Tiroler Forscher hofft auf "LSD-assistierte Psychotherapie"

Lesedauer beträgt 3 Minuten
Autor: Scho

Der Innsbrucker Pharmakologe Hans-Günther Knaus sieht für die nähere Zukunft großes Potenzial beispielsweise in einer „LSD-assistierten Psychotherapie“. Mit dieser Therapie – bei der begleitete „Impulse“ mit LSD oder mit LSD-ähnlichen, halluzinogenen Substanzen gesetzt werden – habe man gute Heilungschancen etwa bei Alkoholsucht oder Depressionen, sagte der Vorstand des Instituts für Pharmakologie an der Medizinischen Universität Innsbruck im Gespräch mit der APA.

Die Anwendung der Substanzen – auch „Magic Mushrooms“ oder allgemein Psilocybin und DMT fallen in diese Kategorie – müsse selbstverständlich „unter der Supervision eines Psychiaters stattfinden“, betonte Knaus. Das Setting sei wie folgt: „Man hört mehrere Stunden seine Lieblingsmusik, bekommt zuvor eine Augenbinde und geht in speziellen Kojen und Betten auf einen ganz individuellen Trip.“ Dieser „Trip“ – als Anreiz und Anstoß gedacht – werde schließlich alle vierzehn Tage wiederholt: „In der Zeit davor und dazwischen gibt es ausführliche therapeutische Gespräche, bei denen man das Erlebte und damit auch Erkannte aufgearbeitet wird.“

Knaus ging von einem Zeithorizont von „mehreren Jahren“ aus, bis eine solche Therapie auch in Österreich Realität werden könnte. „Noch braucht es aber noch einige größere klinische Studien dazu“, kündigte er an. In den USA und Kanada sei man diesbezüglich schon deutlich weiter. Es habe sich aber eindeutig gezeigt – auch in der Zusammenschau von Studien vor allem aus den 1960er-Jahren in den USA – dass die sogenannten „halluzinogenen Substanzen“ eine „äußerst geringe Toxizität“ aufwiesen, dafür aber „erheblichen therapeutischen Nutzen“ brächten.

Psychodelika wirken vor allem deshalb positiv, weil sie die „Rezeptoren“, also Zellen im Körper, die bestimmte Signale und Reize empfangen können, beeinflussen. „Durch die Substanzen und durch ihre Einwirkung verändert sich die eigene Wahrnehmung und es kommt zu einem regelrechten Zerreißen einer Depression oder eines Suchtverhaltens“, beschrieb er den Wirkungsprozess bildhaft. Dadurch entkomme der Patient im besten Fall der eigenen „gedanklichen Einengung“ und der Fokussierung „auf die persönliche Misere oder den Alkohol als einziges Ziel.“ „Es kommt dabei wieder zu einer Art emotionalen Öffnung, man betrachtet sich quasi wie von außen und sieht sich und die Welt danach wieder anders, klarer und weiter“, erläuterte Knaus. Es sei „wie ein Reset“.

Mehr Empfinden

Dadurch habe man auch einen möglichen, aber entscheidenden Vorteil gegenüber „Standardtherapien“ zur Hand, bei denen oftmals mit der Hilfe von Antidepressiva versucht werde „die Depression abzudämpfen“, führte der Pharmakologe aus. Dabei würden die Patienten „weniger“ empfinden, während es etwa bei LSD-assistierten Psychotherapien um das genaue Gegenteil gehe: „Die Patienten empfinden wieder mehr und können wieder ganzheitlicher wahrnehmen.“

Die Psychodelika-basierte Therapie sei allerdings „kein Allheilmittel für jedermann“, räumte der Wissenschafter ein. „Man muss diese Therapie vielmehr als sinnvolle Ergänzung oder Alternative zu herkömmlichen Therapien sehen.“ Vor allem aber scheiden Patienten mit schizophrenen Erkrankungen oder mit „psychotischen Episoden“ sowohl bei Studien als auch bei künftigen Therapien von vornherein aus. „Wir können aber womöglich Patienten helfen, bei denen konventionelle Therapien keinen Fortschritt mehr bringen“, meinte der Pharmakologe.

Knaus wird auch im Rahmen der „Woche des Gehirns“ – die von 11. bis 15. März an der Medizinischen Universität Innsbruck stattfindet – einen Vortrag halten. Er wird der Frage nachgehen, ob LSD und Magic Mushrooms bei bestimmten psychiatrischen Erkrankungen wirken und wie sie bei der Behandlung helfen können.

(APA/red.)

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Tiroler Arbeit soll Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhersagen

Tiroler Arbeit soll Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhersagen

Mit der vorliegenden Meta-Analyse von Neurologen der Med Uni Innsbruck ließen sich "Schwellenwerte" bei der Pulswellenschafgeschwindigkeit etablieren und damit die Vorhersage des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich präzisieren.