US-Wissenschafter haben eine neue Methode erprobt, um Arzneimittel besser ins Gehirn zu bringen. Bei drei Alzheimer-Patienten steigerte die Ultraschallbestrahlung einer Gehirnregion die Aufnahme des Medikaments Aducanumab. Das führte zu einem stärkeren Abbau von Beta-Amyloid-Ablagerungen, die für die Krankheit verantwortlich gemacht werden.
„Eine Herausforderung für Medikamente gegen Morbus Alzheimer sind die Einschränkungen für die Aufnahme von Wirkstoffen in das Gehirn durch die Blut-Hirn-Schranke“, schrieben Ali Rezai und seine Co-Autoren vom Rockefeller Neuroscience Institute in Morgantown im US-Staat West Virginia jetzt in der neuesten Ausgabe des New England Journal of Medicine. Das Gehirngewebe ist stark vom Übergang von Substanzen aus dem Blut abgeschirmt. Das stellt einen Schutz dar.
Vorangegangene Studien hatten bereits gezeigt, dass eine Bestrahlung mit einem fokussierten schwachen Ultraschall die Blut-Hirn-Schranke für einige Stunden öffnen kann. Das wurde bei Patienten mit Morbus Alzheimer und einer Reihe von neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder auch bei Gehirntumoren beobachtet.
Hauptproblem war bisher die Aufnahme
Die US-Wissenschafter versuchten jetzt, in einer Pilotstudie, diesen Effekt von Ultraschall für Demenzpatienten zu nutzen. Dabei verwendeten sie das erste in den USA zugelassene Anti-Beta-Amyloid-Medikament Aducanumab. Es wurde von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA nicht für die Behandlung der Alzheimer-Demenz freigegeben. Der monoklonale Antikörper soll die Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn abbauen, die für diese Demenzform charakteristisch und wahrscheinlich ursächlich verantwortlich sind. Das Problem liegt aber eben in der mangelnden Aufnahme der Biotech-Substanz ins Gehirn, wo sie wirken soll.
Rezai und sein Team behandelten drei Patienten im Alter von 77, 59 und 64 Jahren, die im Jahr die Diagnose von Morbus Alzheimer bekommen hatten. Sie erhielten monatlich eine Infusion des Medikaments. Zum jeweils selben Zeitpunkt wurde auch die Ultraschallbestrahlung an einer Gehirnhälfte angewendet. Durch aufwendige bildgebende Untersuchungen wurde die Öffnung der Blut-Hirn-Schranke für 24 bis 48 Stunden belegt. Schließlich wurde die Größe der Beta-Amyloid-Ablagerungen im Laufe der Behandlung gemessen und jeweils mit den Werten der nicht mit Ultraschall bestrahlten Gehirnhälfte der Patienten verglichen.
Das Ergebnis, so die Wissenschafter: „Bei jedem Studienteilnehmer fiel die Verringerung der Beta-Amyloid-Konzentration in jener Gehirnregion, die mit fokussiertem Ultraschall bestrahlt worden war, größer aus als in der Vergleichsregion (andere Gehirnhälfte; Anm.) ohne Ultraschall.“ Zwar wurde keine Verbesserung der Gehirnleistung bei den Probanden festgestellt, aber die Studie sollte zunächst ja vor allem die prinzipielle Machbarkeit einer solchen Behandlung belegen.
(APA/red.)