"Wir handeln" - Lange OP-Wartezeiten an Innsbrucks Klinik

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Autor: Scho

An Innsbrucks Klinik heißt es für Patienten aufgrund Personalmangels in der Pflege immer öfter „Bitte warten“. Laut einem Bericht der „Tiroler Tageszeitung“ waren im Jänner 20 Prozent der OP-Säle gesperrt, über 500 Betroffene warten derzeit auf einen Termin. Notfälle würden aber „natürlich immer sofort operiert“. Oppositionsparteien orteten ein „Totalversagen“ der regierenden ÖVP, Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) versicherte indes gegenüber der APA: „Wir handeln.“

Ein internes Triage-System kategorisiere die Patientinnen und Patienten nach Dringlichkeit, führte der Klinikdirektor für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie, Stefan Schneeberger, aus. Wer als „akut“ geführt werde, „hat immer Vorrang. Bei dringlichen Eingriffen müssen wir derzeit schon die Frage stellen, wie dringlich es ist“, sagte Schneeberger. Der Mangel hatte sich zuletzt offenbar zugespitzt. Laut „TT“ waren im Jänner 2023 noch zehn Prozent der OP-Säle gesperrt, nun ist es ein Fünftel.

„Den Pflegemangel spüren wir enorm“, nannte der ärztliche Direktor des Landeskrankenhauses, Alois Obwegeser, einen Grund für die langen Wartezeiten. Viele Pflege-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden sich den OP-Dienst unter „solchen Bedingungen“ nicht mehr antun wollen. Abhilfe könnte aus seiner Sicht mehr Flexibilität bei den Budgets bringen. „Andere Krankenanstalten schrauben einfach im vom Mangel betroffenen Bereich das Gehalt etwas nach oben. Wir dürfen das nicht“, appellierte Obwegeser an Bund, Land und Sozialversicherungen nach einer Änderung des bestehenden Systems. Dringliche Worte fand auch Herbert Tilg, Leiter der Klinik für Innere Medizin I. „Bei uns brennt der Hintern“, meinte dieser und fügte hinzu: „Also lasst uns bitte nicht im Feuer stehen.“

Die schwarz-rote Landesregierung stellte indes Probleme nicht in Abrede. Die medizinische Grundversorgung befinde sich in Tirol auf einem hohen Niveau – „insbesondere in Akutfällen“, wie Landesrätin Hagele die APA nach einem routinemäßigen Treffen mit den Systempartnern im Innsbrucker Landhaus Montagnachmittag wissen ließ. Selbst in den Wintermonaten sei die bestmögliche ärztliche Betreuung stets sichergestellt. Trotzdem gebe es „Herausforderungen im Bereich der sogenannten elektiven Operationen, also der verschiebbaren und weniger akuten Eingriffe.“ „Die Ernsthaftigkeit der Lage ist uns bewusst – und wir handeln“, betonte Hagele. So sei beispielsweise die OP-Koordinatorin des Landes eine „wesentliche Stellschraube, um freie Kapazitäten tirolweit optimal zu nutzen.“

Darüber hinaus verwies Hagele darauf, dass die Ausbildungsoffensive „so intensiv wie nie zuvor“ vorangetrieben werde – „von erweiterten Fachkräfte-Ausbildungen am AZW über die Pflegelehre bis hin zu internationalen Kooperationen.“ Die Früchte der Offensive sehe man bereits: In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der auszubildenden Pflegekräfte in Tirol von rund 1.400 auf mehr als 2.260 angewachsen. „Für das heurige Jahr konnten wir außerdem den öffentlichen Gesundheitsdienst aufwerten – für optimale Rahmenbedingungen und eine attraktivere Entlohnung“, erklärte die Gesundheitslandesrätin. Parallel dazu setze man auf „moderne Lösungen wie KI-gestützte Systeme zur administrativen Entlastung und den gezielten Einsatz von administrativen Pflegeassistenzen.“

„Krisengipfel“ gefordert

Vonseiten der Opposition hagelte es unterdessen harsche Kritik. „Die drastischen Worte dürfen nicht ungehört bleiben“, forderte die grüne Gesundheitssprecherin Landtagsabgeordnete Petra Wohlfahrtstätter in einer Aussendung. Sie ortete ein „Totalversagen der ÖVP in der Gesundheitspolitik“. Da die Klinik insbesondere im Winter durch verunfallte Ski-Touristen belastet sei, sprach sie sich für „eine Art Versorgungsabgabe pro Nächtigung für die Gesundheitsleistungen“ aus. Zudem brauche es „Akut-Lösungen“: Patienten ohne Zusatzversicherung, die „unzumutbar lange“ auf einen OP-Termin warten müssen, sollten ohne Zusatzkosten auch in Privatkliniken behandelt werden können.

Auch für Liste Fritz-Parteiobfrau Landtagsabgeordnete Andrea Haselwanter-Schneider war „Feuer am Dach“. Sie war wegen der von ihr georteten „Untätigkeit“ Hageles verärgert. „Während viele Patientinnen und Patienten leiden und OP-Säle aufgrund fehlenden ausgebildeten Pflegepersonals geschlossen bleiben, zeigen sich Hagele und die Geschäftsführung völlig unbeeindruckt“, kritisierte Haselwanter-Schneider, die zudem wenig optimistisch war: „Auch der x-te Hilfeschrei des Klinikpersonals wird ungehört verpuffen“. Die Oppositionspolitikerin forderte nun einen „Krisengipfel“.

(APA/red.)

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