Die Zukunft aktiv gestalten – im Pflegewohnheim Peter Rosegger der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz.
In der Organisationsstruktur steckt großes Potenzial, nicht nur in der Betreuungsqualität, sondern auch in der Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um dieses Potenzial bestmöglich auszuschöpfen, wurde im Pflegewohnheim Peter Rosegger der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz (GGZ) ein Projekt umgesetzt, welches sich mit der zukunftsorientierten Organisation eines Pflegewohnheims auseinandersetzt.
Themen wie häufiges Einspringen an dienstfreien Tagen, hohe Arbeitsbelastung aufgrund eines niedrigen Betreuungsschlüssels, Rücklauf bei den Bewerbungen kombiniert mit hoher Fluktuation, streng hierarchische Organisation, starre Dienstzeitmodelle mit unzureichender Vereinbarkeit mit dem Privatleben, unzureichende dienstübergreifende Informationsweitergabe, mangelhafter Beziehungsaufbau zu den Bewohnerinnen und Bewohnern durch häufige Personalwechsel sowie zunehmende Entfremdung von der Praxis des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege (DGKP) aufgrund des steigenden administrativen Aufwandes sind nur einige Herausforderungen, mit denen nicht nur Pflegewohnheime aktuell konfrontiert sind.
Die singuläre Bearbeitung zur Bewältigung der genannten Herausforderungen schien nicht nachhaltig geeignet zu sein. Ein Lösungsansatz wurde in den übergeordneten Zusammenhängen gefunden, konkret in der Organisationsstruktur. Dabei wurde unter anderem eine Kreisorganisation mit flachen Hierarchien, ein flexibles Dienstzeitmodell sowie eine effiziente und digital gestützte Informations- und Kommunikationsstruktur entwickelt. Zudem wurden auch die Tätigkeiten unter den Berufsgruppen neu verteilt und eine Administrationsassistenz für die Pflege eingerichtet.
Der Fokus wurde dabei auf die Teamarbeit, Bezugspflege und den Einsatz von DGKP in der Praxis gesetzt. Nur wenn DGKP auch in der Praxis tätig sind, können sie auch ihre Kernkompetenz des Pflegeprozesses im Team bestmöglich gestalten. Die Fokussierung auf die Teamarbeit ermöglicht – das für viele Schönste an der Langzeitpflege – die Beziehungsarbeit zu den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie die Durchgängigkeit der Pflege.
Durch die Zusammenführung der Bedürfnisse von Bewohnerinnen und Bewohnern mit jenen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entstand ein neues Dienstplanmodell. Das Ergebnis ist ein flexibles Modell, das durch eine große Bandbreite an verfügbaren Dienstzeiten einen individuellen Dienstplan ermöglicht. Zudem ergab sich daraus eine Senkung des Betreuungsschlüssels zu den Zeitpunkten mit der größten Arbeitslast.
Strenge Hierarchien haben oft zur Folge, dass nur einige wenige im Team „denken“. Hierarchische Teamkulturen eignen sich auch nicht für einen selbstbestimmten und menschenrechtsorientierten Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Durch die Implementierung einer Kreisorganisation wurde der Grundstein für die Entwicklung in Richtung Selbstorganisation gelegt, wenngleich dieses Kulturthema vermutlich noch Jahre benötigt, um sich vollständig zu entfalten. Die Umsetzung in der Praxis zeigt, dass die neue Organisation eine solide Basis für ein gesundes, stabiles Team und eine Pflege und Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner in hoher Qualität und Individualität ermöglicht.
„TELEIOS“ ist der österreichische Preis für Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit in der Altenpflege und wird vom Bundesverband Lebenswelt Heim vergeben. Das GGZ Projekt „Zukunftsorientierte Organisationsstruktur im Pflegewohnheim Peter Rosegger“ erhielt 2024 den 3. Platz in der Kategorie „Führung“.
Autor:
Christoph Kocher, MSc
Pflegedienstleitung
Pflegewohnheim Peter Rosegger