Neue Enzym-Therapie ermöglichte immunologisch hoch sensibilisiertem Patienten Nierentransplantation

Lesedauer beträgt 1 Minuten
Autor: Scho

An Universitätsklinikum AKH Wien und der MedUni Wien wurde erstmals in Österreich durch die Anwendung einer neuen Enzym-Therapie einem immunologisch hoch sensibilisierten Patienten eine Niere im Rahmen einer klinischen Studie erfolgreich transplantiert. Um eine Abstoßungsreaktion eines transplantierten Organs zu verhindern, müssen die Gewebemerkmale von EmpfängerIn und SpenderIn gut übereinstimmen.

Manche TransplantationskandidatInnen haben aber bereits einen hohen Antikörperspiegel gegen eine Vielzahl von HLA-Antigenen entwickelt, die eine Zuteilung eines passenden Spenderorgans selbst nach langer Wartezeit nahezu unmöglich machen. Häufige Ursachen für die Entwicklung dieser vielen Antikörper sind Transfusionen, Schwangerschaften oder vorangegangene Transplantationen, die zu einer Immunreaktion geführt haben. Eine neuartige Enzym-Therapie, Imlifidase, spaltet alle Antikörper und ermöglicht ausgewählten PatientInnen mit einer hohen immunologischen Sensibilisierung die Chance auf die Zuteilung eines Spenderorgans und in weiterer Folge eine Transplantation. Dadurch entsteht ein circa einwöchiges Zeitfenster, um die Immunsuppression entsprechend zu adaptieren und eine Abstoßung des Spenderorgans zu verhindern.

Weltweit wurde die neuartige Therapie erst bei wenigen PatientInnen angewandt. Am Universitätsklinikum AKH Wien und der MedUni Wien werden derzeit im Rahmen einer klinischen Studie mit Beteiligung mehrerer Fachbereiche wie der Universitätsklinik für Innere Medizin III/Nephrologie, Transfusionsmedizin/HLA Labor und Transplantationschirurgie und -immunologie von AKH Wien und MedUni Wien und dem Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien die Anwendungsmöglichkeiten der Imlifidase geprüft. Im Juli 2023 konnte so der erste Patient in Österreich erfolgreich transplantiert werden.

Chancen lagen bei unter einem Prozent

Der 51-jährige Patient wurde als junger Erwachsener nierenkrank und erhielt im Alter von 27 Jahren ein Nierentransplantat von seinem Vater. Nach rund zwanzig Jahren wurde eine Schwächung des Transplantats festgestellt und eine regelmäßige Dialyse notwendig. In den vergangenen vier Jahren verschlechterte sich die Nierenfunktion weiter, sodass der Patient keine Urinausscheidung mehr hatte und die tägliche Flüssigkeitszufuhr 1 Liter pro Tag nicht überschreiten durfte. Durch die erste Transplantation und Blutkonserven entwickelte der Patient viele Antikörper, die zu einer ungünstigen Prognose für eine erneute Transplantation führte. Die errechneten Chancen, ein passendes Spenderorgan zu erhalten, lag bei unter 1 % unter den rund 2.000 SpenderInnen der Eurotransplant-Region im letzten Jahr.

Ohne die Enzym-Therapie wäre die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Transplantation also gering gewesen und die Dialyse die einzige Behandlungsoption. Nun konnte der Patient bereits nach zwei Wochen nach der Nierentransplantation mit guter Funktion nach Hause entlassen werden. Kritisch war der Rebound der Antikörper rund eine Woche nach der Transplantation. Dieser konnte aber gut bewältigt werden. In Zukunft könnte die neuartige Therapie weiteren ausgewählten immunologisch hoch sensibilisierten PatientInnen eine Nierentransplantation ermöglichen.

(OTS/red.)

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Digitales Networking für Therapie und Rehabilitation

Digitales Networking für Therapie und Rehabilitation

„Digital Therapeutics and Rehabilitation for All“ war das Thema der diesjährigen Fachtagung build.well.being an der FH St. Pölten. Bei dem auch online übertragenen / live gestreamten Digital-Health-Event trafen sich Teilnehmerinnen aus ganz Europa. Über 100 Expertinnen aus Wissenschaft und Industrie diskutierten mit Start-ups und Studierenden digitale Innovationen für das Gesundheits- und Sozialwesen.

Die KI weiß heute schon, was du morgen nicht tun wirst

Die KI weiß heute schon, was du morgen nicht tun wirst

Eine App, die PatientInnen mit kardiovaskulären Erkrankungen dabei unterstützt, ihren Lebensstil dauerhaft zu ändern: Das ist nur ein Beispiel für die vielen Möglichkeiten, die digitale Technologien im Gesundheitsbereich heute bieten. Ihr Potenzial ist enorm – doch auch die Hürden sind hoch, sagt der Salzburger Kardiologe und Sportmediziner Josef Niebauer.