Schutz und Schulung gegen hochansteckende Erreger

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Autor: Scho

Um wirksam und schnell auf Infektionen reagieren zu können, sollen lokale Gesundheitssysteme gestärkt werden. Dieses Ziel wird jetzt mit dem Aufbau eines Kompetenzzentrums in Ruanda verfolgt – in einem gemeinsamen Projekt der Technischen Universität Braunschweig, des Robert Koch-Instituts, der Charité Berlin, des Missionsärztlichen Instituts Würzburg und des Rwanda Biomedical Centre.

Trotz aller Errungenschaften des ruandischen Gesundheitssystems in den vergangenen Jahren gibt es in dem ostafrikanischen Land immer noch große Herausforderungen in der Infektionsprävention und -kontrolle: So fehlen ausgewiesene Behandlungseinrichtungen für Patientinnen und Patienten, die durch hochansteckende Erreger erkrankt sind, und ein spezielles Ausbildungsprogramm für medizinisches Personal in diesem Bereich. Denn bei den zuvor genannten Erregern müssen selbst einzelne Fälle so früh wie möglich erkannt, isoliert und angemessen behandelt werden. Schon wenige Infektionen können nicht ausreichend vorbereitete Gesundheitssysteme überfordern. Darüber hinaus verringert eine schnelle Ausbruchsbekämpfung vor Ort weitgehend das Risiko, dass die Erreger in andere Regionen der Welt getragen werden.

Schulungszentrum

Hier setzt das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Projekt „EFFO-CoE“ an, in dem das Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE) der TU Braunschweig für sämtliche Planungsaufgaben zuständig ist: Das geplante Kompetenzzentrum (Centre of Excellence – CoE) wird als Sonderisolierstation (SIS) und als Schulungszentrum für Mitarbeitende im Gesundheitswesen dienen. Errichtet wird es in der Nähe eines großen Krankenhauses in der ruandischen Hauptstadt Kigali. Hier ist einerseits Fachpersonal vor Ort, andererseits kann auch bereits vorhandene Ausrüstung genutzt werden.

„Das Engagement unserer Universität in diesem internationalen Projekt begrüße ich sehr“, sagt die Präsidentin der TU Braunschweig, Professorin Angela Ittel. „Den wissenschaftlichen Austausch und die Vernetzung im Rahmen des ‚Global Health Protection Programmes‘ zur Verbesserung der internationalen Gesundheit kann ich nur unterstützen. Die Forschung zur baulichen Infektionsprävention des Instituts für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau leistet hier einen notwendigen Beitrag zur Bewältigung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen.“

In der Sonderisolierstation sollen vor allem so genannte HCID-Fälle behandelt werden, also Menschen, die mit hochpathogenen, das heißt stark krankheitsverursachenden Erregern (high consequence infectious diseases, HCID) infiziert sind. Mit dem „Centre of Excellence“ wollen die Projektpartner hohe Standards bei der Isolierung, Versorgung und Behandlung der Patient*innen ermöglichen. Das Schulungszentrum wird Mitarbeitende im Gesundheitswesen in der Behandlung von HCID-Patienten sowohl in der Isolierstation als auch in anderen Gesundheitseinrichtungen schulen. So kann auch die Vernetzung der Gesundheitsinfrastrukturen und des Personals verbessert werden.

Isolierstationen

In enger Abstimmung mit den Projektpartnern aus Deutschland und Ruanda wird das Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE) die Entwurfs- und Bauplanung für das Kompetenzzentrum erstellen. Bereits 2019 unterstützte das Team unter der Leitung von Dr. Wolfgang Sunder das Projekt „EFFO-HCF“ zur baulichen Infektionsprävention und stellte mehrere Isolierstationen im Land fertig. „Wir freuen uns sehr, dass wir unsere langjährige Erfahrung im Bereich des Gesundheitsbaus und der baulichen Infektionsprävention in diesem hochrelevanten Projekt einbringen können. Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen die bestmögliche Versorgung der Patienten und die optimalen Arbeitsabläufe des Personals“, sagt Dr. Wolfgang Sunder. Im intensiven Austausch mit den ruandischen und deutschen Partnern soll bis Ende dieses Jahres die Planung abgeschlossen sein. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme ist Ende 2024 geplant.

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) fördert das Projekt „EFFO-CoE (Efficiency by Edification – Center of Excellence)“ zur Verbesserung der Infektionsprävention und -kontrolle in Gesundheitseinrichtungen in Ruanda bis November 2024 mit rund 4,9 Millionen Euro. Die Projektkoordination hat das Robert Koch-Institut (RKI) unter der Leitung von Dr. Thomas Kratz übernommen. Verbundpartner sind neben der TU Braunschweig das Rwanda Biomedical Centre (RBC) in Ruanda, das Institut für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit an der Charité Berlin, die STAKOB/Sonderisolierstation Charité Berlin sowie das Missionsärztliche Institut Würzburg (MIW). Assoziierte Partner im Projekt sind unter anderem die WHO Afrika, Ärzte ohne Grenzen (MSF) und Alliance for Medical Action (ALIMA).

EFFO wurde 2014 von deutschen, burkinischen und senegalesischen Expertinnen und Experten entwickelt. Anlass war die verheerende Ebola-Epidemie in Westafrika von 2013 bis 2016. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Bekämpfung des Ebola-Virus und der Stärkung der Gesundheitsstrukturen durch professionelle Schulungen des medizinischen Personals. Seit Beginn der Corona-Pandemie steht EFFO mit den Projektpartnern zu COVID-19 im Austausch. Die vor Ort ausgebildeten EFFO-Trainerinnen und Trainer nutzen ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus den Trainings zu Ebola nun auch im Kontext von COVID-19. Gemeinsam mit dem Rwanda Biomedical Centre (RBC) wird daran gearbeitet, die Kooperation über Ebola und COVID-19 hinaus auszubauen und damit das Gesundheitssystem für künftige Ausbrüche langfristig zu stärken. Seit 2016 ist das Projekt ein fester Bestandteil des „Global Health Protection Programme“ des BMG.

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