Eine Pandemie, eine Gesundheitsreform, soziale Veränderungen, politische Turbulenzen. Unruhige Zeiten sind es im Gesundheitsbereich. Zeiten des Umbruchs. Und so ist der am Donnerstag in Wien eröffnete 14. Österreichische Gesundheitswirtschaftskongress auch eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes in diesen turbulenten Zeiten. Der Titel des Treffens: „Alles bleibt anders. Prüfen. Überlegen. Gestalten.“
Das „Jahresevent des österreichischen Gesundheitswesens“ nannte Kongresspräsident Heinz Brock das Treffen in seinen Begrüßungsworten. Den „Treffpunkt der Branche“ bezeichnete der Managing Director des Springer-Verlages und gleichzeitig Kongressveranstalter, Alexander Barta, den Österreichischen Wirtschaftsgesundheitskongress. Vor allem aber sei der Kongress eine Gelegenheit zum Austausch. 450 Gäste haben sich zu dem zweitätigen Event angemeldet.
Eher liebevolle Sticheleien zwischen Gesundheitsminister Johannes Rauch und Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker haben in diesem Rahmen bereits eine gewisse Tradition. Er werde die Redezeit des etwas verspäteten Peter Hacker einfach selbst nutzen, so Rauch. Und auch Hacker begann seinen Vortrag dann mit einer kleinen Replik darauf. Letztlich waren es aber dann doch beinharte Themen und Fragestellungen, denen sich beide stellten.
Alexander Barta, Managing Director des Springer-Verlags Wien, und Kongresspräsident Heinz Brock (Foto unten) eröffneten den ÖGWK 2024 in Wien.
„Wo stehen wir heute?“, so Johannes Rauch eingangs in einem Vortrag. Wo stehen wir nach der Pandemie und im Angesicht von Kriegen. Wo stehen wir aber vor allem auch angesichts des umfassenden Personalmangels in Sozialberufen. Ohne Zuwanderung aus Drittstaaten, so Rauch, werde es nicht gehen – auch wenn das manche vielleicht nicht hören wollten. Aber wenn es alles so bliebe aktuell, dann hätten wir in fünf Jahren eine dramatische Situation. Fehlentwicklungen gelte es, sukzessive Schritt für Schritt zu entfernen. Denn eines sei klar: Von heute auf morgen werde es nicht gehen.
Als Kern des Problems macht der Minister die geteilte Finanzierungszuständigkeit aus. Das System müsse aus einem Topf finanziert werden. Es mache keinen Sinn, wenn alle in ihren „Finanzierungsschützengräben“ säßen. Er selbst werde das nicht mehr schaffen in seiner Amtszeit. Daran sei er gescheitert.
Neckereien hin oder her – Peter Hacker stimmt Johannes Rauch grundsätzlich zu. Es sei kein Geheimnis, dass die Bundesländer mit der Finanzierung des Gesundheitswesens nicht zufrieden seien. Die Frage, der Kosten sei für die Bundesländer eine zentrale. Vor allem aber sei das Resultat der gegenwärtigen Praxis ein offensichtliches. Die Bevölkerung sei kein abstrakter Raum, so Hacker. Da reiche es zuzuhören, um die Probleme auszumachen. Es könne nicht sein, dass es die Krankenkassen nicht schafften, eine zeitgemäße Versorgung im ambulanten Sektor zur Verfügung stellen. Es brauche die Finanzierung aus einer Hand. Die Mittel des Gesundheitssystems müssten aus einer Hand vergeben werden. Es müsse gemeinsam gehandelt werden.
Die anwesende Politprominenz bei der Eröffnung des ÖGWK 2024. Derweil auf der Bühne: Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (Foto unten).
Transparenz & Nachvollziehbarkeit
Gesundheitswirtschaft, das Gesundheitswesen, der ganze Bereich sei ein allumfassender, resümiert Wolfgang Peschorn, Leiter der Finanzprokuratur. Es sei ein Bereich, der alle betreffe – was mit sich bringe, dass Debatten darüber mit vielen Emotionen einher gingen. Und das wiederum vor allem, weil es dabei immer um knappe Ressourcen und die Aufteilung derselben gehe. Daher seien Sachlichkeit und Transparenz die Grundsäulen der Gestaltung in diesem Feld. Dokumentation sei der Schlüssel. Und das Abwägen von Pro und Contra.
Transparenz habe etwas mit Nachvollziehbarkeit zu tun – wie der Strich auf der Straße, der einen Parkplatz markiere. Aber viele Bereiche seien eben nicht oder schwer verständlich. Es gehe darum, dass alle ihren Job machten: Der Staat, die Verwaltung, der private Bereich. Und wenn dann Transparenz gefordert werde, dann gelte das eben auch für all diese Bereiche. Denn nicht alles was nicht verboten sei, sei auch erlaubt.
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(red.)