Stolperstein „Kontext der Organisation“
Die andauernde Ressourcenknappheit im Gesundheitsbereich erhöht den Druck auf das Krankenhausmanagement, die verfügbaren Mittel effizient einzusetzen. Hierbei soll der Fokus stets auf die Patientensicherheit und -zufriedenheit, verbunden mit einer immer besser werdenden Versorgungsqualität, gerichtet sein. Bringt man die genannten Aspekte mit dem Personalmangel und der Überlastung der Health Professionals in Verbindung, so ergibt sich das Erfordernis einer Neubewertung der Betriebsstrategie im Krankenhaus.
Das klinische Qualitätsmanagement ist diesbezüglich gefordert, die Qualität zu verbessern und zu sichern bei zeitgleicher Sicherstellung der Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit, ohne dabei zu einer Ausreizung der Ressourcen zu führen. Oftmals wird hierfür eine Flut an Verbesserungsprogrammen initiiert, welche ressourcenbindend sind und möglicherweise den Druck auf die Organisation erhöhen, ohne dabei die Herausforderungen im bestehenden System zu lösen.
Die Notwendigkeit, die vorhandenen Mittel effizient einzusetzen, wurde im Krankenhaussektor bereits erkannt und führte zu einem Einzug moderner Managementkonzepte zur Prozessverbesserung und Ressourcenoptimierung in die Organisationen des Gesundheitswesens. Lean Management ist ein solches Konzept, welches sich großer Beliebtheit und einer breiten Anwendung im klinischen Betrieb erfreut.
Das Kepler Universitätsklinikum hat das Potenzial des Lean Managements erkannt und ist mit der Implementierung eines ganzheitlichen Ansatzes an einer medizinischen Pilotabteilung bemüht. Die Umsetzung des Lean Konzeptes am Universitätsklinikum geht über die Anwendung von Optimierungstools hinaus und setzt vielmehr den organisatorischen Rahmen und die Besonderheiten der Expertenorganisation in den Vordergrund. Vor allem die Wertedefinition und der Kundenbegriff unterscheiden sich im Gesundheitswesen von jenen in der Fertigungsindustrie. Neben dem genauen Verständnis der Lean-Philosophie ist es essenziell, die Erwartungshaltungen und Wertvorstellungen der unterschiedlichen Akteure im Krankenhaus zu kennen und die betriebswirtschaftliche Sprache des Lean Managements auf jene der Health Professionals zu übertragen. So wird das Commitment des klinischen Personals erhöht und die nachhaltige Anwendbarkeit des „schlanken“ Managements im klinischen Betrieb sichergestellt.
Um einer Insellösung entgegenzuwirken, erfolgen in diesem Zusammenhang diverse Optimierungsvorhaben entlang der Patientenpfade und werden sämtliche Berufsgruppen und Fachabteilungen betrachtet, welche multiprofessionell an der medizinischen Leistungserbringung beteiligt sind. Einerseits wird so sichergestellt, dass die Nahtstellen hinsichtlich Kommunikation und Risiken eruiert werden, anderseits setzt man den Anstoß, auch außerhalb der Abteilungsgrenzen vorausschauende und ganzheitliche Verbesserungen umzusetzen, da das Bewusstsein für die vor- und nachgelagerten Prozesse geschaffen wird.
Bei der Pilotabteilung am Kepler Universitätsklinikum handelt es sich um eine chirurgische Fachdisziplin, daher steht der Operationssaal als Dreh- und Angelpunkt der Abteilung im Mittelpunkt. Im Sinne der Effizienzsteigerung werden Aktivitäten gesetzt, um die Prozessstabilität, Prozessauslastung und Ineffizienzen zu prüfen. In diesem Bereich wird die Komplexität der Organisationen im Gesundheitswesen besonders deutlich, da viele Optimierungen in einer Fachabteilung zur Erhöhung des Patientenrisikos in einer anderen Fachdisziplin führen können. Auch hier werden die Spezifika des Krankenhauses berücksichtigt und so ein besonderes Augenmerk auf die Wechselwirkungen und die Grenzen der Verschwendungseleminierung gelegt. Ein optimierter Ressourceneinsatz der bereits vorhandenen personellen, finanziellen und räumlichen Mittel kann zu einer besseren Performance, höheren Qualität und Sicherheit und darüber hinaus zur Entlastung des Fachpersonals führen.
Ein wesentliches Bestreben ist hierbei, eine Kultur mit starkem Qualitätsbewusstsein, lernender Organisation und kontinuierlicher Verbesserungs- und Lösungsorientierung aller am Prozess beteiligten Mitarbeiter zur schaffen. Eine nachhaltige Anwendung und Lebbarkeit der Lean-Philosophie kann nur über eine entsprechende kulturelle Basis und das Commitment des Personals erreicht werden.
Hierfür hat sich das Qualitätsmanagement des Kepler Universitätsklinikums der Aufgabe verschrieben, das Lean-Management-Modell an die speziellen Forderungen des Krankenhauses zu adaptieren, ganzheitlich zu implementieren und realistisch auf Chancen und Limitationen im klinischen Betrieb und der medizinischen Leistungserbringung zu prüfen.
Kontakt:
Natasa Neuhold, MA
Qualitätsmanagementbeauftragte Stabsstelle Qualitätsmanagement, natasa.neuhold@kepleruniklinikum.at, www.kepleruniklinikum.at