Würden wir Kindern mehr zuhören, wenn sie erwachsene Stimmen hätten, wer räumt auf Social Media auf, (was) denkt unser Darm und können wir in Pilzhütten vor Strahlung geschützt leben? Zahlreiche wissenschaftliche Fragen werden in der Ars-Electronica-Ausstellung am Linzer MedCampus künstlerisch aufbereitet und verhandelt. Wissenschaft kann bunt und unterhaltsam sein.
Die Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) und die Ars Electronica, die von 4. bis 8. September in Linz stattfindet, sind seit langem Partner. Der Campus der medizinischen Fakultät, die heuer ihren zehnten Geburtstag feiert, ist aber zum ersten Mal eine der Ausstellungslocations. Rektor Stefan Koch betonte bei der Presseführung das Zusammenwirken von Kunst und Wissenschaft als Faktor für den Fortschritt, ihre „Kombination kann enorme Kräfte für die Weiterentwicklung unserer Zukunft entfalten“.
Zu sehen sind zehn JKU-Art&Science-Projekte, die vom Linz Institute of Technology (LIT) gefördert werden. Im Hof des Gebäudekomplexes ist das „Raumschiff der Hoffnung“ gelandet, entsprechend dem diesjährigen Festival-Thema „HOPE. Who will turn the tide“. In dem Ballon aus Silberfolie sieht man ein Modell einer Korallenfarm und lernt Pavillons kennen, die aus pilzbewachsenen Modulen bestehen. Die Pilze sollen die Bewohner der Hütten vor radioaktiver und vor UV-Strahlung schützen.
Das Projekt „Hack the Hat“ stellt den Besucher vor die Aufgabe, einen KI-gesteuerten Schulleiter zu überzeugen. Man schlüpft in die Rolle des Zauberers Merlin Kepler, der in die Zauberschule aufgenommen werden will, aber immer wieder vom – Harry Potters Welt entliehenen – Sortierhut abgelehnt wird. Man hat drei Versuche, einen Lebenslauf so anzupassen, dass Merlin doch aufgenommen wird. Ähnliche Mechanismen stehen auch im Zentrum von „Raise your voice“, das sich die Frage stellt, warum man Kindern oft wenig Gehör schenkt, auch wenn sie etwas Kluges sagen. Die interaktive Installation konvertiert Stimmen – man weiß nachher nicht mehr, ob der Satz von einem Kind gesprochen wurde oder von einem Erwachsenen, von einem Mann oder einer Frau. Man muss sich also auf den Inhalt des Gesagten konzentrieren.
„On the (side)line“ gibt den Mitarbeitern von digitalen Plattformen ein Gesicht: Viele von ihnen sind tagein tagaus verstörenden, traumatisierenden Inhalten wie Folter oder Kindesmissbrauch ausgesetzt. Ein Gemälde zeigt die aufsplitternde Oberfläche eines Computermonitors, hält man ein Tablet davor, erkennt man jene, die dahinter „ausputzen“.
Dass der Darm auf Emotionen reagiert, ist allgemein bekannt. Das Projekt „Microbial Mindscapes“ visualisiert das. Der Besucher kann angeben, was er gerade gegessen hat und die Animation zeigt anhand diverser Parameter wie beispielsweise der Serotonin-Ausschüttung, wie der Verdauungstrakt reagiert. Spoiler: Käsespätzle machen glücklich.
Darüber hinaus wird man mittels VR auf verschiedene Reisen mitgenommen – von chinesischen Städten über amerikanische Landschaften oder in das Archiv einer Architektin. Die großen Datenmengen, die in der Pathologie und Molekularbiologie täglich anfallen, werden ebenso künstlerisch aufbereitet wie unser Gehirn – mehrere hundert Mini-Gehirne bilden einen eigenen Organismus, der auf Farbinputs reagiert, die man mittels Riesen-Hirn-Buzzer senden kann.
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(APA/red.)