Das Selbstexperiment einer deutschen Psychologin könnte die Wissenschaft in der Erforschung der hormonellen Einflüsse auf das Gehirn weitergebracht haben. Die Wissenschafterin ließ sich unter anderem unter Verwendung der „Pille“ 75 Mal per Magnetresonanztomografie (MRT) untersuchen.
„Der Einfluss der Antibabypille auf das Gehirn ist wenig erforscht, obwohl sie Millionen Frauen weltweit anwenden. Um zu untersuchen, wie sie sich auf neuronale Muster und das Volumen bestimmter Gehirnregionen auswirkt, unterzog sich Carina Heller in den vergangenen beiden Jahren einem Selbstexperiment. Bevor, während und nachdem sie drei Monate die Pille genommen hatte, stieg die Psychologin an ihrem damaligen Arbeitsort, der Universität Jena, jeweils fünf Wochen lang von Montag bis Freitag für 90 Minuten ins MRT. Zusätzlich ließ sie die Hormonkonzentrationen im Blut bestimmen und füllte täglich Stimmungsfragebögen aus“, berichtete jetzt die deutsche Pharmazeutische Zeitung mit Berufung auf „Nature“.
Die Psychologin präsentierte die Ergebnisse ihres Selbstversuches vor kurzem auf der Jahrestagung der „Society for Neuroscience“. Die Hauptpunkte: So schrumpfte das Volumen bestimmter Hirnareale geringfügig unter der Anwendung der „Pille“. Dies bedeute nicht automatisch eine verschlechterte oder verbesserte Gehirnfunktion, betonte die Wissenschafterin. Es handle sich um eine komplexe und fein abgestimmte Reaktion des Gehirns auf hormonelle Schwankungen.
Etwas anders fielen die MRT-Bilder der Psychologin in dem Zeitraum ohne Verwendung eines oralen Kontrazeptivums aus. „Carina Heller stellte fest, dass das Gehirnvolumen und die neuronale Konnektivität im Verlauf eines natürlichen Menstruationszyklus schwankten und rhythmische Muster zeigten. Unter der Einnahme der ‚Pille‘ nahmen sowohl das Volumen als auch die Konnektivität zwischen bestimmten Gehirnregionen im Vergleich dazu leicht ab. Nach dem Absetzen normalisierten sich diese Parameter größtenteils wieder“, berichtete die Pharmazeutische Zeitung am Dienstag.
Die Wissenschafterin will ihre MRT-Scans jetzt auch anderen Forschern zur Verfügung stellen. Außerdem will sie ihre Daten zum Beispiel mit denen einer Endometriose-Patientin vergleichen, um herauszufinden, ob Hormonschwankungen im Gehirn die Ursache für die Erkrankung sein könnten.
(APA/red.)