Glück, Spiel, Sport, Sucht - die Psyche als Klammer

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Autor: Scho

Eine der weniger beachteten Auswirkungen der COVID-19-Pandemie betrifft die Zunahme des pathologischen Glücksspiels. Insbesondere Sportwetten rückten dabei in den Fokus. Zwar waren auch Spielsüchtige von Ausgangsbeschränkungen betroffen, doch geschlossene Wettbüros oder Casinos hielten diese nicht vom Weiterspielen ab. Ausweichbewegungen ins Internet waren die Folge. Im von der Stiftung Anton Proksch-Institut Wien beauftragten Forschungsprojekt „Sucht(behandlung) in der Krise“ wurde etwa herausgearbeitet, dass das Online-Glücksspiel als besonders riskante Form des Glücksspiels in dieser Zeit an Bedeutung gewonnen hat. Im Jahr 2020 stiegen hier die Bruttospielerträge, das sind jene, die nach Abzug der Gewinnauszahlungen beim Glücksspielunternehmen bleiben, um sieben Prozent an.

„Viele Menschen glauben immer noch, das Ergebnis einer Sportwette durch Geschick und Fachwissen voraussagen zu können. Dieser Irrglaube macht diese Form des Glücksspiels, und genau darum handelt es sich, besonders gefährlich“, resümierte Dr. Oliver Scheibenbogen, Leiter der Akademie des Anton Proksch Instituts.

Die Auswirkungen von pathologischem Glücksspiel werden in der öffentlichen Wahrnehmung oft unterschätzt, obwohl Glücksspielsucht etwa mit erheblichen finanziellen Risiken verbunden ist. Kennzeichnend für diese Sucht ist ein Verhalten, bei dem trotz negativer persönlicher und sozialer Konsequenzen immer wieder und oft auch immer intensiver gespielt wird. Eine solche Situation geht dann in der Regel mit weiteren psychiatrischen Begleiterkrankungen einher.

Anerkennung als Voraussetzung für Prävention

Zentral für die Prävention wie auch die Behandlung pathologischen Glücksspiels ist die Kenntnis der Maßnahmen zum Schutz von Spielenden. Die staatlichen Regulierungsmaßnahmen zur Vermeidung pathologischen Glücksspiels sind hoch komplex und dabei laufend Anpassungen unterzogen. Sportwetten gelten in Österreich nicht als Glücksspiel, sondern werden als Geschicklichkeitsspiele geführt. Sie unterliegen nicht dem Glücksspielgesetz, die Regulierung ist daher von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausgestaltet.

Der Frage, wie der Spielerschutz in Österreich weiter ausgebaut werden kann und welche Maßnahmen dafür notwendig sind, wurde daher von den ExpertInnen im Verlauf des Symposiums breiter Raum gegeben. Diesen Aspekt betonte auch der Wiener Gesundheits- und Sportstadtrat Peter Hacker in seiner Grußbotschaft: „Spielen macht Freude und ist gesund – kann aber, wenn Grenzen überschritten werden, auch krank machen. Diese Grenzen auszuloten, darum geht es im
heurigen Symposium.“

SportlerInnen & Sucht

In der zweiten Halbzeit des so kompakten Formats 2 Topics in 2 Days ging es dann um Sportpsychiatrie und Sportpsychotherapie. Gerade in den schwierigen Jahren der Pandemie zeigte sich erneut, wie wichtig sportliche Betätigung für die Menschen ist. Das beweist auch der erfolgreiche Einsatz von Sport und Bewegung in der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen.

Ein verbindendes Element beider Symposien ist es, dass SpitzensportlerInnen, SportstudentInnen und Mitglieder von Sportvereinen jene Gruppe darstellen, die so stark wie keine andere gefährdet ist, in Abhängigkeit von Sportwetten zu geraten. Die professionelle Ausübung von Leistungssport begünstigt außerdem aufgrund der damit einhergehenden spezifischen Belastungen die Herausbildung psychiatrischer Erkrankungen.

Wolfgang Preinsperger, ärztlicher Leiter des Anton Proksch Instituts: „Sportlerinnen und Sportler erleben es oft als besondere Herausforderung, sich bei psychischen Problemen an ihr Umfeld zu wenden. Angst davor, womöglich die Karriere aufs Spiel zu setzen spielt dabei ebenso eine Rolle, wie die Befürchtung, bei Kolleginnen, BetreuerInnen bzw. dem Publikum auf Unverständnis zu stoßen oder sogar Opfer von Stigmatisierung zu werden.“

Der Zugang zu adäquater psychiatrisch-psychotherapeutischer Diagnostik und Behandlung gestaltet sich für SpitzensportlerInnen allerdings häufig schwierig. Prim. Dr. Wolfgang Preinsperger, ärztlicher Leiter des Anton Proksch Instituts: „Sportlerinnen und Sportler erleben es oft als besondere Herausforderung, sich bei psychischen Problemen an ihr Umfeld zu wenden. Angst davor, womöglich die Karriere aufs Spiel zu setzen spielt dabei ebenso eine Rolle, wie die Befürchtung, bei Kolleginnen, BetreuerInnen bzw. dem Publikum auf Unverständnis zu stoßen oder sogar Opfer von Stigmatisierung zu werden.“ Die Verfügbarkeit neutraler und unabhängiger psychiatrisch-psychotherapeutischer Ansprechpartnerinnen, die nicht der Leistungsoptimierung verpflichtet, dabei jedoch mit den Mechanismen des Systems Leistungssport vertraut sind, ist daher besonders wichtig. Was den Aufbau eines solchen Netzwerks als entscheidenden Schritt hin zu einer verbesserten Versorgungssituation für Leistungssportler*innen betrifft, bleibt, so Preinsperger, in Österreich noch einiges zu tun.

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