Brocks Panorama

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Heinz Brock

Aktuelles aus der internationalen Welt der Gesundheitswirtschaft.

Deutschland
Gesetz zur Triage: Alter und Behinderung keine Kriterien

Mit einer Reform des Infektionsschutzgesetzes hat der Deutsche Bundestag beschlossen, dass künftig ausschließlich die aktuelle und kurzfristige Überlebenswahrscheinlichkeit lebensbedrohlich erkrankter Menschen den Ausschlag geben soll, wer bei begrenzten Kapazitäten intensivmedizinisch behandelt wird. Alter oder Behinderung sollen demnach kein Kriterium für eine Negativauswahl sein. Das Gesetz verbietet auch eine „Ex-post-Triage“. So wird verhindert, dass eine bereits laufende Behandlung zugunsten eines Patienten mit besseren Überlebenschancen abgebrochen würde. Die Entscheidung über eine Triage soll nach dem Gesetz grundsätzlich kein Arzt allein treffen. Beschlossen wurde auch, dass Krankenhäuser Triage-Entscheidungen an die zuständigen Landesbehörden melden müssen.

Deutschland
Reform der Notfallversorgung

Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach im Sommer 2022 eingesetzte Regierungskommission zur Krankenhausreform hat das Thema Notfall auf seine Agenda gesetzt: Studien zeigten, dass bis zu 50 Prozent aller Patienten, die eine Notaufnahme aufsuchten, auch vom Haus- und Facharzt angemessen versorgt werden könnten. Die Reformvorschläge der Fachverbände reichen von einer Ausweitung der Sprechzeiten in Arztpraxen, gemeinsamen Anlaufstellen für den vertragsärztlichen und den klinischen Bereich, dem Ausbau Integrierter Notfallzentren bis hin zu telefonischer oder digitaler Ersteinschätzung nach einheitlichen, standardisierten und validierten Algorithmen.

Schweiz
Überlastung der Notaufnahmen

Foto: Caiaimage/Robert Daly / Getty Images / istock

Ähnliche Probleme wie die deutschen Kollegen verzeichnen die Eidgenossen: Manche Schweizer Spitäler verzeichnen in ihren Notfallzentren eine Verdopplung der Konsultationen innerhalb eines Jahrzehnts. Im Zentrum des Berner Inselspitals werden rund 60.000 Konsultationen pro Jahr registriert, vor zehn Jahren waren es noch 35.000. Stark zugenommen hat die Zahl komplexer Fälle von Patienten mit Mehrfacherkrankungen infolge der demografischen Alterung. Ein weiterer Grund für den Ansturm ist der Mangel an Hausarztpraxen. Der Personalmangel in den Spitälern trägt indirekt zur Überlastung der Notfallzentren bei. Patienten, die eigentlich vom Notfall auf die Bettenstation verlegt werden sollten, belegen die Notfallbetten, weil ein Mangel an stationären Betten herrscht, da diese teilweise wegen fehlender Pflegefachpersonen stillgelegt wurden. Im Parlament wird ein Vorschlag behandelt, der die Einführung einer Notfallpauschale von 50 Franken verlangt.

Quellen und Links zum Weiterlesen:

Gesetz zur Triage: Artikel in der ÄrzteZeitung

Reform der Notfallversorgung: Artikel in der ÄrzteZeitung

Überlastung der Notaufnahme: Tages-Anzeiger | 10.11.2022

Dr. Heinz Brock ist emeritierter Ärztlicher Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums und Kongresspräsident des Österreichischen Gesundheits­wirtschaftskongresses ÖGWK.
Kontakt: heinz.brock@weitmoser-kreis.at

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