Nebelsaison

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Autor: Roland Schaffler

Inferiore Politiker und hilfreiche Medienmacher mögen schuld sein an der Misere, Bürger und Wissenschaftler haben sich’s jedenfalls gefallen lassen. Das schmerzt nur die Letzteren. Die anderen kennen keinen Schmerz. Dieses Bild mildert kein Novembernebel.

Langsam aber sicher stellt sich mir die Frage, mit wie wenig Sitzfleisch in ihrer eigenen Ausbildung und fehlendem Basiswissen Politiker und Medienleute sich anmaßen, Bürger zu belehren, Entscheidungen liegen zu lassen und Diplomierte, Promovierte und Ärzte zu maßregeln. „Meine Experten“ noch gestern, als deren Äußerungen noch in den eigenen kleinen politischen Plan passten und mit Dank für ihre Stimmen bedachte Wählerinnen und Wähler am Wahlabend, aber weltfremde Virologen, Zauderer und Zögerer mit fadenscheinigen Gründen und schäbigem Verhalten, ja gar Todesengel in der Sarggasse, wenn heute die eigene Verantwortung nicht mehr zu ertragen ist.

Da schüttelten wir noch unlängst unsere Köpfe wegen impfvordrängelnden Bürgermeistern und wegen späterer Gesundheitsminister, die im Fernsehen allen Ernstes argumentierten, i.m.-Injektionen gelangten nicht ins Blut. Diese schüttelnden Köpfe werden jetzt hoheitlich gewaschen von unseren eigenen Angestellten in Politik und Verwaltung, die zum Teil beim Stehlen, beim Lügen, beim Bestechen, beim Intrigieren, beim Veruntreuen oder beim Abschreiben zu blöd sind, sich nicht erwischen zu lassen. Manche werden danach Wirtschaftsberater, manche Bundesratspräsidenten, einige suchen noch leise einen gut bezahlten stressfreien Arbeitsplatz. Das Schütteln war halt nur Silber, Aufmucken wäre Gold gewesen.

Ich mag für Publikumsbeschimpfungen keinen Cent mehr zahlen, keinen für straffe Zügel, keinen für ungemütliche Weihnachten und keinen für tägliche Spaltungsreden. Ich höre, wie es gerade aus Peter Klimek im mir ebenfalls keinen Cent mehr werten hilfreichen Staatsfernsehen hervorbricht: „Die Entwicklung war absolut vorhersehbar. Das einzig Überraschende war, dass die Zahlen vielleicht zwei Wochen im September nicht so schnell angestiegen sind. Und dann hat man gleich begonnen zu sagen, alles sei in Ordnung. Natürlich war nichts in Ordnung. Die Entwicklung war absolut vorhersehbar, und dass man dann die Prognosen so dreht und wendet, wie es einem gerade politisch passt, an das sind wir jetzt eh schon gewöhnt. Was ich besonders erschütternd gefunden habe, ist, dass etwa von Landeshauptleuten Virologen der Lächerlichkeit preisgegeben wurden und gesagt wurde, dass die alle Leute einsperren wollen. Da fragt man sich schon als Wissenschaftler, was ist hier der Umgang, den man in Österreich mit der Wissenschaft pflegt? Wir versuchen Evidenz für Entscheidungen bereitzustellen und bekommen dann solche Aussagen zurück, dass man nicht ernst genommen werden sollte und man Leute immer nur einsperren möchte. Wir haben großartige Virologen aus Österreich […], aber wenn dieses wissenschaftsfeindliche Klima um sich greift, dann machen wir einen Schritt weiter zur Bananenrepublik und dann wird es schwer, gute Wissenschaftler in Österreich halten zu können …“.

Und dann lese ich die mit Herzblut geschriebenen Beiträge der Autorinnen und Autoren für die QUALITAS und dann brauche ich diesen Novembernebel, der in den österreichischen Niederungen hängt, weil ich die Sonne darüber erst genießen kann.

Ihr
Roland Schaffler
Chefredakteur

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