Seit 2018 gibt es in Niederösterreich „Regionale Gesundheitskoordinatorinnen und -koordinatoren“ (RGK). Eine Evaluation der Universität für Weiterbildung Krems hat die Umsetzung der Initiative begleitet und untersucht.
Der soziale Kontext und die Umgebung von Menschen beeinflussen ihre Gesundheit wesentlich. Aus diesem Grund sind gesundheitsfördernde Maßnahmen auf lokaler Ebene vielversprechend. Seit 1995 gibt es in Niederösterreich das Programm „Gesunde Gemeinde“ für niederschwellige gesundheitsfördernde Angebote. 2018 startete zudem die „Regionale Gesundheitskoordination“. In einem Lehrgang werden Interessierte zu RGK ausgebildet. Ziel ist, Gesundheitsförderung nachhaltig in niederösterreichischen Gemeinden zu verankern (1).
Evaluation der Ausbildung und ersten Praxisjahre
Der erste Lehrgang wurde während der Ausbildung und in den darauffolgenden zwei Jahren wissenschaftlich begleitet (2). Befragt wurden die RGK, Bürgermeister, die Bevölkerung und die Stakeholder des Programms „Gesunde Gemeinde“. Die Studie wurde mit den Mitteln des Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds gefördert. Es zeigt sich, dass die RGK nicht nur gesundheitsfördernde Aktivitäten erfolgreich entwickeln und durchführen, sondern die lokale Anlaufstelle bei Gesundheitsfragen sind. RGK agieren als Schnittstelle zwischen den Menschen und ihrer lokalen politischen Vertretung. Sie vernetzen lokale Vereine und Gesundheitsförderungsangebote und koordinieren Maßnahmen, vereinzelt sogar über die Gemeindegrenzen hinweg. Sie unterstützen die Gemeinden bei der Bewerbung von gesundheitsfördernden Maßnahmen in digitalen und klassischen Medien.
Was ist für die Bevölkerung am wirksamsten?
Viele geplante Konzepte und Maßnahmen konnten erfolgreich umgesetzt werden. Das Angebot reichte von allgemeinen Kurzveranstaltungen und Vorträgen über mehrjährige zielgruppenspezifische Ernährungs- und Bewegungsprojekte an Schulen und Kindergärten bis hin zu Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Die Bevölkerung profitiert am meisten von der Arbeit der RGK, wenn diese gut in die Gemeindeverwaltung eingebunden und auch darüber hinaus vernetzt sind. Außerdem ist die vertrauensvolle und parteipolitisch unabhängige Zusammenarbeit mit der Gemeindevertretung wichtig. RGK sollten daher offen, kommunikativ und umsetzungsstark sein.
Fokus auf bestimmte Zielgruppen und mehr Einbindung
RGK berücksichtigen bereits die Sichtweisen der Gemeindebewohner bei der Entwicklung und Umsetzung von gesundheitsfördernden Maßnahmen. Eine stärkere Partizipation, bei der die Bevölkerung über Maßnahmen entscheidet und diese umsetzt, könnte die Bedürfnisse der Zielgruppen noch besser abdecken und die aktive Beteiligung fördern. Denn es zeigte sich, dass Frauen und Personen in höheren Bildungsschichten gut, jedoch ältere Menschen, Personen mit niedrigem Bildungsstand und Männer weniger erreicht worden sind. Kommende Angebote sollten daher verstärkt diese Zielgruppen ansprechen. Generell könnten RGK beratend in gemeindepolitische Themenbereiche miteinbezogen werden, die die Gesundheit indirekt beeinflussen. Soziales, Bildung, Umwelt, Arbeitsmarkt, Verkehr oder Wirtschaft wirken sich wesentlich auf die Gesundheit der Bevölkerung aus und wären mögliche neue Tätigkeitsfelder für RGK.
Referenzen:
1 „Tut gut!“ Gesundheitsvorsorge GmbH (2023): „Gesunde Gemeinde“. www.noetutgut.at/angebote/gesunde-gemeinde
2 Klingenstein P, et al. (2022) „Lehrgang Regionale/r Gesundheitskoordinator/in“: Prozess- und Ergebnisevaluation – kurzfristige und mittelfristige Ziele. Evaluationsbericht Version 5.0. Zentrum für Evaluation am Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Universität für Weiterbildung Krems.
Autorinnen:
Sigrid Moick, BA MA PhD, Pauline Klingenstein, MSc BSc, Ursula Griebler, PhD MPH
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
Department für Evidenzbasierte Medizin & Evaluation, Universität für Weiterbildung Krems (Donau-Universität Krems)
sigrid.moick@donau-uni.ac.at