Behandlung Long Covid - Sind wir gut aufgestellt?

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Autor: Scho

Die Behandlung von Covid-19 ist mit der Genesung nicht bei allen Patientinnen und Patienten abgeschlossen. Die Langzeitfolgen und die damit verbundene Behandlung von Long Covid stellt eine weitere Folge der Pandemie dar. Es gilt, Therapiemöglichkeiten zu entwickeln und diese in den Rehakliniken zu etablieren. Auf der MEDICA 2021 lieferte Frau Dr. Frommhold einen Impulsvortrag zum Thema „Behandlung von Long Covid – Sind wir gut aufgestellt?“ im MEDICA ECON FORUM. Im Nachklang zur MEDICA 2021 erläutert sie, was für eine gute Aufstellung bei der Behandlung von Long Covid noch getan werden muss.

Frau Dr. Frommhold, was für Voraussetzungen müssen für eine Behandlung von Long Covid erfüllt werden?

Dr. Jördis Frommhold: Zuerst ist es wichtig, dass wir sowohl in den Hausarztpraxen als auch bei den Fachärztinnen und Fachärzten die Patientinnen und Patienten in ihren Symptome ernst nehmen. Denn die Diagnosestellung „Long Covid“ ist nicht unbedingt einfach. Es gibt nicht den einen Marker, der bestimmt wird und dann per Definition Long Covid ergibt. Die Vorgehensweise ist häufig ein Ausschlussverfahren, bei dem an Ende Long Covid herauskommt. Steht die Diagnose, ist der nächste Schritt die richtige Einstufung der Hauptsymptome der Patientin oder des Patienten. Sind es die neurologisch kognitiven Einschränkungen? Sind es Belastungsinsuffizienzen? Sobald die Diagnose steht und klar wird, dass ein Auskurieren zu Hause nicht ausreicht, sollte auch möglichst zügig einen Reha-Antrag gestellt werden. Eine Alternative bietet eine parallele ambulante Behandlung. Uns ist bewusst, dass die Strukturen noch nicht so gut ausgebaut sind. Wir arbeiten daher mit Hochdruck an digitalen Möglichkeiten für den ambulanten Nachsorgebereich und die Reha.

Wo gibt es noch Verbesserungspotenziale in der Behandlung?

Frommhold: Am 20.12.21 haben wir mit zunächst zwölf Ärztinnen und Ärzten aus unterschiedlichen Fachrichtungen den interdisziplinären „Ärzte und Ärztinnenverband Long Covid“ gegründet. Ziel ist, die Forschung, Behandlung und Versorgung von Long Covid-Patientinnen und Patienten voranzutreiben. Es gibt bereits gute Ansatzpunkte bei der Weiterbildung, allerdings sind die sektoralen Grenzen noch relativ verhärtet. Aber wir befassen uns alle mit einem Krankheitsbild, also sollten wir auch pansektoral zusammenarbeiten. In diesem Sinne sehe ich gerade Long Covid auch als eine Chance für den gesamten Gesundheitssektor. Eine wichtige Rolle spielen auch die Digitalisierungsmöglichkeiten. Es gilt, den Patientinnen und Patienten zu ermöglichen, sich bei niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen oder auch in Krankenhäusern virtuell vorzustellen und eine Expertenempfehlung zu bekommen. Das vereinfacht den Umgang um ein Vielfaches, denn die Patientinnen und Patienten müssen nicht mehr für Besprechungen mit Fachärztinnen und Fachärzten an verschiedene Orte gebracht werden.

Sind wir bei der Behandlung von Long Covid denn gut aufgestellt?

Frommhold: Das lässt sich noch nicht mit Klarheit sagen, da wir noch nicht wissen, wie es mit den Spätfolgen von Omikron aussieht. Das müssen wir abwarten und uns aber gleichzeitig überlegen, ob wir je nach Anzahl der betroffenen Patientinnen und Patienten auch im Rehabereich die notwendigen Kapazitäten haben. Denn die Patientinnen und Patienten, die normalerweise die Rehakliniken füllen, fallen schließlich nicht weg. Das Problem ist, dass die von Long Covid betroffenen Patientinnen und Patienten häufig die Jüngeren sind, die vorher gesund waren und keine Reha brauchten.

Was für Therapiemöglichkeiten gibt es?

Frommhold: Wir haben es bei Long Covid mit einem chronischen Krankheitsbild zu tun, bei dem die Patientinnen und Patienten von Rehamaßnahmen verschiedenster Formen profitieren. In den Leitlinien steht noch keine kausale Therapie zur Reha. Es bringt nichts, wenn wir die Patientinnen und Patienten nur auf die Rehakliniken verteilen und diese ihr Programm so wie immer durchführen. Die Long Covid-Patientinnen und Patienten müssen bereits in der Anamnese genau differenziert werden. Es muss für die passende Therapieoption klar sein, welche Beschwerden im Mittelpunkt stehen. Zum Beispiel macht für eine Long Covid-Patientin oder einen Long Covid-Patienten mit Fatigue-Symptomen eine Therapie mit Ausdauer- und Krafttraining keinen Sinn. Es müssen stattdessen Krankheitsbewältigung, Entspannungstechniken und Umstrukturierungen des Tagesablaufes vermittelt werden. Das muss auch als Handlungsempfehlungen für die Therapien zur Verfügung stehen: Welche Symptomkonstellation sollte mit welchen Therapieinhalten behandelt werden. Nur dann kann das Personal auch entsprechend geschult werden.

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