Sucht: Eine Million Österreicher mit problematischem Trinkverhalten

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

In Österreich sind rund fünf Prozent der Erwachsenen alkoholabhängig. Das sind 370.000 Betroffene, betont die Initiative „Österreichische Dialogwoche Alkohol“ (heuer 8. bis 14. Mai). Weitere zehn Prozent trinken Alkohol in einem Ausmaß, das ihr Risiko zu erkranken, stark erhöht. Damit weisen 15 Prozent oder rund eine Million Menschen problematisches Trinkverhalten auf, erläuterte die Initiative unter Berufung auf Zahlen des Epidemiologieberichts Sucht 2022.

Männer trinken fast doppelt so häufig problematisch wie Frauen, bei den Frauen stieg der Konsum aber während der Coronapandemie laut einer heimischen Erhebung an. Altersmäßig hat die Gruppe der 50- bis 54-Jährigen den höchsten Anteil von problematisch Trinkenden. Je später Menschen anfangen zu trinken und je früher sie einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol erlernen, desto weniger gefährdet sind sie, hieß es seitens der Initiatoren der Dialogwoche. Seit den 1970er-Jahren wird die durchschnittliche Menge an getrunkenem Alkohol in Österreich deutlich weniger.

Die Dialogwoche will auch über verantwortungsvollen Alkoholkonsum informieren. Die internationale Definition für risikoarmen Konsum besagt, dass gesunde Frauen nicht mehr als 16 und gesunde Männer nicht mehr als 24 Gramm Alkohol pro Tag zu sich nehmen sollten. Das entspricht bei Frauen 0,4 Litern Bier oder 0,2 Litern Wein, bei Männern 0,6 Litern Bier oder 0,3 Litern Wein. „Risikoarm“ dürfe aber nicht mit „gesund“ oder „risikolos“ verwechselt werden. „Risikoarm“ bedeutet nur, dass die Wahrscheinlichkeit für eine alkoholbedingte Krankheit geringer ist.

Nicht die Menge macht die Sucht, sondern der Zwang

Zusätzlich sollten zumindest zwei alkoholfreie Tage pro Woche eingehalten werden und Alkohol nicht als Problemlöser eingesetzt werden. Eine Suchterkrankung definiere sich laut WHO nicht über die Trinkmenge, sondern über die Kriterien Zwang, Kontrollverlust, Dosissteigerung, Weiter-Trinken trotz schädlicher Auswirkungen, Einengung anderer Interessen und körperlicher Abhängigkeit.

Ewald Lochner, Koordinator der Stadt Wien für Psychiatrie-, Sucht-, und Drogen-Fagen: „Österreich ist weiterhin ein Hochkonsumland“

„Gerade in der Pandemie und den damit zusammenhängenden psychischen Belastungen haben sich die Konsumeigenschaften verschärft“, informierte Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien in einem Statement gegenüber der APA. „Österreich ist weiterhin ein Hochkonsumland“, zwölf Liter Reinalkohol pro Person und Jahr seien einer der höchsten Werte in allen OECD-Ländern. „Alkohol ist immer schädlich, egal in welchem Ausmaß er konsumiert wird. Mehr als 60 Krankheiten hängen nachweislich mit Alkohol zusammen“, warnte Lisa Brunner, Leiterin des Instituts für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien.

Die Website der Dialogwoche bietet einen Selbstcheck zur Einschätzung des eigenen Trinkens. Wer seinen Alkoholkonsum einschränken möchte, kann sich auch Unterstützung holen: entweder durch das anonyme Online-Programm alkcoach.at oder in einer Beratungsstelle.

Weitere Infos finden Sie hier.

(APA/red.)

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Corona-Impfstoff: WHO empfiehlt Verzicht auf Ursprungsvirus

Corona-Impfstoff: WHO empfiehlt Verzicht auf Ursprungsvirus

Die Impfstoffe auf dem Markt verhinderten zwar schwere Erkrankungen, doch der Schutz gegen normale Corona-Symptome sei "begrenzt und weniger dauerhaft".

Mikl-Vorstoß zu Medizinstudium für Nehammer möglich

Mikl-Vorstoß zu Medizinstudium für Nehammer möglich

Der Kanzler hält das Vorgehen gegen "Numerus-Clausus-Flüchtlinge" für einen möglichen "weiteren Baustein". Seitens Unis und Kliniken heißt es, an Studenten mangle es nicht. Viel eher an Koordination.

Pflegeteams müssen notwendige Patientenversorgung weglassen

Pflegeteams müssen notwendige Patientenversorgung weglassen

Die Ergebnisse der Studie MISSCARE Austria der Karl Landsteiner Privatuniversität zeigen die Situation der Pflege in österreichischen Krankenhäusern auf.