Liebe Leserinnen und Leser,

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Autor: Josef Ruhaltinger

der Wechsel der Jahreszeiten vollzieht sich auf immer geheimnisvollere Weise. Wenn es früher draußen weiß war, wusste man: Es ist Winter. Leider entfällt Schnee zunehmend als Kälteindikator. Der Winter meldet sich inzwischen fast ausschließlich über Grippe- und Covidwellen an. Mit den Viren beginnt der Jammer um die immer mieser werdende Medikamentenversorgung Europas. Heuer wird dies nicht anders verlaufen – trotz aller Beteuerungen.

Josef & Josef. Ich darf Ihnen das Gespräch mit Josef Penninger ans Herz legen. Es gehört zu den Privilegien meines Berufs, mit wirklich klugen Menschen reden zu dürfen.

Eine Recherche über die Ursachen der Medikamentenengpässe führt zwangsläufig in die Gasse der Pharmaindustrie. Ihre Vertreter werden seit Jahren nicht müde, über die Drangsalierungen von dumpenden Gesundheitskassen zu lästern. Die Abwanderung der Wirkstoff-Produktion nach Asien sei ein reiner Akt der Notwehr. Und dann blickt man auf die Jahresergebnisse der Pharmakonzerne: Die Ergebnisprognose für Novartis liegt 2023 bei 31 Milliarden Dollar, Novartis bringt es mit acht Milliarden Dollar Gewinn schon nur mehr auf Platz 8 der globalen Pharma-Hitliste. Es ist schwer vemittelbar, warum man angesichts solcher Erträge mehr für sein Paracetamol-Präparat zahlen soll.

Jetzt haben Recherchen die Unart, dass sie durch zusätzliche Information klare Positionen zerbröseln. Nach vielen Gesprächen und Studienstudien zeigt sich, dass Versorgungssicherheit und Standorttreue ihren Preis haben. Folgendes Szenario hat sich oft und oft abgespielt: Chinesische und indische Mitbewerber gehen bei bestimmten Wirkstoffen so lange mit negativen Deckungsbeiträgen auf den Markt, bis ein angeschlagenes Werk in Europa dichtmacht. So geschehen bei einem Antibiotika-Hersteller aus Höchst (siehe Titelgeschichte). Zuvor hatte der Eigentümer-Konzern bei den Einkäufern der europäischen Gesundheitskassen um längere Lieferverträge und Preisgarantien gebettelt. Ohne Erfolg. Das vorletzte Antibiotika-Werk Europas schloss die Pforten. Ein Reshoring des Standortes würde pro Jahr 73 Millionen Euro Zuschuss benötigen. Bleibt die Erkenntnis für Generika: Was weg ist, ist weg. Aktuell zeichnet sich der gleiche Preiskampf auf dem Gebiet der Biosimilars ab, der Nachahmerprodukte bei den Biopharmazeutika. In dieser wachsenden Medikamentensparte gibt es noch nennenswerte Produktionskapazitäten in Europa. Die gilt es zu halten, selbst wenn wir dafür mehr zahlen müssen.

Bleiben Sie uns gewogen

Josef Ruhaltinger
ruhaltinger@gesundheitswirtschaft.at

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