Auch wenn die rechtlichen Details für die Pflegeassistenz- und Pflegefachassistenzlehre noch nicht geklärt sind, wirbt Vorarlberg bereits um künftige Lehrlinge. Man sei optimistisch, zum Start im Herbst zwölf bis 20 Interessierte zu gewinnen. „Es muss ein Erfolg werden“, so die Vorgabe von Vorarlbergs Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) am Montag beim Startschuss der Werbekampagne für die Pflegelehre.
Bis 2030 benötige man rund 75.000 zusätzliche Pflegekräfte, so Rüscher, die Pflegelehre sei ein wichtiger Baustein, um diese Lücke zu schließen. Lehrlinge können sich für die Pflegefachassistenz (vierjährige Lehre) oder für die Pflegeassistenz (dreijährige Lehre) entscheiden. Für Tätigkeiten an Patienten ist ein Mindestalter von 17 Jahren vorgesehen. Gesundheits- und Bildungsministerium schickten den entsprechenden Gesetzesentwurf Mitte Februar in Begutachtung.
In Vorarlberg will man keine Zeit verlieren: Seit Montag sind über die Wirtschaftskammer Bewerbungen möglich. Im Land drängt man seit über einem Jahrzehnt auf eine Pflegelehre und hat dabei das Schweizer Modell vor Augen. In der Eidgenossenschaft ist „Fachmann/-frau Gesundheit“ der drittbeliebteste Lehrberuf. Auch für Österreich sehe man großes Potenzial, so Florian Kresser vom Sozialunternehmen AquaMühle. Es gebe viele „sehr reife“ Jugendliche, die beruflich etwas Sinnstiftendes tun wollten, zudem seien viele Betriebe zu einer Ausbildung bereit. Mit einem Pilotmodell habe man bereits gute Erfahrungen gemacht.
Rahmenbedingungen unklar
Klaus Müller von der Fachgruppe Gesundheitsbetriebe in der Wirtschaftskammer erklärte, man könne nun endlich eine Pflegeausbildung direkt anschließend an die Pflichtschule anbieten. Man hoffe, dass die Lehrlinge eine Bindung zu ihrem Ausbildungshaus aufbauten und dann auch blieben. Die Pflegelehre sei ein Einstieg in einen zukunftssicheren Beruf. Die Pflegelehre-Befürworter betonten, man sei sich bewusst, dass die Ausbildung für Betriebe ein Aufwand sei, zumal die Mitarbeiter vielerorts bereits jetzt stark belastet seien. Man sei aber überzeugt, mit entsprechenden Rahmenbedingungen bald auch noch Abwartende gewinnen zu können und mit der Pflegelehre einen Beitrag zur Entlastung im System zu leisten.
Thomas Steurer, Zentralbetriebsrat der Landeskrankenhäuser (GÖD), äußerte massive Kritik am Vorpreschen des Landes. Die Rahmenbedingungen seien unklar, ebenso wer die Jugendlichen ausbilden soll. Die Pflegekräfte arbeiteten am Anschlag und könnten sicher nicht auch noch Jugendliche an die Hand nehmen. „Die Pflegelehre droht zu einem riesengroßen Flop zu werden“, so Steurer. Einen falschen Ansatz sah auch SPÖ-Landtagsabgeordnete Elke Zimmermann. Um mehr Personen für die Pflege zu gewinnen, müssten endlich angemessene Gehälter gezahlt und Arbeitszeitregelungen geschaffen werden. „So lange es hier keine Verbesserungen gibt, wird der Pflegeberuf auch für junge Menschen langfristig keine Option sein“, so Zimmermann. Das zeige sich auch in der Schweiz, wo 50 Prozent nach kurzer Zeit wieder ausstiegen.
(APA/red.)