SALUS 2021: Steirischer Qualitätspreis Gesundheit

Lesedauer beträgt 8 Minuten
Autor: Cornelia Kröpfl

Der Steirische Qualitätspreis Gesundheit – „SALUS“ zeichnet Aktivitäten im steirischen Gesundheitswesen aus, die konsequent systematische Qualitätsarbeit verfolgen. Am 21. Oktober wurde er zum 13. Mal in Graz vergeben. Ausgezeichnet wurden Projekte für sozialpsychiatrische Hilfe im Alter, Angehörige von Menschen mit Demenz sowie die Telefonseelsorge in Zeiten der Pandemie.

Laudationes

Die mit der Pandemie verbundenen psychischen Belastungen waren auch Thema der Keynote, die Chefarzt Georg Psota, Geschäftsführer der Psychosozialen Dienste in Wien, unter dem Titel „Das weite Land der Seele – in Krisen und anderen Zeiten“ hielt: „Zur psychosozialen Bewältigung der Corona-Pandemie und deren Folgen müssen wir gemeinsam ins Handeln kommen. Das bedeutet, zunächst einmal auf uns selbst und andere zu achten im Sinne von ‚Schützen, Testen, Impfen‘. Es bedeutet darüber hinaus auch gemeinsame Perspektiven erdenken, entwickeln, darüber reden und vor allem auch umsetzen. Den Preisträgerinnen und Preisträgern des ‚SALUS‘ 2021 ist exakt dies in hervorragender Weise gelungen.“

Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß: „Der ‚SALUS‘ rückt jene Menschen und Organisationen in den Vordergrund, die sich mit viel Engagement für die konsequente Verfolgung systematischer Qualitätsarbeit im Gesundheitswesen einsetzen. Durch ihre Arbeit kommen wir unserem Ziel, den Steirerinnen und Steirern die beste und qualitativ hochwertigste Versorgung anbieten zu können, noch ein Stück näher.“

„Wenn es um die bestmögliche Qualität in der Gesundheitsversorgung geht, sind halbherzige Lösungen fehl am Platz – das sind wir den Steirerinnen und Steirern einfach schuldig. Die SALUS-Verleihung ist ein Zeichen der Anerkennung für alle, die sich Tag für Tag um diese Qualität bemühen und den ohnehin hohen Standard mit gleichermaßen innovativen wie menschlichen Versorgungsmodellen weiter heben“, verweisen Josef Harb und Vinzenz Harrer, die steirischen Landesstellenausschuss-Vorsitzenden der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), auf die hohe Versorgungsqualität in unserem Land.

Details zu den drei prämierten Projekten

Kategorie Gesundheitsförderung

Projekttitel: „Aufbau Selbsthilfe für Angehörige von Menschen mit Demenz in der Steiermark“

Organisation: SALZ – Steirische Alzheimerhilfe

Das Verhalten und die oft unverständliche Veränderung des Menschen mit Demenz stellen eine große Herausforderung für die ganze Familie dar. Daher reagiert man oft mit einem sozialen Rückzug.

Obwohl schon sehr viel zur Aufklärung getan wird, wird die Krankheit noch immer tabuisiert und stigmatisiert. Studien haben allerdings gezeigt, dass dies oft die Gründe sind, warum erst sehr spät fachliche Hilfe in Anspruch genommen wird. Dabei sind das Wissen über die Krankheit und der Austausch mit anderen Betroffenen äußerst hilfreich, um rasch einen guten Umgang mit der Krankheit zu erlernen und dadurch allen Beteiligten den Alltag zu erleichtern.

Die Organisation SALZ – Steirische Alzheimerhilfe bietet seit 2013 kostenlose Gesprächsrunden für Angehörige an. Dazu werden Angehörige vor Ort gesucht, die eine Selbsthilfegruppe moderieren und von SALZ geschult sowie beim Aufbau unterstützt und vertreten werden. So gibt es mittlerweile Gesprächsrunden für Angehörige in Graz, Leibnitz, Feldbach, Leoben, Voitsberg, Weiz und online.

SALZ arbeitet aber auch steiermarkweit an Vernetzungs- und Öffentlichkeitsprojekten, um das Wissen über die Krankheit und über Hilfsangebote vor Ort zu erhöhen und das Thema Demenz zu entstigmatisieren und -tabuisieren. In jährlichen Vereinstreffen werden die Interessen der Angehörigen eingesammelt und nach außen vertreten.

Aus der Begründung der Jury: „Das eingereichte Projekt der Steirischen Alzheimerhilfe – der Aufbau der Selbsthilfegruppen in den steirischen Regionen – konnte die Jury letztendlich durch die gute Präsentation im Rahmen des Hearings überzeugen. (…) Die Initiative überzeugte die Jury auch beim Punkt ‚Relevanz‘ sowie bei der Darstellung der Genderproblematik im Zusammenhang mit Alzheimer bzw. der Betreuung und Begleitung von Angehörigen von Alzheimererkrankten. (…) Nicht zuletzt ist die Jury davon überzeugt, dass Selbsthilfe eine wichtige Ressource für den Umgang mit Erkrankungen und Belastungen ist, und zwar gleichermaßen für Betroffene von einer Erkrankung als auch für deren Angehörige.“

Kategorie Gesundheitsversorgung

Projekttitel: SOPHA – Sozialpsychiatrische Hilfe im Alter

Organisation: GFSG – Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit GmbH

Bereits 2000 war bekannt, dass der Anteil der Menschen über 60 Jahren bis 2030 auf 32 Prozent, die Zahl der über 75-Jährigen um mehr als ein Drittel, die Zahl der über 90-Jährigen auf das Vierfache steigen werden. Davon sind ca. 25 bis 30 Prozent psychisch krank und ungefähr wieder ein Viertel davon braucht dringend professionelle Unterstützung. Trotzdem gab es noch kaum Projekte in diesem Bereich in der Steiermark.

In 20-jähriger Arbeit ist es der GFSG gelungen, ein Modell der Versorgung psychisch kranker älterer Menschen zu Hause zu entwickeln, es wissenschaftlich abzusichern und es dann in Schritten bis zum heutigen Stand auszubauen. Dieser beinhaltet ein Gerontopsychiatrisches Zentrum, die mobile Alterspsychiatrische Betreuung SOPHA, das Ehrenamtlichenprojekt PIA (Partner im Alter) und Demenztagesstätten in Graz sowie erste Einrichtungen flächendeckend in der ganzen Steiermark.

SOPHA ist jetzt ein nachhaltig finanziertes Projekt und Modell, das in der ganzen Steiermark umgesetzt ist und als Vorzeigeeinrichtung weit über das Bundesland hinaus dient. Auch wenn noch viel fehlt, ist die Steiermark damit das einzige Bundesland, das ein einheitliches System der außerstationären alterspsychiatrischen Versorgung hat, welches in seiner Effizienz wissenschaftlich abgesichert ist. Zusätzlich beinhaltet das Versorgungsmodell alle Diagnosegruppen im Alter. Es dient damit als Referenzmodell für das Ministerium im Rahmen des Gesundheitsziels 9 (Psychische Gesundheit).

Es ist mit SOPHA gelungen, die Situation von vielen älteren psychisch kranken Menschen zu verbessern. Viele einzelne Geschichten zeigen, dass die entstandene gute Beziehung auf Basis von professionellem Wissen dazu führt, Einsamkeit einzudämmen, die psychische Befindlichkeit zu verbessern und den Menschen ihren Wunsch, zu Hause leben zu können, oft auf viele Jahre sichert.

Aus der Begründung der Jury: „Die Stärkung der alterspsychiatrischen Versorgung wird angesichts der demografischen und gesellschaftlichen Veränderung als besonders relevant erachtet. Versorgungskonzepte, die ein Leben zu Hause ermöglichen (…) werden immer bedeutender. Mit dem Projekt Sozialpsychiatrische Hilfe im Alter – SOPHA wird der Fokus auf eben diese Bedürfnisse gesetzt. (…) Besonders hervorgehoben wird dabei die Betrachtung des Menschen als Ganzes. (…) Die hohe Kosten-Nutzen-Relation, die wissenschaftlich gut belegten Ergebnisse und Zielerreichung und die große Populationswirkung sind weitere relevante Faktoren für die Wahl dieses Projektes zum Gewinner des diesjährigen Steirischen Qualitätspreises Gesundheit – ‚SALUS‘“.

Kategorie Corona & Seelische Gesundheit

Projekttitel: Hier hört ein Mensch – rund um die Uhr. Auch in Zeiten der Pandemie

Organisation: Telefonseelsorge Graz – Diözese Graz-Seckau

Das Wesen des Notrufs ist die Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit, deren Gewährleistung in Zeiten der Pandemie naturgemäß herausfordernd war. Gleichzeitig stieg der Bedarf spürbar und die Telefonseelsorge war bemüht, mehrere Beraterinnen und Berater gleichzeitig einzusetzen. Dazu wurden auch die Chatzeiten ausgedehnt, was vor allem für das seelische Gleichgewicht der jüngeren Zielgruppe, die besonders unter dem Lockdown litt, wichtig war. In der Zeit der Pandemie war es natürlich von Vorteil, dass die Hilfsangebote kontaktlos sind.

Parallel dazu wurde alles darangesetzt, mit der vor der Pandemie gestarteten Ausbildung fortzusetzen (die ehrenamtlichen Helfer absolvieren eine einjährige intensive Ausbildung), um das bestehende Team aufstocken zu können. Die Umstellung von Präsenz auf Online-Module bedeutete zwar einen zusätzlichen Aufwand, eröffnete aber auch viele Lernfelder.

Vor allem jenen Menschen, die schon vor der Pandemie durch Krankheit, Jobverlust usw. schwer belastet waren, fehlte die Alltagsstruktur. Der Anruf oder Chat gibt Struktur und gemeinsam mit den Beratern wird nach möglichen nächsten Schritten gesucht. Allein das Wissen darum, dass jemand rund um die Uhr da ist, ist entlastend. So kann z. B. eine aufkommende Panikattacke abgefedert werden und es nimmt Druck, Ängste und Sorgen aussprechen zu können.

Da Sozialkontakte oder die therapeutische Betreuung wegfielen, konnte das Team der Telefonseelsorge bei der Überbrückung helfen. Besonders in Erinnerung sind die Gespräche mit Menschen, die ihre Lieben im Heim oder Krankenhaus nicht besuchen durften und im traurigsten Fall sich auch nicht mehr vor deren Tod von ihnen persönlich verabschieden konnten. Für diese Menschen – vor allem in der Nacht – da sein zu können, spiegelt unseren Auftrag am besten wider.

Aus der Begründung der Jury: „Das schnelle und niederschwellige Dasein zu jeder Zeit, rund um die Uhr, gibt den Menschen in persönlichen Krisensituation Sicherheit, Geborgenheit, Hoffnung und Zuversicht – nicht nur in einer Pandemie. Die große Fertigkeit ist es aber, der ansteigenden Nachfrage und dem verstärkten Redebedarf der Menschen in Zeiten der Isolation und großer Unsicherheiten gerecht zu werden und sie in einer qualitativ adäquaten Weise fortzuführen, um gerade in schwierigen Zeiten eine wertvolle Stütze zu sein. (…) Besonders hervorgehoben wird, dass der Mitarbeiterausbildung als auch dem Mitarbeiterwohl während dieser herausfordernden Zeit weiterhin größte Bedeutung geschenkt wurde. (…) Die gute Vernetzung und die Zusammenarbeit mit den psychosozialen Diensten Steiermark wie auch den Einsatzorganisationen, um im Akutfall sofort Hilfestellung leisten zu können, unterstreicht die wertvolle Arbeit der Telefonseelsorge.“

Kontakt:
Gesundheitsfonds Steiermark
Cornelia Kröpfl, BA MA
cornelia.kroepfl@gfstmk.at

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