Sorge wegen Übergriffen auf Gesundheitspersonal

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Autor: Scho

Nach einer Reihe von Übergriffen auf Ärzte und Krankenschwestern ist die italienische Regierung mit Forderungen von Beschäftigten des Gesundheitswesens nach einem Einsatz von Polizei und Militär zum Schutz öffentlicher Spitäler konfrontiert. Die Zahl der Angriffe auf das Gesundheitspersonal hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen und ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht, warnten die Gewerkschaften.

Vor zwei Wochen musste sich in der süditalienischen Stadt Foggia ein Team von Ärzten und Krankenschwestern nach eigenen Angaben in einem Raum verbarrikadieren, um den wütenden Verwandten und Freunden einer jungen Frau zu entkommen, die während einer Operation im Spital gestorben war. Die Familie gab laut italienischen Medien dem Krankenhauspersonal die Schuld am Tod der 23-Jährigen. Ein Spitalsmitarbeiter sagte, die Klinik und die Justiz würden den Todesfall untersuchen.

Bilder, auf denen zu sehen ist, wie einige Mitarbeiter des Krankenhauses ein Sofa und eine Kommode schieben, um die Tür zu sichern, weil die wütenden Verwandten sie schlagen wollten, wurden in den sozialen Medien und auf Nachrichtenseiten verbreitet. In der Zwischenzeit kam es in demselben Spital zu zwei weiteren Attacken: Ein 18-jähriger Patient griff am späten Sonntag drei Krankenschwestern der Notaufnahme an, und der Sohn eines Patienten schlug am Montag zwei Krankenschwestern und einen Sicherheitsbeamten, wie Polizei und Personal mitteilten.

Der Direktor des Krankenhauses in Foggia drohte mit der Schließung der Notaufnahme. „Wenn wir so weitermachen, werden wir die Notaufnahme schließen müssen, weil wir keine Ärzte, Krankenschwestern oder medizinisches Personal mehr haben werden“, warnte Direktor Giuseppe Pasqualone auf einer Pressekonferenz.

Die Ereignisse in Foggia reihen sich ein in eine Serie von Gewalttaten gegen Angehörige der Gesundheitsberufe in Italien, die die nationale Ärztezunft dazu veranlasst hat, die Polizei zu rufen, um die Sicherheit des Krankenhauspersonals zu gewährleisten. Barbara Mangiacavalli, die Vorsitzende des nationalen Verbandes der Krankenschwestern, forderte den Einsatz von Militär und Polizei in den Spitälern. Der Forderung schloss sich auch Filippo Anelli, Präsident des italienischen Ärzteverbands, an. Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit in den Gesundheitseinrichtungen seien dringend notwendig.

Die Gewerkschaften der Krankenhausärzte planen, am 16. September gegen die Angriffe in Foggia zu protestieren. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gab es im vergangenen Jahr mehr als 16.000 Angriffe auf medizinisches Personal. Der italienische Gesundheitsminister Orazio Schillaci bezeichnete die jüngste Serie von Vorfällen als „beschämend“. Wie andere europäische Länder sieht sich auch Italien mit einer Krise im nationalen Gesundheitswesen konfrontiert, in dem sich der Personalmangel durch stressige Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne und knappe öffentliche Kassen noch verschärft.

(APA/red.)

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