Am Anfang der Zukunft

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Autor: Scho

Ein Haus auf die Wiese zu stellen und Türschilder anzubringen, das sei nicht die Zukunft der medizinischen Versorgung, sagt Michael Heinisch. Eine Zukunft ist das, die sich erst erahnen lässt – und zu der es noch ein langer Weg ist. Das sagt zumindest Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz-Gruppe. Was er im Sinn hat, ist nicht weniger als der grundlegende Umbau der Struktur: von einem System, das Patienten dominiert, zu einem System, das sich den Patienten und ihren Bedürfnissen anpasst. „Wenn eine Patientin oder ein Patient durch den Eingang eines Spitals geht, greift eine Standardprozedur“, sagt er. Das werde sich ändern müssen. „Die Patientin oder der Patient muss Prozesse auslösen und die Strukturen aktivieren. Nicht umgekehrt.“

Wie sieht es aus, das Krankenhaus der Zukunft? Das war das Thema einer Diskussion beim 13. Österreichischen Gesundheitswirtschaftskongress 2023 am Donnerstag in Wien. Der Untertitel der Debatte: „Raus aus dem Silo“. Und dass Silodenken ein Grundproblem ist, darüber herrschte auf dem Podium durchwegs Einigkeit. „Es geht um Kooperation; es geht darum, rund um den Patienten zu kommunizieren“, sagt Michael Heinisch.

Und all das in Zeiten dynamisch-technischer Entwicklungen, wie sie Johannes Horsch von Fraunhofer IPA Mannheim darlegt: Datenverwaltung, Robotik, telemedizinische Anwendungen und nicht zuletzt auch Datenaustausch zwischen Fachbereichen.

Leuchtturminseldenken

Interdisziplinäres Denken und vor allem Handeln, das sei der Weg in die Zukunft, so Paul Sungler, Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken SALK. Was er meint: Interdisziplinäre Krankenhausstationen. Man sei daran, solche aufzubauen. Denn Kompetenz-Leuchttürme oder Kompetenzinseln zu haben, sei zwar schön und gut, aber es brauche mehr Kommunikationen zwischen diesen Leuchtturminseln. Es brauche kurze Wege.

Der Optimierungsdruck ist enorm. Im privaten oder teilprivaten Bereich äußert sich das besonders schwerwiegend. Michael Heinisch sagt: „Wir haben an Effizienz viel herausgeholt in der Organisation. Aber wir sind an den Punkt gekommen, wo wir innerhalb der bestehenden Strukturen an die Grenzen des möglichen gestoßen sind – weil wir uns in Silodenken geübt haben“. Der Ausweg, wie er ihn sieht: Die Integration von Gesundheitsleistungen über Sektoren und bestehende Strukturen hinweg. Die Vinzenz-Gruppe nennt ihre eigene Antwort darauf „Gesundheitsparks“. Für Michael Heinisch sieht die Managementmethodik der Zukunft so aus: Keine neuen Strukturen, keine neue Hierarchie, keine neuen Gesellschaften oder GmbH’s – sondern ein geleitetes Netzwerk und Projekte.

21 Gesundheitsberufe sind in einem solchen Gesundheitspark versammelt – allesamt freie Partner angesiedelt an einem Standort rund um ein Krankenhaus. Sieben solche Gesundheitsparks gibt es bereits. Refinanziert wird ein solcher Park über die Mieten, die die jeweiligen Partner zahlen. Diese Partner haben wiederum Verträge mit allen verschiedenen Bereichen: öffentliche Versicherungen, Private, Wahlärzte. Und, so sagt Michael Heinisch: Der Andrang an Medizinern ist groß. Aber, wie eingangs erwähnt: Ein Haus auf die Wiese zu stellen und Türschilder anzubringen, sei nicht genug.

„Das Konkurrenzdenken ist groß“, sagt Michael Heinisch. „Was nicht funktioniert ist, dass das Krankenhaus oft nicht akzeptieren will, dass es ein gleichgestellter Teil eines solchen Gesundheitsparks ist“, sagt er. Und genau da anfängt es an, kompliziert zu werden. Denn die Reform des Spital-Bereichs ist nicht nur die Reform einer Struktur oder die Optimierung von Abläufen, sie ist vor allem auch ein langwieriger Gesinnungswandel.

Michael Heinisch sagt: „Wir haben Wartelisten an Patientinnen und Patienten; da kann es doch nicht sein, dass wir in Silos denken.“

Nähere Informationen zum Österreichischen Gesundheitswirtschaftskongress finden Sie hier.

(red.)

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