Frauengesundheit mit ausgefeilter Technikunterstützung

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Autor: Michaela Endemann-Wright

Durchschnittlich leidet jede dritte Frau an Beckenbodenschwäche. Es sind aber auch immer mehr Männer betroffen.

Der Beckenboden ist ein zentraler Bestandteil der tiefen Rumpfmuskulatur und übernimmt wichtige Funktionen für die Kontinenz, die Organstabilität und den intra­abdominellen Druckausgleich. Funktionseinbußen können altersbedingt, nach urologischen oder gynäkologischen Eingriffen, Geburten sowie durch chronische Belastungen wie Husten, Verstopfung oder Adipositas entstehen – bei Männern insbesondere nach einer Prostatektomie. Der Beckenboden ist durch gezieltes sensomotorisches Training effektiv therapierbar.

Mit dem Fortschritt
kommt der Spaß.
Der Beckenboden ist durch gezieltes sensomotorisches Training effektiv therapierbar.

Der Endotrainer – Made in Austria

In den 1970er-Jahren entwickelte die Wiener Gynäkologin Maria Hengstberger mit dem „Endotrainer“ einen Beckenbodentrainer in Form eines medizinischen Geräts mit Ballonkatheter. Leopoldine Rauscher, ihre ehemalige Assistentin und freiberufliche DKGP, setzt das Gerät noch heute ein: „Mithilfe dieser Methode können Frauen ihren Beckenboden erspüren und kräftigen. Aufgrund der Bauweise ist eine ärztliche Verordnung erforderlich und der PAP-Abstrich muss negativ sein.“ Mittlerweile haben neue Geräte und Sensoren Einzug ins Beckenbodentraining gehalten.

Auf dem Markt gibt es gleich mehrere Parallelentwicklungen, die ohne ärztliche Verschreibung erhältlich sind. Dies ist modernen Materialien und Formen geschuldet. Caitlynne Hollis, Brand Managerin bei Perifit, einem der Anbieter, erklärt: „Die Muskelentspannungen und -kontraktionen des Beckenbodens werden von zwei Kraftsensoren im Kegeltrainer erfasst.“ Der eine messe die Stärke der Kontraktionen der Beckenbodenmuskeln, der andere überwache den intraabdominalen Druck. „Dieser kann sich erhöhen, wenn die Benutzerinnen unbeabsichtigt die falschen Muskeln, wie die Bauch- oder Gesäßmuskeln, aktivieren“, erklärt Hollis. Die Nutzerinnen können die Intensität und Dauer der Muskelkontraktionen in Echtzeit in einer App verfolgen. „Mit dieser Methode können sie nicht nur überwachen, ob sie die richtigen Muskeln anspannen, sondern auch ihre Fortschritte im Laufe der Zeit verfolgen“, so die Brand Managerin. Allan Mabilais ist CTO einer Firma, die ein ähnlich aufgebautes Gerät entwickelte (Emy Trainer): „Drucksensoren messen in 360° die Kontraktionen des Beckenbodens. Bei Anspannung wird der Druck auf die Oberfläche des Geräts registriert und in ein elektrisches Signal umgewandelt und in die App übertragen.“

Die meisten Geräte wurden speziell für Frauen entwickelt. Ein Gerät aus der Schweiz wurde hingegen von Hanns-Peter Cohn als „Hilfe zur Selbsthilfe“ für Männer entwickelt. Der Fokus liegt auf Prävention und Rehabilitation bei Inkontinenz, Rückbildung, Prostataproblemen und Sexualstörungen sowie Beschwerden des unteren Rückens. Der Sensor misst den Druck, der beim Anspannen des Beckenbodenmuskels entsteht, und macht ihn in der App sichtbar.

Training muss Spaß machen

Die Hersteller diverser Geräte sind sich einig: Das Training muss Spaß machen. Sie stützen sich auf Studien und setzen medizinisch validierte Kontraktions- und Entspannungsmuster wie Biofeedback und Gamification ein. In die Entwicklung werden meist auch Physiotherapeuten einbezogen. Bei einem Produkt muss beispielsweise per App ein Ball so hoch wie möglich geworfen werden, um einen Trainingseffekt zu erzielen. „Da die Muskeln beim Training gezielt angespannt werden sollen, ist die visuelle Rückmeldung sehr hilfreich. Wenn sich die Benutzer verbessern, entwickeln sich die Spiele weiter“, so Hollis. Letztendlich seien die Trainingssitzungen keine Belastung mehr. „Da freut man sich darauf.“ 

Quellen und Links:

www.acticore.com

www.elvie.com

www.fizimed.com

Hinweis:

Für alle recherchierten Produkte wurden Studien zur Wirksamkeit des Trainings angegeben. Sie sind Medizinprodukte der Klasse I gemäß der Medical Device Directive (MDD) 93/42/EWG und/oder verfügen über eine medizinische CE-Zertifizierung der Europäischen Union.

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