Themenblöcke gegliedert, mit Schwerpunkt auf Neurorehabilitation, um die Verzahnung aller an einer therapeutischen Versorgung beteiligten Reha-Berufsgruppen zu fördern. Als Besonderheit für aktive Rollstuhlfahrende möchte ich unbedingt auf unsere neue Partnerschaft mit GUIDZTER.com eingehen: Erstmals werden wir gemeinsam eine GUIDZTER.com-Lounge einrichten als onsite Dialogplattform mit Q&A Sessions. Mehrmals täglich werden in der Lounge moderierte Fragerunden mit Guides und Publikum angeboten, zu Themen, die aktive Rollstuhlfahrende beschäftigen und interessieren.
Sie sprechen täglich mit Ausstellenden, darunter viele herstellende Unternehmen. Gibt es Premieren auf der REHAB? Welche Innovationen können Sie bereits heute ankündigen?
Annika Gehrmeyer: Wir erwarten sowohl Produktpremieren als auch viele Weiterentwicklungen, die auf der REHAB live vorgestellt werden. Denn unser größter Ausstellendenanteil sind erfahrungsgemäß herstellende Unternehmen gefolgt von Händlern und weiteren Dienstleistern. Zudem sind viele Veranstaltungen, auf denen Produkte live und vor einem großen Publikum gelauncht werden, pandemiebedingt ausgefallen. Es werden zahlreiche Branchengrößen nach Karlsruhe kommen, darunter Humanelektronik, Meyra, Paravan, Permobil oder Wellspect HealthCare, um ihre aktuellen Entwicklungen aus der Reha-, Orthopädie- und Medizintechnik zu präsentieren.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Ausstellenden und Besuchenden in Bezug auf die aktuelle Stimmungslage? Welche Erwartungen haben Sie hinsichtlich der kommenden Messe?
Annika Gehrmeyer: Ausstellerseitig hat die Branche mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Leider betrifft das aufgrund von Lieferengpässen und mangelnder Materialverfügbarkeit, auch die Hilfsmittelbranche. Dahingehend beschäftigen Preissteigerungen nicht nur Hersteller und Händler, sondern eben auch den Endkunden. Aufgrund von Corona hat sich vieles verschoben. Umso stolzer sind wir, dass die REHAB 2022 mit fast allen Stammausstellern sowie zahlreichen Newcomern stattfinden wird. Und die Messe dahingehend als Wiederaufbruch bzw. Chance in Pandemiezeiten einen neuen Stellenwert gewinnt. Die REHAB Karlsruhe ist fest im Terminkalender der Branche verankert und die Vorfreude − besucher- und ausstellerseitig − ist groß auf ein Wiedersehen im Rahmen der REHAB 2022.
In Bezug auf Endkunden bekommen wir die Rückmeldung, dass persönliche Begegnungen, Austausch, Beratung und das Kennenlernen von Produkten live auf der REHAB heiß ersehnt wird. Hilfsmittel können nicht über den Bildschirm oder auf Distanz angepasst werden. Die Begegnung und persönliche Beratung sind essenziell. Immer mehr Nutzende und Angehörige haben den Anspruch, Experte in eigener Sache zu werden, durch persönlichen Wissensaufbau und Austausch mit der Community. Eine Fachmesse wie die REHAB ist mit ihrem breiten Produktangebot und vielen Innovationen, den Testmöglichkeiten vor Ort und einer Beratung direkt vom Hersteller diesbezüglich besonders wertvoll.
Auch Fachbesuchende melden sich ähnlich zurück: Ihnen fehlt der persönliche, interdisziplinäre Austausch hinsichtlich ihrer beruflichen Aufgabenstellungen. Denn Fachhändler, Therapeuten, Mediziner, Kostenträger, Pädagogen und beruflich Pflegende arbeiten gemeinsam daran, Menschen mit Behinderung ein Optimum an Beweglichkeit und Lebensqualität zu bieten und damit ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Darum ist es für sie wichtig, stets am Ball zu bleiben und auf dem aktuellen Wissenstand zu sein.
Worauf freuen Sie sich persönlich, wenn Sie an die REHAB 2022 denken?
Annika Gehrmeyer: Endlich wieder Messe: das ist mein persönlicher Wunsch und ich denke, nicht nur meiner. Das zeigen die vielen positiven Rückmeldungen, die uns entgegengebracht werden. Ich persönlich freue mich auf den Austausch mit den unterschiedlichen Branchenfachleuten und der Community. Auf die Geschichten und Begegnungen, auf die Besucher-Attraktionen wie den Kletterturm oder das inklusive Sportprogramm. Ich freue mich aber auch genauso auf neue Produkte, die Menschen helfen ein eigenständigeres Leben zu führen, sie im Alltag unterstützen, auf leuchtende Augen, lachende Gesichter und auf Persönlichkeiten wie Jürgen Dusel und Raul Krauthausen.
Bezüglich Corona – welche Veränderungen erwarten Besucher auf der REHAB?
Annika Gehrmeyer: Die REHAB findet erstmals in drei Hallen statt mit großzügigen Hallen- und Freiflächen, verbreiterten Gängen. Es wird ein Biergarten in unserem Atrium angelegt, um für ausreichend Zeit und Pausen im Freien Gelegenheit zu bieten. Unser neuer Online-Ticketshop erspart nicht nur Zeit vor Ort, über das Buchen eines Online-Tickets werden lange Warteschlangen vermieden, der Einlass wird kontrollierter und reibungsloser ablaufen und beim Vorabkauf können sich Käufer über Vergünstigungen freuen. Seit dem 3. April 2022 gilt die neue Corona-Verordnung. Weitreichende Schutzmaßnahmen entfallen. Wir empfehlen weiterhin das Tragen einer Schutzmaske in den Innenräumen auf dem Gelände der Messe Karlsruhe.