Vollautomatische Waschstraße: Premium-Wäsche für’s Spitalsbett

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Norbert Peter

Immer mehr Kliniken setzen bei der Reinigung und Desinfektion von Spitalsbetten auf vollautomatisierte Waschstraßen. Ihre Anschaffung ist teuer. Aber sie sparen Zeit und Personalressourcen.

Auch Krankenhausbetten kennen Waschstraßen. Ihre Desinfektion und Reinigung ist ein zentraler Bestandteil jeden Hygienekonzepts. Klinikbetten sind ein natürliches Habitat für Keime. Ihre Reinigung ist ein drückender Kostenfaktor für jede Klinik. Ein Krankenhaus im Süden Dänemarks zeigt, wie man es macht: Die Klinik Apenrade in Sønderjylland/Süd-Dänemark bewältigt den Reinigungsvorgang mithilfe eines modernen Waschtunnels. Neben Rollstühlen werden auch Klinik-Betten dort hygienisch gesäubert. Dabei werden Matratze und Bettrahmen vom Bettgestell getrennt und separat entkeimt. Und es gilt aufzupassen, auf die feinen Antriebssysteme, die in ein multifunktionales Krankenhausbett eingebaut sind: Die automatisierte Technik moderner Spitalsbetten muss bei diesem Procedere bestehen können. Sie ist Hochdruckwaschungen und aggressiven Chemikalien ausgesetzt.

Ein wichtiger Vorteil der Tunnel-Methode ist der Faktor Zeit: Im Vergleich zur manuellen Reinigung, bei der man rund 25 Minuten veranschlagen muss, ist ein Durchlauf im Stollen in zehn Minuten abgeschlossen. Dadurch können mehr Betten bei gleichem Personalaufwand bewältigt werden. Ein spezieller Mechanismus sorgt dafür, dass die Matratzen nicht händisch, sondern halbautomatisch in den Waschtunnel gelangen, und bringt so auch Erleichterung für das Personal. 100 Krankenbetten werden pro Tag in Sønderjylland auf diese Weise gewaschen. Insgesamt verfügt die dänische Klinik über 340 Betten, die jedes Jahr im Durchschnitt 40-mal durch den Waschtunnel gehen.

Vollautomatisch und heiß bedampft. Ein Mitarbeiter der Klinik im dänischen Apenrade schiebt ein Bett zur Desinfektion in den Waschtunnel. Pro Jahr durchläuft jede Liegestatt den Wäschevorgang im Schnitt 40-mal.

Waschstraße in der Landstraße

Das Waschstraßen-Konzept ist keine dänische Erfindung. Die Klinik Landstraße des Wiener Gesundheitsverbundes setzt wie das AKH Wien auf die speziellen Nasszellen. Bei rund 22.000 stationären Aufenthalten im letzten Jahr sind im dritten Gemeindebezirk deutlich mehr Waschgänge erforderlich als im Süden Dänemarks. Ein Bett wird durchschnittlich eine Woche benötigt. Vor jeder Neubelegung übernimmt ein zehnköpfiges Team die Reinigung und schafft pro Tag bis zu 150 Betten. Dabei gilt es eben neben Schmutz, Blut und anderen Körperflüssigkeiten auch Bakterien und Viren zu beseitigen. „Die Reinigung verläuft nach einem festen Prozess“, erläutert Vladan Krstanovic, Desinfektionsassistent und stellvertretender Leiter der Bettenzentrale des Krankenhauses. Über einen Bettenaufzug werden die Betten transportiert, hin zu einer zentralen Bettenaufbereitung: Auch hier werden Matratzen, Leintücher und Polster vom Gestell des Bettes getrennt und eigens desinfiziert und gereinigt.

Danach wartet die Bettenwaschstraße: Die Bettgestelle werden einzeln hineingeführt. Nachdem die Türe geschlossen ist, beginnt die Reinigung in der Maschine bei etwa 70 Grad Celsius. Es wird gleichzeitig desinfiziert und anschließend bei 80 Grad getrocknet. Nach einer Dauer von etwa sechs Minuten sind durch die chemisch-thermische Desinfektion alle Viren und Keime abgetötet. Damit ist der Vorgang aber noch nicht abgeschlossen. Auch das Bettzeug, die sogenannte Flachwäsche, und die Matratzen werden einer gründlichen Prozedur unterzogen, um die Sicherheit für Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. „Matratzen und Decken werden bei uns in einer separaten Dampf-Desinfektionsanlage für rund eineinhalb Stunden bei 105 Grad desinfiziert“, führt Vladan Krstanovic aus. Weitere Arbeitsschritte folgen. So kommt eine eigene Industrie-Waschmaschine für die verunreinigten Polster und Matratzen-Schonbezüge zum Einsatz.

Endstation ist im sogenannten „Reinraum“: Hier erledigt das routinierte Team die letzten Handgriffe. Die sauberen und desinfizierten Bettgestelle werden mit den gereinigten Matratzen belegt. Darüber kommen die Schonbezüge, sowie schlussendlich auch die Decken und Polster. Nach zehn Minuten ist das Bett wieder bereit, frisch bezogen für die nächsten Patienten.

Gute alte Handwäsche

Der Trend geht in den letzten Jahren speziell in großen Gesundheitseinrichtungen zur maschinellen Reinigung. Dies nicht zuletzt wegen der kürzeren Spitalsaufenthalte: Patienten werden im Schnitt nach einer Woche entlassen. Was wiederum dazu führt, dass Betten öfter gereinigt werden müssen. So gewinnt die Waschstraße an Bedeutung. Dennoch sind Waschstraßen für Klinikbetten noch wenig verbreitet: Ihr selektiver Einsatz hat viel mit den hohen Investitionskosten zu tun, die bei der Errichtung anfallen. In Zeiten chronischen Personalmangels haben sich die Anschaffungskosten aber in vielen Häusern relativiert.

Manche Kliniken ziehen immer noch die dezentrale Reinigung vor: Im Gegensatz zu einer Reinigungszentrale im Haus, in der alle Betten desinfiziert werden, kann der Bettenputz direkt an Ort und Stelle händisch im Zimmer oder in der Station erfolgen. Dadurch erspart man sich lange Transportwege und muss keine speziellen Räumlichkeiten und Logistik zur Verfügung stellen. Auf der Sollseite der manuellen Desinfektion bleiben aber Personalintensität und Hygienesicherheit: Eine maschinelle Reinigung fernab der Patienten, durchgeführt durch ein eingespieltes Team, wie es in der Klinik Landstraße gehandhabt wird, erzielt bessere Ergebnisse. Nicht zu vergessen ist der Hygieneschutz des Personals, das den potenziellen Keimträgern weniger intensiv ausgesetzt ist. Im Idealfall ist die maschinelle Reinigung für die Crew zudem körperlich weniger belastend.

Aber so wie nicht jede und jeder mit seinem Auto in die Waschstraße fährt, hat auch in der Klinik Landstraße die Bettenwäsche per Hand nicht völlig ausgedient. Es kommt immer darauf an, wie hoch der Kontaminationsgrad der Patienten war, die das Bett belegt hatten. Bei „nicht-infektiösen“ Betten bleibt die händische Reinigung des Bettgestells ein Mittel der Wahl – trotz der vollautomatischen Waschanlage im Keller der Klinik. 

Quellen und Links:

Linak.at News

Klinik Landstraße Wien: Waschstraße für Krankenhausbetten

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