Neues psychosoziales Angebot für junge Menschen in Wien

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Autor: Scho

Wien erweitert sein Hilfsangebot für junge Menschen, die psychiatrische Erkrankungen und problematisches Konsumverhalten aufweisen: Das vorgestellte Projekt API Steps ist eine Kooperation der Sucht- und Drogenkoordination Wien (SDW) mit dem Anton Proksch Institut, wo auch die Behandlung stattfindet. Zunächst stehen stationär fünf Betten zur Verfügung. Im Vollausbau, der 2024 startet, sind zwölf Betten vorgesehen, dazu vier Plätze in der ambulanten Betreuung.

„Erstmals gibt es ein Angebot, das Suchterkrankungen bei gleichzeitig anderen psychischen Erkrankungen behandelt“, sagte Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt. „Die Transition, also der Übergang vom jugendlichen zum Erwachsenenalter, ist eine besondere Herausforderung“, erläuterte Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste (PSD). API Steps sichere die Versorgung „für eine Zielgruppe, die einer besonderen Betreuung bedarf“.

Das Programm richtet sich an 16- bis 25-Jährige. Behandelt werden können Menschen mit allen Suchtformen, sowohl substanzgebundene wie Alkohol, Nikotin oder Tabletten als auch andere Abhängigkeiten wie Spielsucht. Betroffene weisen häufig zusätzliche psychische Erkrankungen auf, etwa Depressionen, Angststörungen und soziale Phobien. Das „österreichweit erstmals durchgeführte Pionierprojekt“ ergänze die Angebote von Kinder- und Jugendpsychiatrie, Transitionspsychiatrie sowie Sucht- und Drogenhilfenetzwerk (SDHN) der Stadt, wurde betont.

Reintegration als Ziel

Eltern, Obsorgeberechtigte und andere Bezugspersonen sollen miteinbezogen werden: Bedürfnisse der Zielgruppe seien „ein Therapiesetting, in dem junge Menschen mit Menschen ihres Alters Therapieangebote wahrnehmen können“ sowie „die enge Einbindung von Bezugspersonen“ und „ein kontinuierliches Behandlungsteam“, sagte Gabriele Gottwald-Nathaniel, Geschäftsführerin des Anton Proksch Instituts.

Im Vollausbau bietet das Programm ambulante, ganztägig ambulante und stationäre Betreuung durch multiprofessionelle Teams. Die Behandlung umfasst neben der medizinischen Versorgung Sozialarbeit, Psychotherapie, Gruppenangebote, Körperwahrnehmung und Arbeits-, Kreativ-, Kunst-, Musik- oder Bewegungstherapie. Darüber hinaus soll an der Ausbildung und beruflichen (Re-)Integration und dem sozialen Netzwerk gearbeitet werden.

Höhere Belastungen, mehr Alkohol

Laut einer Erhebung der Gesundheit Österreich GmbH GÖG unter 1.019 Personen aus Wien von Mai bis Oktober 2022 gehen psychische Belastungen in allen Altersstufen mit höherem täglichen oder fast täglichen Alkoholkonsum einher. Besonders stachen männliche Befragte zwischen 15 und 34 Jahren mit acht Prozent täglichem oder fast täglichem Konsum bei geringer Belastung versus 31 Prozent bei moderater oder starker Belastung hervor. Zudem sagten Personen, deren psychische Gesundheit während der Pandemie schlechter geworden sei, doppelt so häufig, dass sich die Frequenz erhöht habe (36 Prozent) als jene, deren psychische Gesundheit sich verbessert habe oder gleich blieb (18 Prozent).

Ebenfalls deutlich manifestierte sich ein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß psychischer Belastung und dem Anteil von Personen, die mehrmals wöchentlich an Glücksspielen oder Sportwetten teilnehmen: bei Männern neun Prozent bei geringer Belastung, 24 Prozent bei moderater oder hoher Belastung, bei Frauen drei Prozent bei geringer und acht Prozent bei moderater oder starker Belastung. Auch die Dauer der Nutzung von Computerspielen steigt: auf 52 Minuten pro Tag bei moderater oder starker Belastung gegenüber 29 Minuten bei keiner oder leichter Belastung.

Zur Sucht- und Drogenkoordination Wien geht es hier.

Zum Anton Proksch Institut geht es hier.

(APA/red.)

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