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Autor: Josef Ruhaltinger

Für Termine im Gesundheitsministerium muss man sein Büro sehr rechtzeitig verlassen. Es braucht mehr Zeit als sonst, bis man in dem Regierungsgebäude aus der k.u.k.-Zeit mit neun Höfen, über 1.000 Räumen (© Wikipedia) und aktuell drei Ministerien die Büros des Gesundheitsministeriums findet.

Nach einem Jahr im Amt und permanenter Mängelverwaltung hat Johannes Rauch das Gesundheitssystem weit genug analysiert, um zu erkennen, dass es sich nicht mehr bewegt. Veränderungen verlangen die Zustimmung von so vielen Interessengruppen, dass sie nur mehr zu spät und in zu geringem Ausmaß zur Realität werden. Johannes Rauch hat sich jetzt hingestellt und gemeint, eine Gesundheitsreform solle die Finanzierungsströme flexibilisieren und Zuständigkeiten vereinfachen. Er wolle dies anpacken. Man konnte gefühlt in der Sekunde beobachten, wie sich die potenziellen Verhandlungspartner in den Ländern und selbstverwalteten Kassen in den „Muppet“-Modus versetzten: „Des schau ich mir an.“ Ich vermeine in den Gesprächen mit den vielen „Vetoplayern“ (© Thomas Czypionka) sogar eine Spur Herablassung gehört zu haben, wurzelnd in dem Wissen: Ohne uns geht gar nichts. Dabei gibt es über die Ziele kaum Dissens. Aber die Wege dorthin finden alle Beteiligten offensichtlich unmöglich.

Dazu kommt noch der (unbewiesene) Eindruck, dass es einfach zu wenige Akteure gibt, die dem politischen Vis-à-vis auch nur das Haucherl eines Erfolges gönnen – selbst wenn das misanthropische Kalkül zu Lasten des Gemeinwohls geht. Diese Haltung lähmt Österreichs Entwicklung nicht erst seit heute – und belohnt jene, die Geifer zum erfolgreichen Schmiermittel der Politik machen.

In den Weiten des ehemaligen Kriegs­ministeriums. Ein Besuch bei Johannes Rauch verlangt geografischen Spürsinn.

Als PS eine Meldung aus der Redaktion: Kollege Martin Hehemann ist weiter auf den Spuren des SAP-Ausstiegs aus dem Klinikmarkt geblieben. Denn für die Spitäler hat sich die Situation verschärft: Jetzt geht auch Oracle aus dem Gesundheitsmarkt. Hier lesen Sie die Geschichte grassierender Kundenweglegung.

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Josef Ruhaltinger
ruhaltinger@gesundheitswirtschaft.at