Liebe Leserinnen und Leser,

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Autor: Josef Ruhaltinger

der Mairegen kürzte den Fototermin auf das Notwendigste. David Ortner, Geschäftsführer eines Tiroler Start-ups im 3D-Druck, war extra für das Meeting von Innsbruck nach Wien gekommen. Der deutsche Bahnstreik sorgte dafür, dass er bei der Herfahrt mehrfach ungeplant den Zug wechseln musste. Und bei der Heimfahrt verweigerte die ÖBB ab Salzburg überhaupt den Transport. Dies geschah zwei Tage, nachdem sich die deutschen Tarifpartner geeinigt hatten. Ortner klang bei der Erzählung der Odyssee deutlich gestresst.

Fototermin im Trockenen: David Ortner, Geschäftsführer eines Tiroler Start-ups im 3D-Druck (li.)
und Josef Ruhaltinger, Chefredakteur ÖKZ.

Seine Einblicke ins 3D-Druck-Geschäft unterstreichen, wie rasch sich derzeit der technische Status quo ändert. Er selbst habe eine klare Grenze definiert, bis zu der er seine Entwicklungen treiben wolle: „Bis dorthin, wo es um Heilung geht und der Kontakt mit dem Patienten beginnt.“ Denn dann werden seine gedruckten Menschenaugen ein Fall für die neue Medizinprodukteverordnung. Dies wäre das Ende seiner Geschäfte.

Medikamente und Heilbedarfe müssen geprüft und zugelassen werden. Zu dieser Tatsache sollte es keine zwei Meinungen geben. Das neue MDR-Prüfungsverfahren der EU – final in Kraft seit dem Frühjahr 2022 – erweist sich aber als „Innovations­­-
killer“, wie es ein Gründer eines Life Science-Unternehmens anlässlich eines Kongresses nannte. Aktuell beträgt die durchschnittliche Zulassungsdauer nach MDR bei einer benannten Stelle – von denen immer noch keine in Österreich verfügbar ist – fünf Jahre. Ein halbes Jahrzehnt, in dem Unternehmen ihr medizinisches Produkt nicht verwerten dürfen. Ein Konzern, der tausende andere Produkte am Markt hat, mag dies noch verschmerzen können. Ein Unternehmen, das über eine Geschäftsidee verfügt, muss seine Pläne in den Kübel treten oder – Absicht oder nicht – an ein Unternehmen mit längerem Atem verkaufen.

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie Erfahrungen mit der MDR machen mussten und keinem Lobbyisten-Verband angehören – bitte schreiben und erzählen Sie. Die ÖKZ wird berichten. Medizinprodukte müssen ihre Qualität und Unbedenklichkeit nachweisen. Aber das darf keine fünf Jahre dauern.

Bleiben Sie uns gewogen

Josef Ruhaltinger
ruhaltinger@gesundheitswirtschaft.at

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