Die scharfe Kritik des aktuellen Vorsitzenden der Landeshauptleutekonferenz und burgenländischen LH Hans Peter Doskozil (SPÖ) an der Ärztekammer hat zu Widerspruch in Tirol geführt. Die Aussage, wonach der Interessensvertretung „Macht zu nehmen“ sei, sei „nicht richtig“, sagte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) am Dienstag bei einem Pressegespräch in Innsbruck. Auch die Ärztekammer zeigte sich am Dienstag brüskiert.
„Der burgenländische Landeshauptmann hat nun vollends die Maske fallen gelassen“, meinte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), in einer Aussendung. Doskozil strebe ein verstaatlichtes Gesundheitssystem unter Ausschaltung der verfassungsrechtlich gewährleisteten Selbstverwaltung der Ärzteschaft an. Eine Gesundheitsreform ohne Einbindung der Ärzteschaft sei jedoch zum Scheitern verurteilt, so Steinhart.
Unterstützung erhielt er am Dienstag von Mattle: Die Ärztekammer sei ein „wesentlicher Partner“ mit „durchaus viel Einfluss“ und erkenne die „Problemlagen, die wir im Land haben“. Sie wisse, dass man daran arbeiten müsse, dass jeder Österreicher und jede Österreicherin eine qualitätsvolle Gesundheitsversorgung bekomme, zeigte sich der ÖVP-Landeshauptmann überzeugt. In puncto Interessensvertretung hob Mattle auch die Wichtigkeit der niedergelassenen Ärzteschaft hervor. Diese sei vor allem in ländlichen Regionen auch „Nahversorger“ für die Bevölkerung, die man aber auch dazu anleiten müsse, diese Versorgung auch in Anspruch zu nehmen, spielte der Landeschef auf den „Trend“ hin vom niedergelassenen Bereich in die Ambulanzen der Spitäler an. „Diesen Ärzten muss man auch ein wirtschaftliches Fundament bieten können“, so Mattle.
„Die Diskussion muss man sicher führen“
Der ebenfalls bei dem Pressegespräch anwesende Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) meinte in Richtung Parteifreund Doskozil, dass er – wohl angesichts der sonstigen parteipolitischen Wortmeldungen – „schon froh“ sei, das sich dieser zur Ärztekammer äußere. „Die Diskussion muss man sicher führen“, machte Dornauer klar. Es gelte, gerade im ländlichen Raum einen „dringend notwendigen Fortschritt“, was die gesundheitliche Versorgung betrifft, zu erzielen.
Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) teilte mit, mit Tirols Ärztekammerpräsident Stefan Kastner in Gesprächen zu sein und sich anzuschauen, in welchen Bereichen man in Tirol in Zukunft Ärzte brauche. Es gelte, ein Programm „für die nächsten 20 oder 30 Jahre zu erarbeiten“, in dem mit einfließe, wann welche Medizinerinnen und Mediziner in Pension gehen und welche Ausbildungsplätze man zur Verfügung stellen müsse.
Doskozil hatte in einem „Kurier“-Interview erklärt, dass die Macht der Ärztekammer eingedämmt werden müsse. „Die Ärztekammer hat nur deswegen so viel Macht, weil wir sie bundesgesetzlich mit so viel Macht ausgestattet haben. Wer sagt denn, dass die Ärztekammer diese Macht braucht. Das gehört beseitigt“, meinte er – in der Überzeugung, dass das Gesundheitssystem „komplett neu gedacht“ werden müsse.
(APA, red.)