Mentoring in der Pflege

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: GGZ

Wie es gelingen kann, neuen Kollegen mittels Begleitung, Unter­stützung und Beratung den Berufseinstieg zu erleichtern.

Für Pflegepersonen, die in das Berufsfeld der Gesundheits- und Krankenpflege einsteigen, sowie bereits etablierte Pflegepersonen, die in ein neues Praxisumfeld (etwa vom häuslichen in das stationäre Setting) wechseln, stellt der Übergang in neue Tätigkeitsfelder und Rollen eine große Herausforderung dar (Raines 2019). Vor allem das erste Jahr im neuen Tätigkeitsbereich ist eine kritische Zeit und mit einer hohen Fluktuation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verbunden. Die Art und Qualität der Mitarbeitereinführung bzw. -begleitung beeinflusst neue Mitarbeiter nachweislich in ihrer Entscheidung, im Unternehmen zu bleiben oder es zu verlassen (Jangland, Gunningberg & Nyholm 2021). Mentoring stellt daher nicht nur ein wichtiges Instrument der Nachwuchsförderung und des Wissenstransfers, sondern auch der Personalentwicklung dar.

Sowohl langjährige als auch neue Mitarbeiter in der Pflege sind das höchste Gut von Pflegeinstitutionen, daher haben sich die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz (GGZ) entschieden, das bereits etablierte Mentoring-Programm von einem ihrer Departments auf alle Bereiche auszuweiten und dadurch in die Bindung ihrer Mitarbeiter zu investieren.

Seit Juli 2022 werden neue Mitarbeiter (Mentees) in der Pflege durch einen Mentor (= erfahrener Mitarbeiter) in der Einführungsphase und darüber hinaus begleitet, um einerseits gut in die Pflegepraxis eingeschult zu werden und um andererseits Sicherheit im Arbeitsalltag zu gewinnen. Durch diese 1:1 Begleitung im ersten Monat und die Absolvierung gemeinsamer Dienste erhalten Mentees Einblicke in den Aufbau und die Abläufe auf der Station, erlernen strukturiertes und ergebnisorientiertes Arbeiten, können Sozialkompetenzen ausbauen, den eigenen Lernprozess steuern und die persönliche Fachkompetenz erweitern.

„Ich finde das Konzept super, denn ich kenne das so nicht, dass wirklich eine Person für jemanden da ist. Dadurch hatte ich auch gleich eine Bezugsperson und fühlte mich besser aufgenommen im Team. Natürlich hatte ich den Vorteil, dass ich mich mit meiner Mentorin sehr gut verstehe – das erleichtert einiges.“ Anna (Name geändert), neue Mitarbeiterin der GGZ

Mentorinnen und Mentoren sind nicht eigens für diese Tätigkeit ausgebildet, sondern verfügen über wertvolle Erfahrungen und Wissen, welches weitergegeben wird (Buddenberg-Fischer & Stamm 2012, S. 12).

„Der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen muss im Mittelpunkt sein. Ich möchte als Mentorin neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begleiten, schulen, dass sie unsere Strukturen, Richtlinien und Hygienevorschriften kennenlernen. Die Arbeit soll Freude bereiten und ein gutes Miteinander im Team ist mir wichtig. Nur so ist es für alle lebenswert.“ Andrea, Mentorin im Pflegewohnheim der GGZ

Weitere inhaltliche Aspekte des Mentorings finden Sie in der Abbildung (oben) zusammengefasst.

Mentoring soll sowohl für die Mentoren als auch für die neuen Mitarbeiter eine Win-Win-Situation darstellen. Daher wird das Programm bis 2024 von einem erfahrenen Projektteam begleitet (u.a. durch Unterstützung bei Zwischen- und Endgesprächen während der Lernphasen, Führen von Workshops mit fachlichen Inputs für Mentoren, Führen von Austrittsgesprächen, Evaluation).

Autorin:

Mag.a Lisa Weidinger, MA
Projekt- und Qualitätsmanagement in der Pflege

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