121. Gesundheitspolitisches Forum: Auf dem Weg in die digitale Zukunft

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

Die ExpertInnen waren sich darüber einig, dass – so sehr Österreich auch unter der Pandemie leidet, diese es auf der anderen Seite in kurzer Zeit ermöglicht hat, Dinge wie die E-Medikation, den E-Impfpass oder das E-Rezept umzusetzen, über die vor kurzem nur diskutiert wurde. Einhellig war der Tenor der ExpertInnen darüber, dass bei der Umsetzung von Innovationen aber nicht auf eine Pandemie gewartet werden solle, sondern dass dafür immer Mittel und Wege zur Verfügung stehen sollten.

In seinen Begrüßungsworten hielt Dr. Jan Oliver Huber, Leiter des Gesundheitspolitischen Forums, fest, dass Wissenschaft einen viel größeren Raum und ein Mehr an Wirkung bekommen muss. So ist auch ein „Miteinander” Voraussetzung. Dazu müssen die öffentliche Hand, die Universitäten und der private Sektor eine Gemeinschaft bilden. Die notwendigen Innovationen sollten sich nicht nur auf die jeweiligen Therapien beziehen, sondern auch in einer Anpassung bei Prozessen, Strukturen, Organisationsformen, gesetzlichen Regelungen, Finanzierung und Kommunikation stattfinden.

Die fortschreitende Digitalisierung wird von den ExpertInnen als sehr positiv gesehen – wenn sie richtig eingesetzt wird. Bei jeder Form der Digitalisierung sei es wichtig, das Menschliche nicht aus den Augen zu verlieren und bei der Umstellung auf ein digitales Format die zukünftigen NutzerInnen gut miteinzubinden und zu schulen sowie aufzuklären, damit sie sich mit dem neuen System zurecht finden und es entsprechend nutzen sowie einsetzen können.

Dr. Michael Heinisch, Geschäftsführer und Vorsitzender der Vinzenz Gruppe sagte:

„Wenn wir über Digitalisierung im Gesundheitsbereich nachdenken muss uns klar sein, dass Technologie immer nur ein Mittel zum Zweck ist. Unsere Aufgabe ist es, den PatientInnen mit fachlicher Kompetenz und menschlicher Zuwendung zu begegnen. Das macht die Qualität aus. Digitalisierung soll daher immer dann eingesetzt werden, wenn PatientInnen dadurch mehr diagnostische und therapeutische Möglichkeiten erhalten oder ihr Alltag erleichtert wird. Digitalisierung hat aber auch immer dann ihren Platz, wenn mit ihrer Hilfe Mitarbeitende entlastet werden und sie dadurch mehr Zeit am und für den Patienten gewinnen. Nicht alle PatientInnen wollen und können sich in einer digitalen Welt bewegen. Wichtig ist daher, die Menschen durch Schulung und Aufklärung gut mitzunehmen und ihnen auch weiterhin analoge Lösungen zur Verfügung zu stellen.“

Ao. Univ.-Prof. Dr. Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH:

„Wenn wir von Innovationen sprechen, dann verstehen die meisten Menschen Produktinnovationen darunter. Diese waren jetzt gerade in der Pandemie wichtig, wie wir am Beispiel der Impfstoffentwicklung sehen. Wir benötigen aber vor allem auch regulatorische Innovationen, also ein System, das Neuerungen entsprechend zulässt und in eine Versorgungsrealität bringt.”

Dr.in med. univ. Katharina Reich, Sektionschefin im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz:

„Innovation muss spürbar sein. Für mich beginnt die Innovation dort, wo wir sie unmittelbar für den Patienten spürbar machen. Für die Zukunft ist es wichtig, die Telemedizin auszubauen. Das muss sehr breitflächig erfolgen, damit wir alle PatientInnen in Österreich erreichen und versorgen können. ELGA ist ein gutes Tool, darum beneiden uns viele andere Länder. Doch ELGA kann noch mehr. Noch immer gibt es PatientInnen, die mit Ordnern von Arzt zu Arzt gehen müssen, weil ihre Krankengeschichte noch immer nicht digitalisiert ist. Hier gilt es anzusetzen und dieses System kontinuierlich auszubauen.“

Univ.-Prof. Dr. Josef Smolle, Facharzt für Dermatologie und Venerologie; Abgeordneter zum Nationalrat:

„Um Innovationen im medizinischen Bereich voranzutreiben, ist es wichtig, den Beruf des Mediziners weiter attraktiv und AbsolventInnen auch im Gesundheitsberuf zu halten. Ein wichtiger Punkt ist hier die Arbeitszufriedenheit, die meiner Meinung nach aus der Arbeit selbst heraus resultiert. Voraussetzung ist es, dass sich Ärzte auf ihre eigentliche ärztliche Arbeit konzentrieren können und nicht unnötige Zeit mit administrativen Aufgaben verbringen müssen. Hierbei kann die Digitalisierung helfen, wenn sie richtig eingesetzt wird. Diese soll den Menschen, die in Gesundheitsberufen arbeiten, Arbeit abnehmen und ihnen dadurch mehr Zeit für ihre eigentliche Tätigkeit ermöglichen.“

Das Forum

Das Gesundheitspolitische Forum ist eine etablierte regelmäßige Informations- und Diskussionsplattform für die Akteure und Entscheidungsträger im österreichischen Gesundheitswesen. Sie bietet den geladenen TeilnehmerInnen aus Wirtschaft, Recht, Medizin und Politik ein Netzwerk für Diskussion, Kommunikation und Interaktion.

Einleitende Podiumsdiskussionen mit hochrangigen ReferentInnen behandeln vielfältige und stets aktuelle Thematiken und Fragestellungen des Gesundheitswesens. Sie durchleuchten unterschiedliche Sichtweisen und regen somit zur Diskussion an. Das Gesundheitspolitische Forum ist eine Veranstaltungsreihe der Karl Landsteiner Gesellschaft und wird von Dr. Jan Oliver Huber geleitet.

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Der ehemaliger Kongressabgeordnete und Gründer des Kennedy-Forums ist einer der führenden Gesundheitspolitiker der USA und Autor.