Zühlke Health Study: Google, Tracker & Co sind bereits Alltag

Lesedauer beträgt 4 Minuten
Autor: Scho

Die große Mehrheit der ÖsterreicherInnen googeln nach Krankheitssymptomen – über 90 Prozent haben dazu bereits im Internet gesucht. 44 Prozent geben sogar einmal im Monat oder häufiger ihre körperlichen oder mentalen Beschwerden in die mit Abstand populärste Suchmaschine ein. Besonders aktiv sind jüngere Menschen, bei den 18- bis 39-Jährigen ziehen rund 60 Prozent der Befragten ‚Dr. Google‘ mindestens einmal monatlich zurate. Dies ergibt die „Health Study 2023“ der Innovationsdienstleisterin Zühlke, für die 600 Personen ab 18 Jahren befragt wurden.

„Der Bedarf an online verfügbaren Gesundheitsinformationen ist groß und wird mit Sicherheit weiter zunehmen“, kommentiert Albert Frömel, Head of Health bei Zühlke Österreich. Ein wichtiger Grund hierfür: In nahezu allen Lebensbereichen haben sich die NutzerInnen daran gewöhnt, schnell an die gewünschten Inhalte zu kommen. Gesundheitsthemen machen hier keine Ausnahme. Zudem ist laut der Studie die Sorge um die eigene Gesundheit für rund die Hälfte der Befragten ein regelmäßiges Thema. Dies gilt insbesondere für die jüngeren Studienteilnehmenden. Hier liegt der Anteil sogar bei 72 Prozent.

Im Interesse der NutzerInnen wünscht sich Frömel, dass sie bei Gesundheitsthemen künftig mehr Hilfestellungen bei der Einordnung der Informationen aus dem Netz erhalten. Denn noch seien die UserInnen bei der Auswertung und Interpretation meist auf sich allein gestellt.

„Der individuelle Kontext fehlt“

Häufig führe dies zur Verunsicherung, wie auch die Ergebnisse der Studie nahelegen: Zwei Drittel derjenigen, die regelmäßig nach Symptomen googeln, haben sich danach schon einmal ernsthaft Sorgen um ihre Gesundheit gemacht. Die meisten Sorgen machen sich die 30- bis 39-Jährigen mit knapp 90 Prozent. Über alle Altersgruppen hinweg waren die Befürchtungen nach dem Googeln nur in rund einem Drittel der Fälle berechtigt. „Google ist eine Suchmaschine, so dass hier kaum bessere Ergebnisse zu erwarten sind da der individuelle Kontext fehlt“, so Frömel. „Für die User:innen bedeutet dies, dass sie sich oftmals unnötig Sorgen machen.“

Albert Frömel, Head of Health bei Zühlke Österreich: „Beim Einsatz digitaler Technologien hinkt das Gesundheitssystem anderen Industrien stark hinterher.

Geht es um Gesundheitsinformationen aus dem Netz, genießen Krankenhäuser und Fachärzte bei den Befragten das größte Vertrauen – gefolgt von Krankenkassen und Portalen wie NetDoktor und DocCheck.

KI-basierte Gesundheitsapps wie Ada oder Babylon werden laut der Umfrage bislang kaum genutzt und erzielen auch nur einen geringen Vertrauenswert, insbesondere bei älteren Menschen. Frömel: „Diese Apps sind als Medizinprodukt zertifiziert und liefern deutlich zielgerichtetere Informationen als die einfache Symptomsuche über das allgemeine Internet. Dass sie kaum genutzt werden, dürfte an ihrem niedrigen Bekanntheitsgrad liegen.“

Befragte sehen großen Nutzen der digitalen Gesundheitsvorsorge

Fast 90 Prozent der AnwenderInnen von Fitnesstrackern oder -Apps bestätigen diesen Tools auch einen Nutzen: Rund 50 Prozent erklären, sie spornen sie zu mehr Bewegung an. Mehr Motivation, um Gesundheitsprogramme durchzuziehen verspüren 34 Prozent der NutzerInnen, mehr Ausdauer verzeichnen 26 Prozent, besseren Schlaf 19 Prozent. „Digitale Gesundheitsvorsorge bietet die große Chance, dass Menschen insgesamt gesünder leben, indem sie ihre eigene Gesundheit besser überwachen und managen. Gerade junge Menschen haben das bereits für sich erkannt“, so Frömel.

An eine zentrale Gesundheits-App stellen die Befragten umfassende Anforderungen. Diese reichen vom elektronischen Rezept über die Speicherung von Dokumenten über Krankmeldungen beim Arbeitgeber hin zur Selbstüberwachung krankheitsbezogener Symptome. Hinzu kommt die Verfügbarkeit von Notfalldatensätzen und die Erfassung von Herzfrequenz, Blutzucker und Gewicht. Allerdings würden lediglich zwölf Prozent der Befragten für eine derartige Gesundheits-App mehr als zehn Euro monatlich bezahlen. Frömel: „Die vergleichsweise niedrige Zahlungsbereitschaft ist unter anderem darauf zurückführen, dass die Befragten viele der gewünschten Funktionen von ihrer Krankenkasse erwarten.“ Krankenkassen, aber auch Krankenhäuser sind für die Befragten auch mit Abstand die bevorzugte Wahl als Anbieter einer solchen Gesundheits-App. Sie kommen bei möglichen Mehrfachnennungen jeweils auf einen Wert von über 50 Prozent. Es folgen die öffentliche Hand, Online-Apotheken und Medizintechnik-Hersteller. BigTechs wie Google und Amazon landen mit 15 Prozent auf Platz sechs.

Lösung für aktuelle Herausforderungen des Gesundheitssystems

Grundsätzlich sind laut Frömel Gesundheitsapps und die damit verbundenen Technologien sehr gut geeignet, um mündige PatientInnen zu fördern. „Beim Einsatz digitaler Technologien hinkt das Gesundheitssystem anderen Industrien stark hinterher. Wollen wir aber die Herausforderungen lösen, die auf uns zukommen und die wir zum Beispiel bei der Terminsuche bei Fachärzten schon heute erleben, wird die digitale Gesundheitsversorgung zukünftig eine deutlich größere Rolle spielen müssen als bisher.“ Eine der großen Herausforderungen hierbei laut Frömel: „Um entsprechende Angebote zu realisieren, müssen viele Player zusammenarbeiten – von den Krankenkassen, den Gesundheitsdiensteanbietern, den Ministerien bis hin zu Medizingeräteherstellern und Pharmaunternehmen.“

Die Befragten sind bereit, auf ihre Weise daran mitzuwirken. So können sich 84 Prozent der Österreicher:innen vorstellen, ihre Gesundheitsdaten unter bestimmten Bedingungen zur Verfügung zu stellen: Wenn die Auswertung anonymisiert erfolgt (38 Prozent). Wenn sie selbst auswählen können, wer genau ihre Daten nutzen kann (31 Prozent). Wenn sich dadurch Krankenversicherungsbeiträge sparen lassen (26 Prozent). Und schließlich: wenn dadurch wissenschaftliche Erkenntnisse vorangetrieben werden (18 Prozent).

Die volle Studie finden Sie hier.

(OTS/red.)

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