Zwischen Aufrechterhaltung und Verbesserung der Qualität unserer Gesundheitsversorgung spielen sich die Meldungen und Diskussionen seit Jahren ab. Während die Autorinnen und Autoren vorliegenden Heftes über ihre konkreten und sehr praktischen qualitätssteigernden Arbeiten in Projekten, Initiativen und im täglichen Routinebetrieb berichten, rettet die Politik auf allen Seiten der deutschsprachigen Ländergrenzen das Gesundheitssystem vor Kollaps, Fachkräftemangel und Finanzierungsnot – sagt sie. Das System ächzt laut, wie vieles in diesen Tagen. Manche machen sich ob der bereits für viele wahrnehmbar erschwerten Zugänglichkeit zu Gesundheitsdienstleistungen Sorgen um ihre Lieben und um sich selbst.
Die deutsche AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) hat mit ihren 182 Fachgesellschaften mit mehr als 300.000 Mitgliedern jahrzehntelang Hirnschmalz und Zeit in qualitätsrelevante und evidenzbasierte Empfehlungen investiert. 800 medizinische Leitlinien umfasst ihr aktuelles und für jeden zugängliches Leitlinien-Register.
Strukturierte Reform tut not: Die Mehrheit der AWMF-Fachgesellschaften bestätigt die repräsentativ abgefragten Prioritäten der Bevölkerung: 1. bessere medizinische Versorgung, 2. bessere intersektorale Integration und 3. den vermehrten Einsatz moderner Technologien. Keine Priorität haben heute mehr die kurzen Wege zu einem Krankenhaus.
Die AWMF fasste erst im Juli nochmals und im Wesentlichen gültig für viele Gesundheitssysteme zusammen, worum es bei kritischen Eingriffen – und das sind Reformen, wie strukturiert sie tatsächlich auch sein mögen, immer und überall – geht: 1. Versorgungssicherheit für die Bevölkerung, 2. Erhöhung der Qualität der Gesundheitsversorgung und 3. Reduktion des Bürokratieaufwandes. Interessengeleitet statt fakten- und wissenschaftsbasiert sei die Diskussion und daher sei zum sachlich-konstruktiven Diskurs beizutragen, meint die AWMF.
Die Zeit für interessengeleitete Spiele ist also vorbei, die Zeit Heldinnen und Helden zu feiern auch. Es ist die Zeit, gemeinsam jeden Tag daran zu arbeiten, dass der Outcome nicht nachlässt und der Zugang nicht schwieriger wird. Wenn wir das Bruttoqualitätsprodukt über die nächste Zeit halten können, ist das ein Erfolg. Eine Qualitätsrezession möchte ich mir nicht vorstellen müssen …
Ihr Roland Schaffler
Chefredakteur