Vorarlberger Pflegeheim: Betreiber legt zwei Gutachten vor

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Autor: Scho

Nach dem Tod eines 89-Jährigen in einem Vorarlberger Pflegeheim im August 2022 und dem Bekanntwerden von Vorwürfen der Familie, wonach der Mann vernachlässigt worden sein könnte, hat der Pflegeheimbetreiber SeneCura nun zwei externe Expertengutachten vorgelegt. Beide würden den Vorwurf der Vernachlässigung klar zurückweisen, teilte der Betreiber in einer Aussendung mit. Teilweise lückenhaft war laut einem der Gutachten die Dokumentation.

Die Angehörigen des Mannes hatten im Juli 2024 über die Rechercheplattform „Dossier“ ihre Vorwürfe öffentlich gemacht. SeneCura wies die Vorwürfe stets zurück. Amtssachverständige und Pflegeanwalt haben den Sachverhalt untersucht, Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) setzte eine unabhängige Expertenkommission ein, um Vertuschungsvorwürfen entgegenzutreten. Nun hat der Pflegeheimbetreiber Ergebnisse der Untersuchung zweier von ihm beauftragter unabhängiger Sachverständiger vorgelegt.

Laut der Aussendung des Betreibers bestätigen sowohl Hans Jürgen Heppner, Lehrstuhlinhaber für Geriatrie an der Universität Erlangen-Nürnberg, als auch Jürgen Osterbrink vom Institut für Pflegewissenschaft und -praxis der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, dass keine Vernachlässigung des Mannes zu erkennen sei. Laut Osterbrink seien „die Vorwürfe der Angehörigen nicht nachvollziehbar“, die Pflege könne „als bemüht und umsichtig durchgeführt beschrieben werden.“ Lediglich in der Dokumentation habe es teilweise Lücken gegeben. Heppner verweise unter anderem auf fortschreitende Demenz als Ursache für eine starke Gewichtsabnahme. Wo der vorgeworfene Dekubitus entstanden sei, sei nicht mehr nachvollziehbar, jedenfalls sei die Wundbehandlung laut Dokumentation indikationsgerecht erfolgt.

Laut dem „Dossier“-Bericht soll der 89-Jährige innerhalb von drei Monaten 15 Kilo abgenommen und nur noch 46 Kilo gewogen haben. Der Senior war zuvor nach einer Herzoperation und einsetzender Demenz zum Pflegefall geworden. Sein Einzug ins Pflegeheim erfolgte im April 2022. Den Söhnen sei die rapide Gewichtsabnahme des Vaters schnell aufgefallen, auf entsprechende Hinweise habe das Heim aber nicht reagiert. Nach nur wenigen Wochen in der Einrichtung musste der Mann aufgrund von Dekubitus (Wundliegegeschwür; Anm.) operiert werden. Bereits Ende Juli 2022 wurden die Pflegemaßnahmen nach einer Beschwerde der Familie von der Amtssachverständigen überprüft.

(APA/red.)

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