Warum LKF-Daten für das Klinik-Management so wertvoll sind

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Autor: Erich Wechselberger

Die Gesundheitsversorgung unterliegt einem stetigen Wandel, um aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Sowohl die Gesundheitsreform als auch das LKF-Modell werden regelmäßig weiterentwickelt, um medizinische Prozesse effizienter zu gestalten.

Seit der Einführung des LKF-Modells im Jahr 1997 sind die von Krankenhäusern erfassten LKF-Datenmeldungen eine unverzichtbare Grundlage für die Analyse aller Behandlungen und ermöglichen die zielgerichtete Steuerung medizinischer Prozesse.Zusammen mit den dokumentierten Diagnosen und Leistungen im extramuralen Bereich (Vertragsärztin/Vertragsarzt, Wahlärztin/Wahlarzt) ergibt sich dadurch ein Gesamtüberblick aller in Anspruch genommenen Behandlungen je Patient:in und Region. Jeder Schritt der Behandlungsprozesse – von der Einweisung über den Transport bis zur ambulanten, stationären oder intensivmedizinischen Betreuung – wird von interdisziplinären Berufsgruppen detailliert und systematisch dokumentiert. Die LKF-Daten beinhalten eine Fülle an Informationen, die für die Steuerung einer Klinik unverzichtbar sind.

Zentrale Informationen der LKF-Datenmeldungen

Die LKF-Daten (Patientendaten) enthalten wesentliche Informationen zu allen dokumentierten Behandlungsfällen.

Allgemeine Patientendaten
> Alter, Geschlecht, Wohnort, Staatsbürgerschaft, Versicherung
> Behandlungsart – ambulant oder stationär
> Aufnahme- und Entlassungsdatum mit Uhrzeit
> Geplante oder ungeplante Aufnahme

Transport- und Zuweisungsart
> Selbstanreise, Rettung, Notarzt, Hubschrauber
> Bei ambulanten Behandlungen: Zusätzliche Erfassung der Zuweisungs- und Entlassungsart (z. B. Wiederbestellung, Zuweisung durch Allgemeinmediziner, Facharzt oder Notarzt)
> Bei Zu- und Abtransferierungen wird das entsprechende Krankenhaus erfasst.

Behandlungseinheiten
> Alle relevanten medizinischen Bereiche (Ambulanzen, Institute, Normalpflegestationen, Intensivstationen) werden mit Aufnahme- und Verlegungszeitpunkt chronologisch dokumentiert.

Diagnosen und Leistungen
> Alle Behandlungsdiagnosen, die während des Krankenaufenthaltes vorliegen
> Jede erbrachte Leistung wird mit Datum, Uhrzeit, Anzahl, Seitenangabe, Abrechenbarkeit durch den jeweiligen Leistungserbringer erfasst.

Intensivdokumentation
> Bei jeder Aufnahme werden definierte Basisdaten erfasst, um den Schweregrad der Erkrankung(en) bewerten zu können.
> Alle Behandlungen werden täglich dokumentiert und für die Berechnung des Mindestpersonalbedarfs sowie der zusätzlichen täglichen Intensivzuschläge herangezogen.

Abrechnung
> Jede Patientenbehandlung wird aufgrund der Behandlungsart, der Behandlungsdiagnose(n), der Behandlungsdauer, des Alters, aller Leistungen, des Intensivaufenthalts, des Aufenthalts in genehmigten Spezialbereichen (Bsp.: Akutgeriatrie, Palliativ-Einheit, Schlaganfall-Einheit, Kinder-Jugend-Psychiatrie) etc. mit der entsprechenden Fallpauschale berechnet und mit allen Details (Tageskomponente, Leistungskomponente, Leistungszuschlag, Intensivpunkte etc.) dargestellt.

Jährliche Erhebung von Statistik- und Kostendaten

Jedes Krankenhaus erfasst jährlich umfangreiche Statistik- und Kostendaten, die eine fundierte Analyse medizinischer Prozesse und deren wirtschaftlicher Effizienz ermöglichen.

Statistikdaten
> Genehmigte und tatsächlich verfügbare Betten für Behandlungen in der Allgemeinen sowie Sonderklasse, ambulante Patient:innen und Betreuungsplätze, Begleitpersonen mit Belagstagen
> Personalressourcen (VZÄ) aller Berufsgruppen: Bsp.: Ärzt:innen, Apotheker:innen, Hebammen, Pflegekräfte aller Qualifikationen, medizinisch-technische Dienste, Kardiotechniker:innen, Physiotherapeut:innen, Ergo­therapeut:innen, Verwaltung und Betriebspersonal
> Infrastruktur: Anzahl von OP-Tischen, Dialyse- und Ent­bindungseinheiten, Überwachungsplätzen sowie durchgeführten Obduktionen, Lebend- und Totgeburten
> Detaillierte Personalstruktur nach Berufsgruppen, getrennt nach Geschlecht, Herkunft (EU, Nicht-EU) und Qualifikation
> Kapazitäten je Bereich (Normalpflegestation, Intensivstation, Ambulanzen, Radiologie, Herzkatheterlabor, Labordiagnostik, Blutbank etc.) inklusive genehmigter und verfügbarer Betten, Anzahl der Behandlungen, Nettogrundrissfläche und vorhandenem Personal je Berufsgruppe

Kostendaten für jede Station, Ambulanz und Funktionsbereich
> Personalkosten
> Medizinische und nicht-medizinische Gebrauchsgüter
> Fremdleistungen (medizinisch und nicht-medizinisch)
> Energie, Anlagegüter, Ver- und Entsorgung

Auf Ebene der Krankenanstalt
> Personalkosten aller Berufsgruppen
> Medizinische und nicht-medizinische Verbrauchsgüter, differenziert nach Bereichen (Medikamente, Laborbedarf, Desinfektionsmittel, Verbands- und Nahtmaterial, Behandlungsbedarf, Geräte für Diagnostik und Therapie, Einrichtungsgegenstände, Lebensmittel, Büromaterial etc.)
> Fremdleistungen, Energie, Wasser, kalkulatorische Anlagekosten

Technische Daten zu Großgeräten
> Gerätetyp (Linearbeschleuniger, MRT etc.)
> Hersteller und Baujahr
> Anschaffungskosten
> Anzahl und Art der durchgeführten ambulanten und stationären Behandlungen
> Behandlungsdauer

LKF-Daten machen Versorgung sichtbar

Die umfassende Dokumentation medizinischer Prozesse in Krankenhäusern eröffnet wertvolle Möglichkeiten zur Analyse und Optimierung der Gesundheitsversorgung.

Die zentrale Frage lautet: Wie lassen sich Behandlungsprozesse auf Basis dieser Daten darstellen, bewerten und gezielt verbessern? Um das Potenzial der LKF-Datenmeldungen zu verdeutlichen, lassen sich folgende Schlüsselfragen identifizieren:

Regionale Patientenströme
> Aus welchen Staaten, Bundesländern und Versorgungs­regionen kommen Patient:innen zur Behandlung?
> Ist die medizinische Versorgung in bestimmten Regionen eventuell unzureichend?
> Werden Patient:innen gezielt an Spezialkliniken oder Zentral-Krankenhäuser überwiesen?

Zuweisung und Transport
> Auf welchem Weg gelangen Patient:innen ins Krankenhaus – Selbstanreise, Rettung, Notarzt, Hubschrauber?
> Erfolgt die Aufnahme geplant oder ungeplant?

Zeitliche Analyse der Patientenaufnahme
> Wann werden Patient:innen von welchen Abteilungen (Normalpflegestation, Intensivbereich) aufgenommen?
> Wie viele Aufnahmen erfolgen im Nacht- oder Bereitschaftsdienst?
> Welche Personalressourcen sind dafür erforderlich?

Medizinische Betreuung und Therapien
> Welche Krankheitsbilder werden von den unterschiedlichen Fachabteilungen behandelt?
> Wie lange warten Patient:innen auf ihre Behandlungen oder Operationen?
> Welche Faktoren führen zu einem Intensivaufenthalt?
> Welche Intensivleistungen sind erforderlich und wie lange dauert die stationäre Behandlung?
> Kann das Stationsmanagement so optimiert werden, dass bestimmte Bereiche gezielt an Wochenenden geschlossen werden?

Effizienz im Ambulanzbereich
> Wann und an welchen Wochentagen suchen Patient:innen die Ambulanz auf?
> Gibt es Engpässe in der niedergelassenen Versorgung, die die Krankenhausambulanzen überlasten?
> Könnten Primärversorgungszentren zur Entlastung der Spitalsambulanzen beitragen?
> Sind genügend Fachkräfte zur Behandlung verfügbar?
> Gibt es eine koordinierte Terminambulanz oder lange Wartezeiten durch unstrukturierte Patientenströme?

Analyse erbrachter medizinischer Leistungen
> Welche Leistungen aus dem LKF-Katalog werden selten oder überhaupt nicht erbracht?
> Werden Leistungen nicht dokumentiert, weil deren Abrechenbarkeit nicht oder zu wenig bekannt ist?
> Werden die Leistungen korrekt verschlüsselt und voll­ständig dokumentiert?
> Wie lange wird in Operationssälen, Dialyseabteilungen oder der Strahlentherapie gearbeitet?
> Wie viele tagesklinisch erbringbare Operationen erfolgen täglich und wann werden diese Patient:innen entlassen?
> Wie lange warten Patient:innen auf eine Chemotherapie nach der erforderlichen Laboranalyse?
> Erhalten Patient:innen während ihres Aufenthalts weitere ergänzende Leistungen oder Eingriffe?
> Entsprechen die dokumentierten Leistungen den Vorgaben des österreichischen Strukturplans Gesundheit (ÖSG) und werden die Qualitätsanforderungen erfüllt sowie die definierten Mindestmengen erbracht?

Strategische Bedeutung der Datenanalyse

Die Verknüpfung von Patientendaten mit Statistik- und Kostendaten ermöglicht eine detaillierte Bewertung medizinischer Abläufe und wirtschaftlicher Faktoren. Die Analyse zeigt, welche Berufsgruppen in welchen medizinischen Bereichen tätig sind und welche Krankheitsbilder von ihnen betreut werden. Ausbildungslehrgänge – je Berufsgruppe – können bei Bedarf gezielt angeboten werden. Zudem lassen sich zentrale Fragen zur Effizienz der Ressourcennutzung und Kostenstruktur gezielt beantworten.

Das LKF-Modell schafft Transparenz in Krankenhausprozessen und ermöglicht eine effiziente Steuerung der Gesundheitsversorgung. Die vollständigen und umfangreichen LKF-Datenmeldungen stehen sowohl dem Krankenhaus, dem Träger als auch dem Landesgesundheitsfonds, dem Gesundheitsministerium und dem Bundesrechnungshof zur Verfügung. Durch die verpflichtende Diagnosen-Kodierung im extramuralen Bereich wird die Datenbasis in den kommenden Jahren weiter ausgebaut und bildet eine solide Grundlage für eine zukunftsorientierte Gesundheitsplanung. 

Erich Wechselberger MSc MAS ist im Stabsbereich Organisation, Prozesse und zentrale Dienste der Salzburger Landeskliniken tätig.

Wechselberger ist zudem Vortragender zu den Themen Prozessoptimierung und Datenanalyse im Gesundheitswesen.

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