Bei Entzündungen, nach schweren Verletzungen oder im Zuge von Tumorerkrankungen im Grenzgebiet zwischen Gehirn, Schädelbasis und Gesicht ist die enge Zusammenarbeit von Neurochirurgen, HNO-Spezialisten und Ärzten der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie gefragt. Die Körperregion der Schädelbasis zählt zu den hochsensiblen Bereichen mit wichtigen Hirnanteilen, Nerven und Blutgefäßen. Die Behandlung in diesem anatomischen Bereich setzt eine eigene Expertise voraus. „Um unseren Patienten eine optimale Behandlungsqualität bieten zu können, haben wir im Klinikum Klagenfurt am Wörthersee spezielle Fallkonferenzen etabliert, die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen funktioniert schon lange sehr gut. Regelmäßig werden zum Beispiel komplexe Tumoroperationen nach gemeinsamer Vorbesprechung und Aufstellen eines Behandlungskonzeptes gemeinsam operiert“, berichten Prim. Univ.-Prof. Dr. Thomas Kretschmer, Abteilungsvorstand für Neurochirurgie und Neurorestauration, Prim. Univ.-Prof. DDr. Gert Santler, Abteilungsvorstand der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Oberärztin der Hals-Nasen-Ohrenabteilung, Dr. Victoria Plaschke. Bei diesen Besprechungen, die im Schnitt alle zwei Wochen stattfinden, werden komplexe Patientenfälle analysiert und diskutiert. Santler: „Leidet etwa ein Patient an einem Tumor im Kieferbereich, der bereits die Schädelbasis durchwachsen hat und bis in das Gehirn reicht, werden die optimalen Therapiemaßnahmen gemeinsam festgelegt. Und auch bei einem chirurgischen Eingriff stehen wir zusammen im OP.“
Dadurch ergänzen sich die hohen Fachkompetenzen: Die Neurochirurgie ist vertraut im Umgang mit den sensiblen, lebensnotwendigen Gehirnstrukturen und arbeitet allerfeinst mit Mikroskop, Endoskop und modernsten Neuronavigationssystemen. Die HNO bringt ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz im Umgang mit dem Endoskop im Bereich der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen ein. Die MKG-Chirurgie unterstützt bei den knöchernen Strukturen und steuert ihre Erfahrung bei der Rekonstruktion auch mit mikrochirurgischen Lappenplastiken bei.
Enge Kooperation vieler Fachdisziplinen
Selbstverständlich werden die Patienten auch nach der Operation umfassend weiterbetreut. „Im Bedarfsfall kooperieren wir hier natürlich auch mit anderen Fachabteilungen des Klinikums, wie zum Beispiel der Neurologie, der Radiologie, der Strahlentherapie, den Augenärzten und plastischen Chirurgen oder der Endokrinologie“, sagt Santler. „Um als Schädelbasiszentrum zu gelten, müssen abgesehen von der Expertise und den zusammenarbeitenden Disziplinen, etliche strukturelle Gegebenheiten gewährleistet sein“, ergänzt Kretschmer.
Die nunmehrige Auszeichnung „Zertifiziertes Schädelbasiszentrum“ durch die Gesellschaft für Schädelbasischirurgie bestätigt die hohe Versorgungsqualität für die Patienten.