2024 bringt für steirische Kinder und Jugendliche eine neue Form der psychiatrischen Betreuung: Im Großraum Graz startet das sogenannte Hometreatment. Dabei suchen Fachärztinnen und Fachärzte die jungen Patientinnen und Patienten zu Hause im familiären Umfeld auf, behandeln vor Ort und beziehen die Angehörigen mit ein. Die Kinder ersparen sich damit einen stationären Aufenthalt und können weiter in die Schule gehen, hieß es bei einer Pressekonferenz in Graz.
Der steirische Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) stellt für das Anlaufen des neuen Programms im kommenden Jahr 1,7 Millionen Euro zur Verfügung. Damit können vorerst sechs bis sieben Jugendliche in einer Intensivphase betreut werden, wobei in den ersten eineinhalb Monaten mehrmals pro Woche Fachkräfte nach Hause kommen. Nach der Intensivphase folgen wöchentliche Sitzungen. Da werden vorerst rund 40 junge Patienten zeitgleich betreut werden können, sagte Isabel Böge, Leiterin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des LKH Graz II, Standort Süd.
Böge hat das in Österreich neue Modell vor zwölf Jahren in Deutschland mitetabliert und ist von der Methode überzeugt: „Das Hometreatment ist wie eine stationsersetzende Behandlung, die dann eingesetzt werden kann, wenn eine Herausnahme aus dem Heimatumfeld nicht sinnvoll erscheint.“ Das kann etwa dann der Fall sein, wenn die gesamte Familie in die Betreuung einbezogen werden sollte oder soziale Aspekte bei der psychischen Erkrankung eine Rolle spielen. Die jungen Patienten können dadurch auch weiterhin in die Schule gehen und müssen nicht auf Freunde verzichten.
Ausweitung angedacht
Laufe das Hometreatment gut an, soll es in den kommenden Jahren auch auf andere Regionen in der Steiermark ausgeweitet werden. Entsprechend höhere Kosten werden dadurch entstehen, aber bis zu 24 Kinder könnten mittelfristig im Vollausbau zeitgleich in einer Intensivphase betreut werden. Das Angebot ersetzt übrigens nicht die 20 Akutbetten sowie 33 weiteren stationären Betten – es handle sich um ein zusätzliches Angebot, betonte Kornhäusl.
Neben dem neuen Hometreatment werden insgesamt die Gelder für den psychosozialen Bereich und die Sozialpsychiatrie in der Steiermark für 2024 kräftig aufgestockt – von 37 auf 46 Millionen Euro. Das beinhaltet unter anderem eine Aufstockung der Vollzeitäquivalente von 34,3 auf 49,5 in den Bereichen fachärztliche Versorgung, Psychotherapie, Sozialarbeit und andere verwandte Fachbereiche. Das psychiatrische Krisentelefon „Psy-Not“ erhält im kommenden Jahr ebenfalls rund 1,7 Millionen Euro und damit um rund 600.000 Euro mehr als 2023. Die Suizidprävention „Go-On“ erhält 1,3 Millionen Euro und somit um 130.000 Euro mehr. Für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen nach Scheidungen der Eltern oder bei Todesfällen naher Angehöriger fließen über den Verein Rainbows im kommenden Jahr 101.000 Euro. Neu ist 2024 auch das Schulprojekt „Verrückt? – Na und!“, das auch auf Volksschulen ausgeweitet wird.
(APA/red.)