Clinician of the Future

Lesedauer beträgt 4 Minuten
Autor: Elsevier

Mit der Studie zum „Klinikpersonal der Zukunft“ hat Elsevier erstmals eine weltweite Studie in Auftrag gegeben, die die aktuellsten Trends mit nachhaltiger Wirkung auf den Gesundheitssektor ermitteln soll und gleichzeitig verstehen helfen soll, wie sich das Tätigkeitsfeld dadurch in den nächsten Jahren weiter verändern wird. Hierfür wurden zwischen Oktober und Dezember 2021 insgesamt 1.691 Ärztinnen und Ärzte sowie 1.108 Mitarbeiter aus dem Pflegebereich aus 111 Ländern befragt – teilweise in Interviews, teilweise per Online-Fragebogen.

Tatsächlich steht das weltweite Gesundheitswesen und im Speziellen der Krankenhaussektor vor einer großen Herausforderung. Durch ein stetiges Bevölkerungswachstum bei gleichzeitiger Überalterung steigt die Anzahl der Patienten mit teilweise komplexen Krankheitsbildern, während der rapide Technologie- und Wissenschaftsfortschritt im Gesundheitssektor es unerlässlich machen, mit den aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten und auf dem Laufenden zu bleiben. Und das in einer Phase, in der das Klinikpersonal durch COVID-19 ohnehin bereits zusätzlich belastet ist.

Die am häufigsten genannten Themen, die zum Zeitpunkt der Befragung als großes Problem empfunden wurden, sind:

■ mangelnde/fehlende (Weiter-)Bildungsmaßnahmen und Training
■ Fokus auf dem Kostendruck statt Fokus auf der Patientenversorgung
■ Hohe Patientenerwartungen
■ Personalmangel
■ COVID-19
■ Administrative Ineffizienz
■ Wenig Unterstützung bei und Zugang zu digitalen Gesundheitsangeboten
■ Schwerpunkt auf der Behandlung von Symptomen/Krankheiten anstelle von Vorsorgeleistungen
■ Informationsüberfluss bei gleichzeitig wenig Einblick „über den Tellerrand hinaus“

Doch nicht nur die bewusst als solche wahrgenommenen Probleme haben einen großen Einfluss auf das Klinikpersonal und dessen Wahrnehmung ihres Jobs, sondern es gibt auch eine Reihe von externen Einflüssen, die in den letzten zehn Jahren teils massive und nachhaltige Auswirkungen auf den Gesundheitssektor hatten. Zu den Faktoren mit den nachhaltigsten Auswirkungen gehören die COVID-19-Pandemie (97%), der rapide Anstieg chronischer Krankheiten wie Herzkrankheiten, Lungenkrankheiten, Krebs oder Diabetes (94%), die Überalterung der Gesellschaft (93%), der Anstieg psychischer Krankheitsbilder (91%), der zunehmende Fokus auf messbare Performance-Kriterien wie Länge des Krankheitsaufenthalts oder Wartezeiten (90%), gesetzliche Vorgaben und Regelungen (89%) und Kosteneinsparungsmaßnahmen (89%).

Zusammengefasst lässt sich der aktuelle Zustand des Klinikpersonals anhand der empfundenen Work-Life-Balance darstellen, die im deutschsprachigen Raum mit dem weltweit mit Abstand niedrigsten Wert von nur 30% des Klinikpersonals als gut empfunden wird (weltweiter Schnitt: 57%). Und sogar fast jeder zweite Klinikmitarbeiter denkt über eine berufliche Veränderung in den nächsten zwei bis drei Jahren nach – angesichts des jetzt schon herrschenden Personalmangels ein äußerst besorgniserregender Trend, da eine weitere Verschärfung der Personalsituation droht, obwohl jetzt schon 84% des befragten Pflegepersonals im deutschsprachigen Raum die Situation des Pflegepersonals deutlich verschlechtert im Vergleich zu vor zehn Jahren sieht, während der europaweite Durchschnitt „nur“ bei 61% liegt und weltweit knapp mehrheitlich sogar eine Verbesserung empfunden wird.

Doch was bedeutet dies nun für die zukünftige Entwicklung? Fest steht: Die Arbeit in Kliniken unterlag in den letzten Jahren einem massiven Wandel – und dies wird auch in den kommenden Jahren anhalten, unter anderem auch, weil sich der Gesundheitssektor als Gesamtes in einem Strukturwandel befindet.

Gemäß der Studie werden folgende Effekte bzw. Entwicklungen erwartet (in Klammern die Prozentzahl der Befragten, die diese Entwicklung in DACH und weltweit erwarten):

■ Patienten werden stärker befähigt und in die Entscheidungsfindung einbezogen, ihnen wird gleichzeitig aber auch mehr Eigenverantwortung für ihre Gesundheit übertragen (DACH 49% /
weltweit 66%) und gesundheitsbewusstes und -förderndes Verhalten könnte mit niedrigeren Krankenversicherungsbeiträgen einhergehen
(DACH 66% / weltweit 60%).

■ In der Interaktion mit den Patienten erwartet die überwiegende Mehrheit einschneidende Veränderungen: Ein Großteil des Patientenkontakts könnte online stattfinden (DACH 54% / weltweit 63%), was durch gewonnene Flexibilität in massiven Zeiteinsparungen und mehr Effizienz resultieren könnte (aktuell bemängeln 85% des deutschsprachigen Klinikpersonals, dass sie nicht genug Zeit für eine gute Patientenversorgung haben – weltweit liegt dieser Vergleichswert bei 49%).

Damit einhergehend werden die Anforderungen an die technologische Kompetenz des Klinikpersonals in den kommenden Jahren ebenfalls steigen, um die zur Verfügung stehenden Tools und technischen Möglichkeiten effizient nutzen zu können.

Das Anforderungsprofil an medizinisches Personal wird sich also teilweise massiv verändern.

■ Big Data wird zu einem Kernthema beim Gesundheitsmanagement
(DACH 64% / weltweit 80%).
■ Elektronische Patientenakten werden die Daten aus unterschiedlichen
Quellen integrieren
(DACH 65% / weltweit 79%).
■ Personalisierte Behandlungsansätze werden stärker genutzt
(DACH 63% / weltweit 77%).
■ Echtzeit-Patientendaten und deren Verarbeitung und Analyse werden
entscheidend für eine gute personalisierte Pflege
(DACH 57% / weltweit 67%).
■ Die Mehrheit der Entscheidungen wird auf Basis KI-unterstützter Tools zur klinischen Entscheidungsunterstützung getroffen werden
(Europa 46% / weltweit 56%).

Entscheidend für ein erfolgreiches Meistern der Herausforderungen des Strukturwandels im Gesundheitswesen ist die Frage, wie neue digitale Angebote und Digitalisierungsprojekte bestmöglich zum Einsatz gebracht werden können. Der technologische Fortschritt, z.B. in Form von zunehmender Automatisierung in Teilbereichen des klinischen Entscheidungsprozesses, wird eine wichtige Rolle spielen, die Belastung des Klinikpersonals zu reduzieren, die Attraktivität der Rahmenbedingungen zu verbessern und gleichzeitig gezieltere Behandlungsentscheidungen zu treffen und dadurch die Patientenversorgung nachhaltig zu optimieren!

Die vollständige Studie finden Sie unter:
www.elsevier.com/connect

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