Ohne Patienten geht nichts

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Autor: Scho

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI/AI) lassen sich im Gesundheitswesen nur mit den betroffenen Patienten umsetzen. Der Nutzen muss erkennbar, Transparenz gewährleistet sein. Dies erklärten Experten beim 6. Praevenire Digital Health Symposium in Wien. Buchstäbliche „Schelte“ an Ex-Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) gab es von dem ehemaligen Sektionschef im Gesundheitsministerium, Clemens Martin Auer.

Auf Künstlicher Intelligenz basieren laut Experten große Möglichkeiten für die Verbesserung der Patientenversorgung. „Betroffene werden oft erst dann diagnostiziert, wenn es schon zu spät ist. Die Zukunft liegt in einem gemeinsamen vertrauensbasierten Gesundheitssystem, das von künstlicher Intelligenz unterstützt wird“, sagte Viktoria Prantauer, selbst ehemalige Brustkrebspatientin und unabhängige Beraterin in Patientenfragen im Gesundheitswesen.

Viele neue IT-Projekte im Gesundheitssystem der Zukunft würden im „Tal der Tränen“ nach Konzeption und am Beginn der Umsetzung verkommen, erklärte die Expertin. Die unumgänglich zu verfolgende Strategie der Zukunft, so Prantauer: „Die betroffenen Menschen müssen schon von der Forschungsfrage weg hereingeholt werden.“

Ein Beispiel: Das Software-Programm Tidepool Loop, das vergangenes Jahr die Zulassung von der US-Arzneimittelbehörde FDA bekommen hat. Der Clou: Betroffene von Typ-1-Diabetes entwickelten gemeinsam mit Technikern ein Open-Source-Programm, das mit kommerziell auf dem Markt befindlichen Insulinpumpen und Blutzucker-Messsystemen kompatibel ist und so den Betroffenen das tägliche Leben erleichtert.

Das bedarf, so Wolfgang Schuster, Leiter des Instituts für ganzheitliches Gesundheitsmanagement und Pflege in Luxemburg, auch einer Offenheit von Gesellschaft und Politik für Neuentwicklungen. „Die Hemmnisse in Europa? Kommt etwas auf den Markt, schreit man schon nach Regulierung.“ Ethik und Moral brauche man in der Medizin nicht ständig neu definieren. Dafür reiche schon der Eid des Hippokrates aus den Zeiten der Antike.

Nachträglich heftige Kritik an der ehemaligen FPÖ-Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein äußerte der Ex-Sektionschef im österreichischen Gesundheitsministerium, Clemens Martin Auer. Hartinger-Klein hätte wesentliche Teile der Weiterentwicklung der österreichischen elektronischen Patientenakte ELGA „in den Sand gesetzt“, sagte Auer. ELGA sei einfach bezüglich der Anwendungen „steckengeblieben“. In Hinblick auf Hartinger-Klein sprach Auer von einer „Ära der begnadeten Ahnungslosigkeit“.

Nachdem das System in Österreich für die Abruf- und Austauschbarkeit von Patientendaten gesorgt hätte, würde die EU erst jetzt die sekundäre Nutzung der Informationen für Gesundheitsplanung und Wissenschaft angehen. Auer war ehemals im Gefolge von ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat in das Gesundheitsressort gekommen, seine Differenzen mit ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz im Rahmen der Impfstoffbestellungen zu Covid-19 haben für Schlagzeilen gesorgt.

(APA/red.)

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