Das LKH-Uniklinikum Graz setzt bei chirurgischen Eingriffen zunehmend auf die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter. So können an der Uniklinik für Kinder- und Jugendchirurgie nun auch Kinder roboterassistiert operiert werden. Mit einem speziell dafür zugelassenen Robotersystem nimmt man aktuell eine österreichweite Vorreiterposition ein. Jährlich will man damit bis zu 100 Operationen durchführen, schilderte Kinderchirurgie-Vorstand Holger Till am Mittwoch.
„Noemi“ wird das neue technische Assistenzsystem vom Personal an der Grazer Kinderchirurgie genannt. Es wurde nach der ersten kleinen Patientin, die damit operiert wurde, benannt: ein zehnjähriges Mädchen, bei dem damit die beidseitigen Leistenbrüche (Leistenhernien) chirurgisch verschlossen wurden. Die kleine Turnerin fand es am Mittwoch im Pressegespräch „super“, dass sie mithilfe eines robotischen Systems operiert wurde und zeigte sich bereits wieder fit für die Rhythmische Gymnastik.
Robotergestützte minimalinvasive Chirurgie hilft seit rund zwei Jahrzehnten dabei, die natürlichen Fähigkeiten von Chirurgen zu erweitern und Eingriffe schonender für Patienten zu machen. Sie wird eingesetzt, um Eingriffe präziser und für Patienten schonender umsetzen zu können, und „die Grenzen des Machbaren weiter zu verschieben“, wie Gerhard Stark, KAGes-Vorstandsvorsitzender, im Grazer Pressegespräch erklärte. Das robotische Operationssystem agiert dabei als verlängerter Arm der Chirurginnen und Chirurgen und übersetzt ihre Bewegungen auf engstem OP-Raum.
„Durch das neue, speziell auf Kinder ausgerichtete und zugelassene System können wir nun auch Kleinkindern und Kindern eine minimalinvasive Roboterchirurgie anbieten – mit all ihren bekannten und erwiesenen Vorteilen. Damit kommt die maximale Präzision endlich auch in der Kinderchirurgie an“, zeigte sich Kinderchirurgie-Vorstand Till erfreut. Denn während bisherige robotische Hilfssysteme mit OP-Instrumenten von acht bis zwölf Millimeter Durchmesser arbeiten, können für das neue System wesentlich feinere Instrumente mit Durchmesser zwischen drei und fünf Millimeter verwendet werden. Dank der kleineren Instrumente könne man nun sogar Kinder ab zwölf Monaten robotergestützt operieren.
Österreichweit sei die Grazer Kinderchirurgie die erste Klinik, die das neue Assistenzsystem in Betrieb nimmt, „weltweit sind es erst ein Dutzend“, betonte der KAGes-Vorstand für Finanzen und Technik, Ulf Drabek. Das mit drei Armen ausgestattete Robotic-System wurde auf zwei Jahre angemietet. Nach zwei Jahren wolle man über einen möglichen Ankauf entscheiden. In Graz will man damit vorerst Operationen im Bauchbereich von kleinen Patientinnen und Patienten – wie z. B. bei Leistenhernien, Refluxchirurgie, Blinddarm- und Gallenblasenentfernungen – einsetzen. „Wir bauen das Know-how behutsam auf“, so Till.
(APA/red.)