Ein Ende der Unterhaltung

Lesedauer beträgt 2 Minuten
Autor: A. di Positas

In der Schule schon lernen wir, dass kritisches Denken gefragt sei in modernen Demokratien. Jetzt wird es enger. Wie es von Journalisten zurecht zu erwarten ist, keine Meinung abzugeben, sondern Nachrichten aufzubereiten, wird Journalismus unmöglich, wenn belastbare Daten und Informationen fehlen, die eingängig, widerspruchsfrei und Beweis genug dafür wären, kritische Menschen dazu zu bewegen, ihr Leben danach auszurichten. Neu wäre dann auch noch zu erwarten; wen interessieren alte Nachrichten?

Mündige Bürger, gesundheitskompetente Menschen und informierte Patienten erwarten besonders von Fachleuten zurecht, ihre Aussagen auch mit Daten belegen zu können. Das haben wir in den letzten paar Jahren als großen Fortschritt verbucht. Angst bekämpft man am besten mit Wissen, schüren lässt sie sich mit unterschiedlichen Meinungen zum selben Thema. Wahrscheinlich hat sie daher ihre aktuell schlechter werdende Nachrede als Beraterin. „Die Daten fehlen.“

Doch das neue Genre dieser Meinungsnachrichten verbraucht die immer gleichen Floskeln: „Studien haben gezeigt, unter Wissenschaftlern besteht Konsens, die wissenschaftliche Meinung dazu ist, eine Studie der Universität X hat unlängst gezeigt, es ist allgemein bekannt, die große Mehrheit der Experten sagt, unsere Experten haben uns empfohlen, …“. Diese Art leerer Phrasen wird mehr und mehr gedroschen. „Kopf hoch, gemeinsam haben wir es bald geschafft!“

Wohin wir es gemeinsam schaffen wollen, bleibt offen. Eine Impfung gegen Entscheidungsschwäche gibt es nicht. „Wie man hört“, sind die Impfstoffhersteller aber dran. Die Gesundheitspolitik hat kein Ziel formuliert. „Das Virus soll besiegt werden.“

Ihr A. di Positas wählt den Ausweg ins Philosophische. Und ob! Fakt oder Fake, die Kraft der Fiktion ist unter dem Motto „Als ob!“ Thema des 24. Philosophicums Lech. Faktenchecken sei wortgewordene Augenauswischerei. „Die einzig wirkliche Nachricht in der ZIB1 ist der Wetterbericht“, sagt Konrad Paul Liessmann am Philosophicum Lech. Es sei das Einzige, wonach er sich unter Umständen richte, weil er sich am nächsten Tag anders verhalte, als hätte er ihn nicht gesehen. „Alles andere, was ich dort sehe, ist Unterhaltung – ich richte mich ja nicht danach.“

Unsere Zeit ist voller Geschichten, die aber G’schichterln bleiben, weil ihnen zur Erzählung ein „Wohin soll ich mich wenden?“ fehlt, ein gemeinsames „Wohin?“. Wenn ein Sieg in diesem Krieg möglich werden soll, dann nur mit einem Ziel. Das getraut sich aber keiner zu formulieren, weil wir es vielleicht wieder verfehlen werden. 3-G-Regeln zwischen Regierung und Sozialpartnern hin und her zu schieben, macht das Scheitern wahrscheinlicher, schürt Misstrauen und ist kein Anzeichen für ein gemeinsames Ziel. Wenn wir siegen wollen, werden wir diesen Krieg irgendwann beenden müssen. Wir haben ihn begonnen.

Vielleicht kommt ja doch noch eine Volksabstimmung darüber, ob wir gesiegt haben oder das Virus, vor einer Zulassung einer wirksamen Impfung gegen Entscheidungsschwäche durch die EMA, hält mit kampfmüdem Handkuss für durchaus möglich

Ihr A. di Positas