Bekenntnisse eines Leidenden
Zuerst der Baby-Elefant, dann der Gecko: Der Mensch holt sich im Kampf gegen das Virus gerne tierische Hilfe. Nach dem unbestreitbaren Siegeslauf der „GECKO“ muss man dieses Modell auf andere Bereiche ausweiten. Eine der Säulen des Erfolges ist die äußerst gelungene Namensgebung. Aus der „gesamtstaatlichen COVID-Krisenkoordination“ hätte ja auch leicht eine „GSCKK“ werden können. Da wir dazu neigen, in so einem Fall Konsonanten zu ergänzen, hat man vorausschauenderweise auf diese Bezeichnung verzichtet. „KaKa“ am Ende hätte kindische Gemüter bei Pressekonferenzen andauernd schelmisch grinsen lassen. Wie soll sich da ein Krisenkoordinator noch ernst genommen fühlen? Wo doch die Sache sehr ernst, genau genommen tierisch ernst ist. Womit wir bei „Gecko“ gelandet sind, einem Gremium, in dem mehr als 20 Menschen das Beste aus ihren Welten einbringen.
Der Gecko, aus der Familie der Schuppenkriechtiere, ist ein scheues, mitunter nachtaktives Wesen. Und auch hier haben die Namensgeber Fingerspitzengefühl bewiesen. Denn diese Echse hat es zu weltweiter Verbreitung gebracht und unterschiedlichste Lebensräume erobert. Der Erfolg liegt da quasi schon in der Luft. Auf die Brise Humor hat man damit auch nicht vergessen: Wenn man bedenkt, dass in gewissen, für alternative Fakten sensiblen Kreisen schon länger vor der geheimen Machtübernahme durch menschliche Echsenwesen, den Reptiloiden, gewarnt wird. Und um diese Pointe mit dem Holzhammer zu vermitteln, hat man den Generalmajor in einem Tarnanzug auf den Laufsteg der Politik geschickt, bei dem so mancher Gecko in der freien Wildbahn Paarungsgefühle entwickeln könnte. Wenn man nicht wüsste, dass das von einer amtierenden Regierung umgesetzt wurde, man würde ein Satire-Format dahinter vermuten, eine anarchistische Comedy-Truppe à la Monty Python etwa.
Bis zu 80 Prozent der Befragten konnten sofort sagen, wofür die Abkürzung „Gecko“ steht. Die repräsentative Stichprobe fand ihr Sample aus Zeitgründen innerhalb der Bundesregierung. Da macht Karma Sinn.
Nur böse Zungen behaupten, dass das letzte „K“ sicher nicht für „Kommunikation“ stehe. Hinter manchen Maßnahmen steht eine Vermittlungstiefe, die einer Sinus-Kurvendiskussion im Kindergarten meines Sohnes entspricht. Das Gegenteil ist der Fall, wie eine Umfrage zeigt: Bis zu 80 Prozent der Befragten konnten sofort sagen, wofür die Abkürzung „Gecko“ steht. Die repräsentative Stichprobe fand ihr Sample aus Zeitgründen ausschließlich innerhalb der Bundesregierung. Ja, da macht Karma Sinn.
Es handelt sich um ein klassisches Erfolgsprojekt. Ich würde sogar sagen, ein Role Model für die Behandlung weiterer Herausforderungen, wenn schon nicht im ganzen Universum, dann doch zumindest im österreichischen Gesundheitswesen.
Wobei klar ist, dass der Gecko vergeben ist. Da braucht es in Zukunft andere tierische Motive.
Wenn ich zum Beispiel an den Pflegebereich denke, an entsprechende Bezahlung für Pflegeassistenten in der Ausbildung: LEGUAN (Leistungsgerechte Entlohnung: Gleich und allen Neuen).
Oder an die rasche ärztliche Hilfe auf professioneller Ebene und für alle erreichbar: SCHNAKE (Schnellere Nahversorgung klinisch erprobt).
Oder das Projekt zu mehr Wertschätzung der Kollegen: PAVIAN (Primarärzte verdienen ihre Angestellten nicht).
Das sind natürlich alles nur unbeholfene Versuche für ernste Gemengelagen. An den Gecko kommt niemand heran. Kein Gesundheitspolitiker, kein Epidemiologe und nicht einmal ein Komiker. Aber ich gebe mir Mühe, denn, wie sagte schon ein berühmter Wiener Philosoph und Liedermacher? – „Die Viren Abenteuer sind im Kopf.“ //
Norbert Peter
Kabarettist, Buchautor, Journalist
Peter & Tekal, medizinkabarett.at