„Wir müssen Forschung nahbar machen“

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Autor: Scho

Die Medizin steht an der Schwelle eines Technologiesprungs und einer neuen Innovationsphase – davon ist Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger überzeugt. „Das Gute ist: Digitale Hilfsmittel sind längst im Alltag angekommen.“ Ob es um Apps zum Schritte zählen geht, Gehirntraining für Senioren oder der Notfallknopf am Handgelenk: „Das ist eine Riesenchance, denn die moderne Technik kann noch viel mehr“, sagte Stark-Watzinger in ihrer Keynote am dritten Tag der DMEA. „Die Möglichkeiten sind riesig, es ist gut, wenn wir offen darauf zugehen.“

Künstliche Intelligenz könne Patientendaten auslesen und in ganz neue Zusammenhänge stellen, wodurch völlig neue Forschungs- und Therapieansätzen möglich werden. Dafür aber müsse die Forschung die Menschen mitnehmen, denn: „Innovationen sind nur dann erfolgreich, wenn die Menschen sie akzeptieren“, betonte Stark-Watzinger. In einer Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK) hätten 77 Prozent der Versicherten gesagt, sie seien bereit, ihre Daten anonymisiert für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen. „Das ist ein Vertrauensvorschuss.“ Und es sei ein Auftrag, das Beste daraus zu machen.

Bereitschaft sinkt

Das Bundesforschungsministerium werde diesen Auftrag annehmen und die datengestützte Forschung unterstützen, denn in ihr liege die Chance auf eine individualisierte Medizin und die bestmögliche Versorgung der Menschen. Forschung und Unternehmen hätten die Aufgabe, ihre Kräfte zu bündeln und den Dialog mit der Öffentlichkeit zu suchen.

Denn in der TK-Umfrage habe sich auch gezeigt, dass die Bereitschaft der Menschen, ihre Daten weiterzugeben massiv sinke, wenn sie an privatwirtschaftliche Unternehmen gehen sollen – zu dieser Datenspende wäre demnach nur noch jeder Fünfte bereit. Das sei nicht gut, betonte die Ministerin. Denn die Unternehmen der Gesundheitswirtschaft „spielen eine entscheidende Rolle in der Innovationsdynamik. Ihr Potenzial ist unerlässlich.“

Forschung müsse deshalb die Patienten einbeziehen, um sie nahbarer zu machen: „Wir sehen, dass die Menschen ein Interesse daran haben zu sehen: Was passiert mit den Daten, die ich gebe?“. Wenn sichtbar werde, was bei der Forschung herauskomme, „ist das der beste Anreiz“. „Wir brauchen Innovationen, die überzeugen und die das Leben spürbar besser machen, wir brauchen eine Kommunikation, die die Menschen erreicht von Jung bis Alt, wir brachen Transparenz und Vertrauen“, ergänzte Stark-Watzinger. „Die Offenheit der Zivilgesellschaft und der Tatendrang der Wissenschaft, das ist die beste Ausgangslage. Die müssen wir nutzen.“

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