Digitalisierungs-Studie: 85 Prozent sehen Probleme bei der Umsetzung vorhandener Strategien

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Autor: Scho

Das Thema Digitalisierung gewinnt auch im Gesundheitswesen laufend an Bedeutung. Die Frage lautet daher nicht, ob sich das österreichische Gesundheitssystem im Wandel der digitalen Vernetzung befindet, sondern an welchem Punkt es aktuell steht. Fest steht: Es passiert einiges, es gibt aber weiterhin noch viel Potenzial.

„Gerade in Zeiten des akuten Fachkräftemangels, von dem auch der Gesundheitsbereich massiv betroffen ist, gibt uns Digitalisierung die Chance, den Menschen wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Innovative Technologien – an den richtigen Stellen eingesetzt und in eine gesamtheitliche Strategie eingebettet – können einerseits das Fachpersonal in ihrer täglichen Arbeit unterstützen und entlasten sowie andererseits den gesundheitlichen Outcome auf PatientInnenseite erhöhen“, bringt es Kathrin Bruckmayer, Verantwortliche für Digitalisierungsthemen im Gesundheitsbereich bei KPMG, auf den Punkt. Denn dass es Optimierungsbedarf gibt, ist unbestritten: Rund 55 Prozent der Befragten sehen das größte Digitalisierungspotenzial in den Kernprozessen der Gesundheitseinrichtungen, nämlich in der Aufnahme, der Diagnostik und der Therapie.

SOLVE-Geschäftsführerin Magdalena Sattelberger:
„Wir sollten den digitalen Wandel als Chance ergreifen.“

So können beispielsweise automatisierte Datenerfassung und intelligente Planungstools die Wartezeiten der PatientInnen verkürzen. KI-unterstützte Diagnostik kann nicht nur den benötigten Zeitaufwand reduzieren, sondern auch zur frühzeitigen Erkennung von Krankheiten sowie einer Erhöhung der Diagnosegenauigkeit beitragen. Und auch im Bereich der Therapie kann dem Fachpersonal durch digitale Unterstützung vor allem bei der Dokumentation mehr Zeit für die Behandlung und Betreuung der PatientInnen ermöglicht werden. „Wir sollten den digitalen Wandel als Chance ergreifen, den Arbeitsalltag der Fachkräfte neu zu gestalten, sie durch innovative Ansätze zu entlasten und so den Fokus vermehrt auf ihre medizinischen Kernkompetenzen zu legen“, fasst Magdalena Sattelberger, Geschäftsführerin von SOLVE Consulting, zusammen.

Digital ist nicht Analog mit Bildschirm

Um mit digitalen Lösungen tatsächlich einen langfristigen und positiven Outcome zu erreichen, ist ein Umdenken erforderlich. Denn immer noch – so zeigt die Studie – ist das allgemeine Verständnis von digitaler Transformation vorrangig das Abbilden analoger Prozesse in einer digitalen Welt. „Digitalisierung ist aber weit mehr: Sie verändert nicht nur die Zusammenarbeit und unser Verständnis von Arbeit, sondern erfordert auch eine völlig neue Art zu denken, eine neue Haltung. Nur so kann die Implementierung von innovativen Technologien die Entlastung der Fachkräfte und die PatientInnenzentrierung vorantreiben“, beschreibt Kathrin Bruckmayer.

KPMG-Digitalisierungsverantwortliche Kathrin Bruckmayer kritisiert, dass unter Digitalisierung nach wie vor oft die Abbildung analoger Prozesse verstanden wird.

Die positive Nachricht ist: Österreichische Gesundheitseinrichtungen sind gut auf die Digitalisierung vorbereitet – in der Theorie. In der Praxis besteht aber Aufholbedarf. So sehen 85 Prozent der Befragten die Grundpfeiler der Digitalisierung in ihrer Unternehmens- oder IT-Strategie zwar verankert, es fehlt aber weitgehend eine entsprechende Umsetzungssteuerung. Und ganze 50 Prozent stufen sich in Bezug auf den Reifegrad der Digitalisierung noch wenig weit fortgeschritten ein.

Um Digitalisierung im Unternehmen effizient steuern zu können, ist es von entscheidender Bedeutung, die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten zu klären. 24 Prozent sehen die Verantwortung dafür in ihrer Organisation noch nicht geregelt. Bei der restlichen Mehrheit sind IT-ExpertInnen im Lead. „Das Aufspüren und das Liefern von Ideen, an welchen Stellen man durch Digitalisierung etwas besser gestalten kann, erscheint in den Fachbereichen einfacher. Pflegepersonal und ÄrztInnen wissen aus ihrer täglichen Arbeit, welche Prozesse nicht rund laufen und wie man durch innovative Ansätze effizienter arbeiten, die PatientInnen besser servicieren und den medizinischen Outcome erhöhen kann“, so Magdalena Sattelberger. Mit einem Fokus auf den IT-Aspekt kann das volle Potenzial also nicht ausgeschöpft werden, es braucht vielmehr ein Zusammenspiel zwischen den Fachabteilungen, welche die Ideen liefern, und den IT-ExpertInnen, welche die Umsetzung ermöglichen.

Über die Studie

Die Umfrage zur Studie wurde zwischen Juni und Oktober 2022 mit einer Beteiligung von rund 150 österreichischen VertreterInnen im Gesundheitswesen durchgeführt. Die Teilnehmer:innen setzten sich vorrangig aus Mitarbeiter:innen von Krankenhäusern, Krankenhausbetriebsgesellschaften, Sanatorien, Rehabilitationskliniken bzw -zentren, Langzeitpflege-Organisationen, Gesundheitszentren, Diagnosezentren, Sozialversicherungsträgern, Dachverband-Organisationen und Vereinen mit Schwerpunkt im Gesundheitswesen zusammen.

Die gesamte Studie können sie hier anfordern.

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